Die Gewerkschaft ver.di hat die Bankbeschäftigten in Baden-Württemberg am Dienstag zu einem Warnstreik aufgerufen. Hintergrund ist die fünfte Verhandlungsrunde für die Beschäftigten der öffentlichen Banken, die diese Woche beginnt.
Laut Aussage von ver.di ist die Streikbeteiligung insbesondere bei der Stuttgarter BW Bank am Dienstag hoch: Mehrere Filialen der Bank seien stark vom Streik betroffen und auch im Innendienst komme es zu Verzögerungen. Ein Banksprecher konnte dies auf SWR-Nachfrage nicht bestätigen. Ihm zufolge seien Geschäftsbetrieb und Erreichbarkeit für Kunden der BW-Bank aktuell so gut wie nicht beeinträchtigt.
Eine lange Kaffeepause ist kein virtueller Arbeitskampf
Aufgrund der Corona-Pandemie finden keine zentralen Kundgebungen oder Streikversammlungen der streikenden Bank-Beschäftigten statt. Die Beschäftigten streiken stattdessen virtuell. Ganz generell ist es bei einem Arbeitskampf irrelevant, ob Beschäftigte in der Fabrikhalle das Fließband stoppen, den Bankschalter schließen oder daheim den Rechner herunterfahren und dann in den virtuellen Ausstand treten. Bei einem virtuellen Arbeitskampf ist es jedoch wichtig, dass die Beschäftigten dem Arbeitgeber und der Gewerkschaft die Arbeitsniederlegung anzeigen und deutlich machen, dass sie ab sofort im Streik sind - eine längere Kaffeepause zählt nicht als virtueller Warnstreik.
Warnstreiks sind das gute Recht der Beschäftigten
Die Teilnahme an einem Warnstreik, der von einer Gewerkschaft ausgerufen wurde, stellt keine Verletzung des Arbeitsvertrags dar, sondern ist das gute Recht eines jeden Beschäftigten - auch im Homeoffice. Während des Warnstreiks ruht das Arbeitsverhältnis, wie es offiziell heißt. Das bedeutet, dass Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer nicht arbeiten müssen, während des Arbeitskampfs aber auch kein Geld von ihrem Arbeitgeber erhalten.
Streikgeld statt Gehalt bei Warnstreiks
Da aufgrund der Corona-Pandemie keine zentralen Kundgebungen oder Versammlungen der streikenden Beschäftigten stattfinden, ist eine Erfassung der Streikbeteiligung sowohl für die Arbeitgeber als auch für die Gewerkschaft aktuell schwierig. Beim aktuellen Streik der Bank-Beschäftigten behilft sich die Gewerkschaft ver.di daher mit einer Online-Veranstaltung, in die sich streikende Bank-Mitarbeitende einloggen können. Auch die Streikgeld-Erfassung verläuft online. Denn dafür, dass sie während des Streiks keinen Lohn vom Arbeitgeber erhalten, bekommen die Gewerkschaftsmitglieder einen Lohnersatz von ihrer Gewerkschaft.
Die Gewerkschaft ver.di fordert unter anderem eine Erhöhung der Gehälter der Bank-Beschäftigten um 4,5 Prozent bei einer Laufzeit von zwölf Monaten. Die Arbeitgeber haben bislang Einmalzahlungen in einer Gesamthöhe von 1.000 Euro, sowie eine Tariferhöhung von 1,4 Prozent ab August 2022 angeboten. Die Laufzeit soll 38 Monate betragen. Insgesamt arbeiten in Baden-Württemberg rund 15.000 Beschäftigte bei den öffentlichen Banken.
Auch bei den Privatbanken könnten in den kommenden Tagen bundesweit Warnstreiks drohen, da die Tarifverhandlungen dort nun abgebrochen wurden.