Sozialer Aufstieg durch Bildung

Betiel Berhe: Vom Migranten-Arbeiterkind zur studierten Ökonomin

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AUTOR/IN
Jenny Beyen
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Andreas Böhnisch

Betiel Berhe hat den sozialen Aufstieg geschafft. Als Kind einer Migranten-Arbeiterfamilie aus Ulm ist sie inzwischen als Ökonomin tätig. Doch ihr Erfolg sei eine Ausnahme, sagt sie selbst.

Die in Ulm geborene Betiel Berhe hat einen steinigen Weg hinter sich. Sie stammt aus einer Migranten-Arbeiterfamilie und ist inzwischen als Ökonomin tätig. Außerdem arbeitet sie als Anti-Rassimus-Trainerin und hat das Institut für Social Justice & Radical Diversity in München mitbegründet.

"Aus einer gewissen Perspektive verkörpere ich ein Aufsteigermärchen."

Trotzdem will die Ulmerin ihre persönliche Erfolgsgeschichte nicht als repräsentativ für Menschen aus der migrantischen Arbeiterklasse ansehen. Sie sei eine Ausnahme - ihr Aufstieg nicht repräsentativ. Er verschleiere, dass in Deutschland die Chancen auf Bildungsgerechtigkeit nach wie vor nicht gegeben seien.

Integrations-Druck: "Ich musste mich maximal anpassen."

Auf ihre Schulzeit blickt Betiel Berhe mit gemischten Gefühlen zurück. Sie habe sehr schnell erfahren müssen, dass weiße Kinder aus der Mittelschicht bevorzugt worden seien.

Wer Ballett- oder Klavierunterricht bekam, hatte "einen ganz anderen Rang in der Schule." Diese Kinder seien unabhängig von ihren schulischen Leistungen besser behandelt worden als Kinder mit Migrationshintergrund.

Versteckte Mechanismen der Diskriminierung sichtbar machen

Ihre Erfahrungen hat Betiel Berhe in dem Buch "Nie mehr leise - Die neue migrantische Mittelschicht" verarbeitet. Darin gehe es um Diskriminierung von Menschen mit Migrationshintergrund, um Aufstieg und "Teil einer anderen Klasse zu sein", so Berhe. Es sei ihr wichtig gewesen, die feinen Unterschiede und versteckten Mechanismen sichtbar zu machen, welche Formen von Ungerechtigkeit in der Gesellschaft vorhanden seien.

Rassismus und Klassenunterschiede überwinden

Für die Zukunft träume sie von einer Gesellschaft ohne Rassismus und Klassenunterschiede, ergänzt die Ulmerin. Zum Erreichen dieses Ziels müssten möglichst viele Menschen an einen Tisch gebracht werden. "Wir müssen alle gemeinsam darüber nachdenken, wie eine andere Gesellschaft aussehen könnte."

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