Die baden-württembergische CDU erlebt einen politischen Frühling mitten im Winter. Laut dem aktuellen BW-Trend käme sie bei einer Landtagswahl am Sonntag auf 32 Prozent – zehn mehr als die Grünen. Die Werte der anderen im Landtag vertretenen Parteien: AfD 18, SPD 9, FDP 7. Die CDU hätte die Machtverhältnisse in der dann schwarz-grünen Koalition glatt gedreht.

Zurzeit spricht nichts dafür, dass die Grünen die CDU noch einholen können. Bundespolitisch wegen des Frustes über die "Ampel". Landespolitisch, weil ihr populärer Ministerpräsident Winfried Kretschmann spätestens 2026 aufhören wird. Landtagswahlen in der Ära Kretschmann waren immer auch Persönlichkeitswahlen.
Mit dem Schwaben und grünen Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir stünde ein kampferprobter, beliebter Nachfolger bereit. Erfahrener als der 35-jährige CDU-Landesvorsitzende und mutmaßliche Spitzenkandidat Manuel Hagel. Doch Cem Özdemir wird nach meinem Dafürhalten nicht zur Verfügung stehen. Stand heute – und wohl auch im Sommer, wenn er sich entscheiden muss – steht er vor der Alternative, 2025 auf die Oppositionsbank in Berlin zu gehen oder 2026 für den kleineren Koalitionspartner nach Stuttgart. Da deckt Berlin, glaube ich, Özdemirs Interessen besser ab.
"Ampel"-Frust trifft auch Landes-Grüne
Die lange Regierungszeit von Winfried Kretschmann traf bzw. trifft die CDU hart. Zugleich war sie eine Voraussetzung für ihr politisches Comeback. Die Partei musste meines Erachtens zuerst die Generationen Mappus und Strobl vollkommen hinter sich lassen, bevor sie wieder einen Ministerpräsidenten stellen darf.