Hunderte Urlauber und Touristen verbringen den Nachmittag am Ufer des Bodensees.  (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance/dpa | Felix Kästle)

Folgen der Pandemie und des Ukraine-Kriegs

Verbraucher müssen sich beim Urlaub in BW auf höhere Kosten einstellen

Stand
AUTOR/IN
Anne Jethon

Urlaub in Baden-Württemberg wird teurer, Tourismusbetriebe haben mit höheren Kosten in vielen Bereichen zu kämpfen. Und das ist nicht ihr einziges Problem.

Gas, Sprit, Lebensmittel - Güter, die in den vergangenen Wochen deutlich teurer geworden sind. Preise, die baden-württembergische Tourismusbetriebe in vielen Bereichen an ihre Kundinnen und Kunden weitergeben müssen. Das bestätigen der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (DEHOGA) in Baden-Württemberg und verantwortliche Betriebe. Doch höhere Kosten sind nicht ihr einziges Problem.

So zum Beispiel bei den Hotelbetrieben am Bodensee. In den vergangenen Wochen mussten sie ihre Preise Stück für Stück erhöhen. Speisen, aber auch Zimmerbuchungen wurden teurer. Annette Driesen weiß das nur zu gut. Sie ist Vorstand der Hotelkooperation Euregio Bodensee und hält regelmäßig Kontakt zu den Hotelbetrieben am See. "Die Preissteigerung ist schon da. Sonst könnten wir kein Wasser, Strom, und mehr bezahlen", sagt sie stellvertretend für viele Betreiberinnen und Betreiber. Reisende müssten sich für das kommende halbe Jahr auf weitere Preissteigerungen einstellen.

Baden-Württemberg

Landesregierung will wichtigen Wirtschaftszweig stärken Baden-Württemberg stellt Tourismus-Kampagne vor: für Vorteile bei den "eigenen Leuten" werben

Schwarzwald und Bodensee sind beliebte Ferienziele in BW. Doch Corona hat dem Tourismus einen Dämpfer verpasst. Nun startet eine Kampagne der Landesregierung für die Branche.

DEHOGA-Umfrage: Hohe Energiekosten als größte Herausforderung

Das kann auch die DEHOGA Baden-Württemberg für die Tourismusbetriebe im Land bestätigen. "Wenn Kosten in fast allen Bereichen stark steigen, kann das nicht ohne Auswirkungen auf die betriebswirtschaftliche Kalkulation und damit auch auf die Preise bleiben", so ein Sprecher auf SWR-Anfrage. Genaue Zahlen kann er nicht nennen.

Die aktuelle Kostenentwicklung bereitet vielen Betrieben Sorgen. In einer bundesweiten DEHOGA-Umfrage bewerteten knapp 90 Prozent der befragten Betriebe die explodierenden Energiekosten als eine der größten Herausforderungen - dicht gefolgt von steigenden Lebensmittelpreisen (knapp 87 Prozent).

Grund für den Preisanstieg ist die Inflation, die unter anderem durch den Krieg in der Ukraine verstärkt wird. Wie hoch die Inflationsrate in Deutschland ist, zeigt folgendes Video:

Personalmangel zwingt Hotelbetriebe zum Aufgeben

Doch nicht nur die Inflation macht den Betrieben Sorgen, sondern auch die Folgen der Pandemie. Vor allem, weil viele Betriebe momentan zu wenig Personal haben. Das liege daran, dass viele Mitarbeitende während des Lockdowns und strikter Corona-Regeln in andere Branchen abgewandert seien. "Der Mitarbeitermangel ist neben den aktuellen Kostensteigerungen das aktuell größte Problem der Branche", so ein Sprecher der DEHOGA.

Das kann auch Annette Driesen bestätigen. "Wir haben keine Auszubildenden, keine Rezeptionisten, keine Service-Kräfte mehr", sagt sie. Manche Bodenseehotels mussten deshalb ihren Betrieb aufgeben, Restaurants für mehrere Tage in der Woche schließen. Durch den Personalmangel würden die Zimmer automatisch teurer.

Am Bodensee läuft es gut für Hotelbetriebe

Laut Driesen nehmen die Kundinnen und Kunden die Preise momentan noch hin. Sie sieht die Lage für Hotelbetriebe am Bodensee optimistisch: "Die Leute sind trotzdem gut dabei." Die Saison am See laufe sehr gut. Für Pfingsten seien die Hotels ausgebucht. Damit hat der Bodensee als Urlaubsregion aber auch vielleicht eine besonders gute Stellung. Denn dort läuft das Geschäft ohnehin gut. Driesen sagt: "Wenn wir am Bodensee nicht ausgebucht sind, machen wir was falsch." Es gebe viele Stammgäste, die sich nach Corona freuten, wieder Urlaub machen zu können. Schon an Ostern waren viele Hotels am See komplett ausgebucht.

Konstanz

Start der Tourismussaison Viele Hotels und Campingplätze am Bodensee sind über Ostern ausgebucht

Betreiber von Hotels und Campingplätzen rund um den Bodensee blicken zuversichtlich auf die Tourismussaison. An Ostern sei die Buchungslage in diesem Jahr sehr gut, heißt es.

Besucherzahlen regional unterschiedlich

In anderen Regionen sieht es nicht ganz so rosig aus. Im Land gebe es sehr starke Unterschiede, was die Tourismuszahlen angehe, erklärt Martin Knauer vom Tourismus Marketing Baden-Württemberg. Er habe sich im Vorfeld der Pfingstferien bei den Tourismusbetrieben umgehört, wie die aktuelle Buchungslage sei. "Wir stellen gegenüber dem Vorjahr eine Steigerung fest. Es ist aber nicht so, dass die Destinationen überrannt werden", erklärt er dem SWR. "Wir sind unterm Schnitt weit unter den Zahlen aus 2019, sagt er. Internationale Gäste und Geschäftsreisende fielen weg. Durch das 9-Euro-Ticket vermutet Knauer aber ein Mehr an Tagestouristen.

Verhalten optimistisch bleibt auch Annette Driesen von den Bodenseehotels. Sie hofft, dass die Lage für die Hotels am See so bleibt: "Wir wissen nicht, was ist, wenn der Herbst kommt und es wieder kalt wird." Bis dahin können die Betriebe den Sommer für sich nutzen.

Überlingen

Interview zum "See Dialog" Nachhaltigkeit und Tourismus: Den Bodensee langfristig lebenswert erhalten

Der Bodensee ist nicht nur Lebensraum vieler Menschen, sondern auch Urlaubsort. Wie sich Tourismus und Nachhaltigkeit in Einklang bringen lassen, dazu die Geschäftsführerin der Deutschen Bodensee Tourismus GmbH im Interview.

Mehr zum Thema

Baden-Württemberg

Sorge der Bürger wächst Inflationsrate in Baden-Württemberg steigt auf 7,4 Prozent

Alles wird teurer, auch in Baden-Württemberg. Für Energie, Kraftstoff und Lebensmittel mussten Verbraucherinnen und Verbraucher laut Statistischem Landesamt im Mai deutlich mehr zahlen.

Oedheim

Ausgebuchter Campingplatz in Oedheim - Großteil der Gäste aus Baden-Württemberg Hohe Spritpreise: Pfingst-Ansturm auf Campingplätze

Campingplätze in Heilbronn-Franken verzeichnen zu Pfingsten eine verstärkte Nachfrage von Urlaubern. Grund für den Heimaturlaub sind unter anderem die hohen Spritpreise.

Baden-Württemberg

Corona-Lockerungen für Gäste Tourismusbetriebe in BW hoffen auf Osterferien

Die Corona-Lockerungen könnten an Ostern Urlauber nach Baden-Württemberg locken. Doch wie viele tatsächlich kommen, zeigt sich wohl erst kurz vor Ferienbeginn.

Stand
AUTOR/IN
Anne Jethon