In den 1920er-Jahren sind Waschbären für die Pelzindustrie aus Nordamerika nach Deutschland gebracht und ausgesetzt worden. Hundert Jahre später haben sie sich massenhaft vermehrt. Sie gelten als invasive Art, die Vögel und Reptilien bedroht und sind zum Abschuss freigegeben. Die CDU-Landtagsabgeordnete und Jägerin Sarah Schweizer fordert, mehr Waschbären zu schießen und ihr Fell zu Handtaschen zu verarbeiten. Das sorgt für Aufruhr bei Tierschützerinnen und Tierschützern.
Das Jagen von Waschbären ist für Schweizer notwendig, da es sich um eine "explodierende Population" handele. Baden-Württemberg sei bundesweit ein Hotspot für Waschbären, stellt die Jägerin fest. Mit rund 140.000 Waschbären habe sich ihre Zahl in Baden-Württemberg in den letzten 16 Jahren um 2.800 Prozent erhöht. "Der Waschbär ist eine invasive Art, wo wir nach europäischem Recht dazu verpflichtet sind, ihn zu bejagen, weil er keine natürlichen Feinde hat", so Schweizer.
Im Neckar-Odenwald-Kreis ist der Waschbär inzwischen fast überall anzutreffen und führt zu bekannten Problemen. So werden schnell Mülltonnen ausgeräumt oder Dachböden in Beschlag genommen. Ein Wildtierbeauftragter im Landkreis empfiehlt, alle möglichen Schlupflöcher unter den Dachziegeln zu verschließen und Regenrinnen und Fallrohre abzusichern.
Süße Tiere oder ungebetene Gäste? Waschbär erobert den Odenwald
Der Waschbär fühlt sich schon seit Jahrzehnten in Deutschland zuhause. Jetzt hat er auch den Odenwald erobert. Ursprünglich aus Nordamerika, gilt der Kleinbär als invasive Art.
Tierschützer kritisieren Abschuss von Waschbären
Tierschützerinnen und Tierschützer sehen den Waschbären nicht als Gefahr an. Peter Höffken von der Organisation PETA findet es ungerecht, dass die Tiere zum Abschuss freigegeben sind. Es gebe verschiedene Studien, die belegen würden, dass Waschbären nicht der Grund dafür seien, dass die Artenvielfalt in Deutschland zurückgehe. Höffken sagt, Schuld sei mehr die industrialisierte Landwirtschaft. "Dass jetzt die Waschbären zum Prügelknaben für die Verfehlungen im Artenschutz herhalten müssen, das ist doch wirklich zu kurz gedacht und deswegen setzen wir uns dafür ein, dass die Waschbären nicht gejagt werden."
Der Tierschützer verweist auf wissenschaftliche Studien. Verstärktes Waschbären-Töten bewirke aus seiner Sicht das Gegenteil und sei kontraproduktiv. Trotz intensivierter Bejagung erhöhten sich die Abschusszahlen immer weiter. "Das Beste wäre tatsächlich, die Tiere einfach in Ruhe zu lassen", so Höffken.
Schweizer für stärkere Bejagung zum Schutz anderer Tierarten
Sarah Schweizer, die Jägerin aus der Landespolitik, sieht durch die Waschbären auch andere Tierarten bedroht, wie zum Beispiel Singvögel und Kröten. Das seien alles Bestände, die ohnehin stark zurückgehen würden. Die Landtagsabgeordnete trägt auch eine Handtasche aus Waschbärenfell, um auf deren Abschuss aufmerksam zu machen. Die Jagdtrophäe als modisches Accessoire hält Tierschützer Höffken allerdings für daneben und rät, das Fell gar nicht zu verteilen.