Nach der coronabedingten Zwangspause strömen viele tausend Menschen im Sommer 2022 zu zahlreichen Veranstaltungen in Baden-Württemberg, die nach Einbruch der Dunkelheit ein Feuerwerk als optisches Highlight haben. Die Skepsis daran wächst.
Feuerwerke trotz Waldbdrandgefahr - geht das?
Die vielen Feuerwerke bereiten dem Landeswaldverband Baden-Württemberg große Sorgen. Sie würden ein großes Waldbrandrisiko darstellen. "Pyrotechnik ist dazu geeignet, Landschaftsbrände auszulösen. Und diese Landschaftsbrände können sich bis in den Wald ausbreiten", sagte Verbandssprecher Ulrich Potell im SWR. Durch die Dürresituation im Sommer 2022 habe man eine Lage im Wald, in der ein kleiner Funke genüge.
Für Verwunderung hatte unter anderem das Vorgehen rund um die Veranstaltung "Rhein in Flammen" am vergangenen Wochenende gesorgt. Schon im Vorfeld hatte es, unter anderem in den sozialen Netzwerken, viel Kritik daran gegeben, dass das Großfeuerwerk trotz hoher Waldbrandgefahr nicht abgesagt wurde. Auch während und nach der Veranstaltung ging es in den Gesprächsforen heiß her - unter anderem musste sich die Feuerwehr Koblenz auf Twitter einem regelrechten Shitstorm stellen.
Auch ein Großbrand Ende Juli bei einem Reifenhändler in Gammertingen hatte wohl ein Feuerwerk als Ursache. Fünf Menschen waren leicht verletzt worden, über 400 Rettungskräfte waren im Einsatz.
An solchen Beispiel könne man immer wieder sehen, wie dramatisch die Brände seien, die durch Feuerwerk ausgelöst würden, so Marius Schweizer von "Fridays for Future" Stuttgart im SWR. "Dennoch bringt es nichts, einzelnen Menschen Vorwürfe zu machen." Es brauche insbesondere politische Maßnahmen, die die Klimakatastrophe eindämmten.
Veranstalter im Austausch mit Behörden und der Feuerwehr
Feuerwerke seien vor allem auch eine Belastung für das Klima, so Schweizer weiter: "Feuerwerke stellen mit ihrer enormen Feinstaubbelastung auch ein großes Risiko für die Umwelt dar, aber wir Menschen als Teil der Umwelt leiden dann auch." Dies sieht auch Potell so. Im SWR appellierte er an alle Veranstalter von Feuerwerken, die Risikolage neu zu bewerten. "Denken Sie nach und handeln Sie verantwortungsvoll. Im Zweifesfall ist es besser, so ein Feuerwerk abzusagen", so Potell.
Und was sagen die Veranstalter dazu? An diesem Wochenende etwa erhellen Feuerwerkskünstler aus mehreren Ländern seit Freitagabend beim Festival "Flammende Sterne" in Ostfildern (Kreis Esslingen) wieder den Nachthimmel mit ihrer Pyrotechnik. Eine Absage aufgrund der Wetterlage stand nicht zur Debatte, so Veranstalter Jürgen Wünsche im SWR. Bereits vor 14 Tagen hätte die Feuerwehr Entwarnung gegeben. Wenn etwas wäre, dann "würden sie vorher bewässern" und seien immer mit zwei Löschzügen auf dem Gelände, so Wünsche weiter.
Doch nicht überall werden Events wie zuletzt das Seenachtfest in Konstanz von einem großen Feuerwerk begleitet. Die Stadt Wiesloch (Rhein-Neckar-Kreis) beispielsweise behält sich vor, erst kurzfristig zu entscheiden, ob das für den 29. August geplante Feuerwerk beim Winzerfest wirklich steigen kann. Die Gemeinde Neidenstein (Rhein-Neckar-Kreis) war schon einen Schritt weiter gegangen und hatte das geplante "Brillantfeuerwerk" beim Altortfest abgesagt.