Hartung gilt als ehrgeizig und durchsetzungsstark. Das muss er auch sein, denn auf den promovierten Fertigungstechniker warten gewaltige Aufgaben: Der Stuttgarter Technologiekonzern Bosch befindet sich in einer großen Umbruchphase. So wie die gesamte deutsche Industrie – und vor allem die Auto-Branche – sind der Wegfall der Verbrenner-Technologie, der Boom von E-Fahrzeugen und alternative Antrieben die Herausforderungen der Stunde.
Stefan Hartung hat Erfahrung bei Bosch und als Unternehmensberater
Stefan Hartung kam 2004 mit 38 Jahren zum Bosch-Konzern nach Stuttgart. Aber er ist einer, der schon viel gesehen hat. So hat er nach dem Studium an der RWTH in Aachen unter anderem als Unternehmensberater bei McKinsey & Company in Düsseldorf gearbeitet.
Beobachter beschreiben ihn als jemanden, der Umstrukturierung kann, weil er einen guten Blick für das Wesentliche habe. Er scheue sich auch nicht, unbequeme Wahrheiten zu erkennen, auszusprechen und dann entschlossen zu handeln.
Wie etwa 2013: Damals war er gerade erst Chef der Bosch-Sparte "Energy & Building Technology" geworden und musste das – vor seiner Zeit – teuer hinzugekaufte Solargeschäft wieder abwickeln. Das hat Bosch zwar 3,7 Milliarden Euro gekostet, aber womöglich vor größerem Schaden bewahrt. Es könnte als Hartungs "Gesellenstück" beim Bosch-Konzern gesehen werden, das ihn für größere Aufgaben empfohlen hat: erst 2019 Leiter der wichtigen Auto-Sparte, 2022 neuer Chef des Gesamt-Konzerns.
Privat mag Hartung Fußball, Pils und Fahrradfahren
Stefan Hartung lacht gerne und oft. Der 55-jährige gebürtige Dortmunder gibt sich umgänglich, als "hemmungsloser Optimist" – und bodenständig. Er hält seinem Heimatverein "Borussia BVB" beim Fußball in guten wie in schlechten Zeiten die Treue, weiß auch gerne mal ein Bier (natürlich Pils) zu schätzen. Er liebt Hausmannskost und ist in seiner Freizeit inzwischen öfter mit dem Fahrrad unterwegs. Mit einem E-Bike mit Bosch-Antrieb natürlich, wie er in Interviews gerne betont.
Es sind große Fußstapfen, in die Hartung tritt. Schließlich ist er erst der siebte Chef in der 135-jährigen Unternehmensgeschichte des Stuttgarter Technologiekonzerns, nach der Gründung durch den Namensgeber Robert Bosch 1886. Vielleicht kann Hartung dabei ein Zitat beherzigen:
„In allen Zweifelsfragen ist stets die Sache über die Person zu setzen, jeder soll mitwirken zum Wohle des Ganzen.“
Hartung muss Bosch in einer herausfordernden Zeit prägen, in der Unternehmensteile umgebaut, Werke geschlossen werden. An anderer Stelle müssen dafür Milliarden Euro in Zukunftstechnologien investiert werden. Dazu kommen die aktuellen Herausforderungen der Corona-Pandemie mit schwankenden Absatzmärkten, angespannten Lieferketten und weltweitem Halbleiter-Chipmangel.