Ein Mercedes vom Typ EQS mit integriertem "Drive Pilot" fährt im fließenden Verkehr auf der Autobahn A100. (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance/dpa | Carsten Koall)

autonomes Fahren im Straßenverkehr

Mercedes verkauft ab Mitte Mai System zum selbständigen Fahren auf der Autobahn

Stand

Ab Mitte Mai startet Mercedes als erster Hersteller den Verkauf von Autos, die selbstständig fahren dürfen. Erlaubt ist das aber nur bei geringen Geschwindigkeiten auf der Autobahn.

Mercedes startet in Deutschland als erster Hersteller den Verkauf eines Systems zum hochautomatisierten Fahren, das komplett die Kontrolle im stockendem Verkehr auf der Autobahn übernehmen kann. Verkaufsstart soll der 17. Mai sein, erste Fahrzeuge mit dem System dürften ab Sommer ausgeliefert werden. Für die S-Klasse wird das System 5.000 Euro plus Mehrwertsteuer kosten, wie der Konzern am Freitag mitteilte. Beim Elektromodell EQS werden gut 7.400 Euro vor Mehrwertsteuer fällig, weil noch ein Fahrassistenzpaket dazu gebucht werden muss.

Erstmals können Fahrer die Kontrolle komplett abgeben

Bisher werden in den Autos Fahrassistenzsysteme eingesetzt, die Fahrerinnen und Fahrern zwar verschiedene Aufgaben wie das Halten der Spur oder des Abstands abnehmen können. Der Mensch bleibt dabei aber in der Verantwortung und muss die Hände am Steuer lassen. Das gilt zum Beispiel für Teslas Assistenzsystem Autopilot.

Ein Entwickler bei der Mercedes Benz AG sitzt in einem fahrenden Mercedes vom Typ EQS unter Anwendung des "Drive Pilots". (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance/dpa | Carsten Koall)
Ein Entwickler bei der Mercedes Benz AG sitzt in einem selbständig fahrenden Mercedes vom Typ EQS unter Anwendung des "Drive Pilots" auf der Autobahn.

Mercedes bekam in Deutschland als erster Autohersteller eine Zulassung für den Betrieb eines Systems, bei dem die Fahrerinnen und Fahrer in bestimmten Situationen die Kontrolle abgeben und zum Beispiel fernsehen dürfen. Sie müssen allerdings jederzeit bereit sein, wieder die Steuerung zu übernehmen.

Verantwortung während der Fahrt liegt bei Mercedes

Der Einsatz des Systems mit dem Namen "Drive Pilot" ist mit rechtlichen Vorgaben auf sehr konkrete Situationen beschränkt. So funktioniert es nur auf Autobahnen, bei Geschwindigkeiten bis zu 60 Kilometern pro Stunde und nur solange der Abstand zum davor fahrenden Fahrzeug nicht zu groß wird. Erkennt das System, dass die Voraussetzungen da sind, lässt es sich von den Fahrerinnen und Fahrern aktivieren. Während "Drive Pilot" das Auto steuert, liegt die Verantwortung bei Mercedes. Wenn das System den Fahrer oder die Fahrerin auffordert, wieder die Kontrolle zu übernehmen, hat er bis zu zehn Sekunden Zeit dafür.

"Drive Pilot" vorerst nur mit Einschränkungen fahrbar

Es gibt auch weitere Einschränkungen. In Baustellen dürfte "Drive Pilot" zwar fahren. Mercedes verzichtet aber angesichts der zusätzlichen Komplexität zunächst darauf. Gemäß den rechtlichen Vorgaben muss ein Auto im automatischen Betrieb in seiner Spur bleiben. Wenn also etwa ein Spurwechsel an einem Autobahnkreuz notwendig wird, muss der Wagen dafür die Kontrolle den Fahrern übergeben. Der zuständige Mercedes-Vizepräsident Georges Massing geht davon aus, dass der rechtliche Spielraum ausgeweitet wird, wenn sich die Systeme im Alltag bewähren und Vertrauen schaffen: "Da wird aus dem Markt und aus allen Ecken Druck auf das System kommen, sodass man mehr Freiheit kriegt."

Verkauf nur in Deutschland möglich

Mercedes wird sein "Drive Pilot" vorerst nur in Deutschland verkaufen dürfen. Denn nur hier ist die Haftung rechtlich geklärt. Eine kleine Ausnahme wird es wohl für die US-Bundesstaaten Kalifornien und Nevada geben. Dort wird das System vermutlich bis Ende des Jahres auch erlaubt. Für weitere rund 170 Staaten gibt es zwar seit Dezember 2021 eine "Zertifizierung“, es fehlen dort aber die notwendigen rechtlichen Voraussetzungen. Deshalb schaltet sich das System auch ab, wenn man über die Grenze ins Ausland fährt. Das Auto-Pilot-System steht dann nicht mehr zur Verfügung.

Kann man seine bisherige S-Klasse updaten?

Ein Update für die bisherige S-Klasse von Mercedes wird es nicht geben. Denn in diesen Fahrzeugen fehlen Sensoren und Antennen. In den neuen Modellen gibt es ein doppeltes Lenk-, Brems- und Boardsystem. Diese doppelten Systeme sind für das autonome Fahren notwendig. Durch die Antennen und Sensoren ist das Auto zentimetergenau in der Spur.

Stand
AUTOR/IN
SWR