Bild-Collage: Räumfahzeug im Schnee, Auto versinkt im Hochwasser, Saharastaub über Stuttgart (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance/dpa | Felix Kästle | Thomas Reichelt | Marijan Murat | Collage SWR)

Jahresrückblick

Wetter 2021: Baden-Württemberg trotz viel Regen sonnigste Region

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Katharina Fuß
SWR-Redakteurin Katharina Fuß (Foto: Fotoatelier M., Terzo Algeri)

Viel Schnee im Winter, ein gelber Himmel durch Saharastaub aus Afrika, Unwetter mit Hochwasser und Mini-Tornados im Sommer. Auch wettertechnisch war in BW 2021 einiges los.

Nicht nur Corona hat unser Leben dieses Jahr verändert, sondern auch das Wetter war in Baden-Württemberg irgendwie anders, das bestätigen auch Expertinnen und Experten. 2021 war nämlich deutlich kühler und feuchter als die Vorjahre. Laut dem Deutschen Wetterdienst (DWD) war Baden-Württemberg aber trotzdem die sonnigste Region in Deutschland.

Viel Schnee und Corona-Kontrollen zu Jahresbeginn

Los ging 2021 mit ganz viel Schnee. Mitte Januar war fast ganz Baden-Württemberg ein Winter-Wunderland. Doch Corona machte vielen einen Strich durch die Rechnung. Die Mehrheit der Skilifte war zu oder nur stundenweise geöffnet, Menschenansammlungen nicht gern gesehen und das, obwohl dieser Winter so schneereich war, wie lange nicht. Viele Menschen in Baden-Württemberg zog es trotzdem in die Berge, es kam zu vielen Staus und Behinderungen. Die Polizei sperrte mehrere Straßen und kontrollierte das Einhalten der Corona-Regeln.

Der Verkehr staut sich im Schwarzwald. (Foto: dpa Bildfunk, Patrick Seeger)
Der Verkehr staut sich im Schwarzwald.

Gelber Himmel über Baden-Württemberg im Februar

Während im Februar in der Nordhälfte Deutschlands starke Schneefälle und Eisregen für eine extreme Wetterlage sorgten, färbte sich der Himmel über Baden-Württemberg plötzlich gelb ein. Hinter diesem Wetterphänomen steckte Saharastaub, vor allem aus den nordwestafrikanischen Staaten Mauretanien, Mali und Algerien. Voraussetzung dafür ist laut Wetterexperten, dass es in der Sahara ein Tief gibt, das den Sand aufwirbelt - in mehrere Kilometer Höhe. Dort herrsche dann ein Sandsturm.

DWD: Frostreichster April in BW seit Beginn der Wetteraufzeichnungen

Die Obstbauern in Baden-Württemberg hatten im April Angst um ihre Ernte, denn der Deutsche Wetterdienst (DWD) hatte für die Nächte Frost angekündigt. Für die Jahreszeit nichts Ungewöhnliches - aber es war dieses Jahr schon zu warm.

Im Februar gab es nämlich ungewöhnlich hohe Temperaturen von bis zu 22 Grad und damit auch neue Monatsrekorde. Einem sommerlichen 1. April folgte laut DWD der frostreichste Ostermonat seit Beginn der Wetteraufzeichnungen.

Das machte den Bauern Sorgen, denn die Bäume hatten durch die warmen Temperaturen zuvor schon ausgetrieben. Der Frost kann dann die Ernte zunichte machen. Dabei könnte ein Teil der Blüten regelrecht erfrieren, hieß es beim Kompetenzzentrum für Obstbau in Bavendorf.

Die Bilanz der Obstbauern nach den Frostnächten fällt schließlich unterschiedlich aus, in vielen Fällen helfen die Schutzmaßnahmen. Die Obstbäume rund um Schlat im Albvorland zum Beispiel standen Anfang Mai erstaunlich gut da. Aber den Obstbauern machte nicht nur der Frost sondern dann auch die Unwetter im Sommer 2021 zu schaffen.

Heftige Regenfälle und Überschwemmungen im Sommer

In den Monaten Juni, Juli und August fielen in diesem Jahr landesweit 390 Millimeter Niederschlag. Das sind laut der Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg (LUBW) durchschnittlich 40 Prozent mehr als in den letzten 30 Jahren (1991 - 2020) in den entsprechenden Monaten.

An den Kennwertpegeln des Landes stiegen nach Angaben des LUBW die Hochwasserscheitel innerhalb kürzester Zeit in Bereiche von 20- bis 50-jährlichen, teilweise 100-jährlichen Ereignissen und darüber. Bäche traten über die Ufer, wurden zu reißenden Flüssen und führten zu gravierenden Schäden innerhalb der betroffenen Gemeinden.

Betroffen waren vor allem der Süden und Osten Baden-Württembergs. Ein Schwerpunkt der Unwetter war diesmal die Bodenseeregion. In Lörrach wurde der öffentliche Notstand ausgerufen, nachdem sich kleine Bäche in reißende Flüsse verwandelt hatten.

Mini-Tornados in Baden-Württemberg

Aus einer aufziehenden Gewitterfront bildete sich im Juli im Main-Tauber-Kreis beinahe ein Tornado. Augenzeugen beobachteten eine trichterförmige, rotierende Wolke, die sich in Richtung Boden senkte.

Bei Bad Mergentheim bildet sich ein Funnel - ein "Fast-Tornado" (Foto: Nonstop News)
Ein sogenannter Funnel - ein Fast-Tornado - bildet sich über Bad Mergentheim.

Ein ähnliches Naturereignis gab es im August auch am Bodensee: Dort zog eine sogenannte Wasserhose vor Langenargen (Bodenseekreis) über den Bodensee. Eine Wasserhose gilt als Mini-Tornado über der Wasseroberfläche.

Flutkatastrophe im Ahrtal

Trotz Hagel, Überschwemmungen und heftigen Stürmen kam Baden-Württemberg beim Thema Unwetter noch glimpflich davon. Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen waren 2021 von extremen Hochwassern mit Dutzenden Toten und immensen Schäden betroffen.

Unvorstellbare Wassermassen hatten in der Nacht vom 14. auf den 15. Juli 2021 die Region Trier und das Ahrtal in der Eifel getroffen. 

BW-Helfer bei der Flut im Ahrtal

In den Katastrophengebieten von Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen war die Lage nach der Flut enorm schwierig. Viele Menschen wurden vermisst, Gebäude mussten evakuiert und Straßen von Schutt und Schlamm geräumt werden. Aus ganz Deutschland kamen Helfer. Auch Baden-Württemberg schickte Einsatzkräfte von Sanitätsdienst, Feuerwehr und Technischem Hilfswerk in die Hochwassergebiete nach Rheinland-Pfalz.

Nur vereinzelt weiße Weihnachten in Baden-Württemberg

Nach diesem ereignisreichen Wetter-Jahr kam dann der Herbst doch recht ruhig daher mit Sonnenschein und oft auch dichtem Nebel. Es wurde bald schon richtig kalt - im November fiel der erste Schnee. Langsam nahte der Winter.

Im Hochschwarzwald konnten sich die Menschen schon frühzeitig auf weiße Weihnachten freuen. Doch für die meisten Baden-Württemberger blieb das ein frommer Wunsch.

Schnee verwandelt den Schwarzwald in ein Wintermärchen (Foto: SWR)
Wie im Wintermärchen: Schnee im Schwarzwald.

Und das wird die nächsten Jahre wohl nicht besser: Eine Auswertung des Deutschen Wetterdienstes zeigt, dass die Chance auf weiße Weihnacht in den letzten Jahrzehnten um 13 bis sogar 44 Prozent zurück gegangen ist. Besonders betroffen ist der Süden Deutschlands, ausgerechnet die Regionen, die viele Jahrzehnte lang fast jedes zweite Jahr mit Schnee zum Jahresende rechnen konnten. Laut Untersuchung können sich die Deutschen nur noch alle zehn Jahre über Schnee an Weihnachten freuen - je tiefer gelegen, desto seltener die Freude.

DWD: Baden-Württemberg sonnenreichste Region 2021

Die gute Nachricht zum Schluss: Obwohl Baden-Württemberg 2021 die nasseste Region in Deutschland war, belegt das Bundesland bundesweit den ersten Platz der sonnigsten Regionen. Laut dem Deutschen Wetterdienst wurden hier 1.805 Sonnenstunden (1.607 Stunden) gemeldet.

Eine Frau läuft im Gegenlicht der aufgehenden Sonne im Morgennebel an Bäumen vorbei. (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance/dpa | Thomas Warnack)