Gas, Sprit, Lebensmittel - Güter, die in den vergangenen Wochen deutlich teurer geworden sind. Preise, die baden-württembergische Tourismusbetriebe in vielen Bereichen an ihre Kundinnen und Kunden weitergeben müssen. Das bestätigen der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (DEHOGA) in Baden-Württemberg und verantwortliche Betriebe. Doch höhere Kosten sind nicht ihr einziges Problem.
So zum Beispiel bei den Hotelbetrieben am Bodensee. In den vergangenen Wochen mussten sie ihre Preise Stück für Stück erhöhen. Speisen, aber auch Zimmerbuchungen wurden teurer. Annette Driesen weiß das nur zu gut. Sie ist Vorstand der Hotelkooperation Euregio Bodensee und hält regelmäßig Kontakt zu den Hotelbetrieben am See. "Die Preissteigerung ist schon da. Sonst könnten wir kein Wasser, Strom, und mehr bezahlen", sagt sie stellvertretend für viele Betreiberinnen und Betreiber. Reisende müssten sich für das kommende halbe Jahr auf weitere Preissteigerungen einstellen.
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DEHOGA-Umfrage: Hohe Energiekosten als größte Herausforderung
Das kann auch die DEHOGA Baden-Württemberg für die Tourismusbetriebe im Land bestätigen. "Wenn Kosten in fast allen Bereichen stark steigen, kann das nicht ohne Auswirkungen auf die betriebswirtschaftliche Kalkulation und damit auch auf die Preise bleiben", so ein Sprecher auf SWR-Anfrage. Genaue Zahlen kann er nicht nennen.
Die aktuelle Kostenentwicklung bereitet vielen Betrieben Sorgen. In einer bundesweiten DEHOGA-Umfrage bewerteten knapp 90 Prozent der befragten Betriebe die explodierenden Energiekosten als eine der größten Herausforderungen - dicht gefolgt von steigenden Lebensmittelpreisen (knapp 87 Prozent).
Grund für den Preisanstieg ist die Inflation, die unter anderem durch den Krieg in der Ukraine verstärkt wird. Wie hoch die Inflationsrate in Deutschland ist, zeigt folgendes Video:
Personalmangel zwingt Hotelbetriebe zum Aufgeben
Doch nicht nur die Inflation macht den Betrieben Sorgen, sondern auch die Folgen der Pandemie. Vor allem, weil viele Betriebe momentan zu wenig Personal haben. Das liege daran, dass viele Mitarbeitende während des Lockdowns und strikter Corona-Regeln in andere Branchen abgewandert seien. "Der Mitarbeitermangel ist neben den aktuellen Kostensteigerungen das aktuell größte Problem der Branche", so ein Sprecher der DEHOGA.
Das kann auch Annette Driesen bestätigen. "Wir haben keine Auszubildenden, keine Rezeptionisten, keine Service-Kräfte mehr", sagt sie. Manche Bodenseehotels mussten deshalb ihren Betrieb aufgeben, Restaurants für mehrere Tage in der Woche schließen. Durch den Personalmangel würden die Zimmer automatisch teurer.
Am Bodensee läuft es gut für Hotelbetriebe
Laut Driesen nehmen die Kundinnen und Kunden die Preise momentan noch hin. Sie sieht die Lage für Hotelbetriebe am Bodensee optimistisch: "Die Leute sind trotzdem gut dabei." Die Saison am See laufe sehr gut. Für Pfingsten seien die Hotels ausgebucht. Damit hat der Bodensee als Urlaubsregion aber auch vielleicht eine besonders gute Stellung. Denn dort läuft das Geschäft ohnehin gut. Driesen sagt: "Wenn wir am Bodensee nicht ausgebucht sind, machen wir was falsch." Es gebe viele Stammgäste, die sich nach Corona freuten, wieder Urlaub machen zu können. Schon an Ostern waren viele Hotels am See komplett ausgebucht.
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Besucherzahlen regional unterschiedlich
In anderen Regionen sieht es nicht ganz so rosig aus. Im Land gebe es sehr starke Unterschiede, was die Tourismuszahlen angehe, erklärt Martin Knauer vom Tourismus Marketing Baden-Württemberg. Er habe sich im Vorfeld der Pfingstferien bei den Tourismusbetrieben umgehört, wie die aktuelle Buchungslage sei. "Wir stellen gegenüber dem Vorjahr eine Steigerung fest. Es ist aber nicht so, dass die Destinationen überrannt werden", erklärt er dem SWR. "Wir sind unterm Schnitt weit unter den Zahlen aus 2019, sagt er. Internationale Gäste und Geschäftsreisende fielen weg. Durch das 9-Euro-Ticket vermutet Knauer aber ein Mehr an Tagestouristen.
Verhalten optimistisch bleibt auch Annette Driesen von den Bodenseehotels. Sie hofft, dass die Lage für die Hotels am See so bleibt: "Wir wissen nicht, was ist, wenn der Herbst kommt und es wieder kalt wird." Bis dahin können die Betriebe den Sommer für sich nutzen.
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