Repräsentative Umfrage

Mehrheit der Lehrkräfte in BW sieht Probleme mit Inklusion an Schulen

Stand

Viele Lehrkräfte sind laut Umfrage zwar grundsätzlich für Inklusion an Schulen. Fehlende Barrierefreiheit und unzureichende Schulungen erschwerten jedoch die praktische Umsetzung.

Lehrerinnen und Lehrer in Baden-Württemberg sehen einer Umfrage zufolge große Probleme beim gemeinsamen Unterricht von Kindern mit und ohne Behinderung an Schulen. Wie aus einer Erhebung des Meinungsforschungsinstituts Forsa im Auftrag des Verbands Bildung und Erziehung (VBE) hervorgeht, halten nur 23 Prozent der Befragten den gemeinsamen Unterricht derzeit für praktisch sinnvoll. Knapp drei Viertel der Befragten fänden es dagegen aktuell sinnvoller, Kinder mit Behinderungen an Förderschulen zu unterrichten.

Zahl der Schüler und Schülerinnen mit Behinderung an Schulen steigt

Nach Angaben des Kultusministeriums werden im laufenden Schuljahr gut 9.500 Kinder mit einer Behinderung an allgemeinbildenden Schulen unterrichtet. Fünf Jahre zuvor waren es noch rund 8.900 gewesen. An den sogenannten sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentren (SBBZ) lernen in Baden-Württemberg den Angaben zufolge derzeit gut 56.000 Schülerinnen und Schüler. Fünf Jahre zuvor waren es knapp 52.000 gewesen. Man verzeichne in den letzten Jahren einen drastischen Zuwachs bei den Schülerzahlen vor allem im Bereich der geistigen Entwicklung.

Barrierefreiheit großes Problem an Regelschulen

Selbst unter den Lehrkräften, die inklusiv unterrichten, sprechen sich 70 Prozent für eine Beschulung in Sonderschulen aus, so die Ergebnisse der Umfrage. Grundsätzlich befürworten die Lehrkräfte allerdings die Inklusion von Kindern mit Behinderung an Regelschulen. 57 Prozent der Befragten sind dafür, 39 Prozent dagegen.

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Lehrerverband beklagt Personalmangel

Die Lehrergewerkschaft VBE erklärt sich die Ergebnisse der Umfrage mit schlechten Rahmenbedingungen. "Inklusives Unterrichten wird durch Personalmangel, unzureichende Ausstattung und steigende Klassengrößen erheblich erschwert", sagte VBE-Landeschef Gerhard Brand in Stuttgart. Viele Schulen seien nach wie vor nicht barrierefrei, Lehrkräfte fühlten sich nicht ausreichend ausgebildet. Zudem fehle unterstützendes Fachpersonal wie etwa Sozialpädagogen, Erzieher oder Psychologen.

Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer (parteilos) sprach sich im März in der SWR-Sendung "Zur Sache Baden-Württemberg" dafür aus, die Mittel der Sonderschulen im Land zu bündeln. Inklusion an jeder Schule hält Palmer für ineffizient, mehr Geld und mehr Personal werde es nicht geben:

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Lehrkräfte fühlen sich unzureichend ausgebildet

Nur 12 Prozent der Lehrkräfte gaben in der Umfrage an, selbst fundierte sonderpädagogische Kenntnisse zu besitzen. Jede dritte Lehrkraft gab an, noch nie an einer Fortbildung zum Thema Inklusion teilgenommen zu haben. Multiprofessionelle Teams aus pädagogischen Fachkräften, die das Lehrpersonal unterstützen, gibt es laut Umfrage nur an 40 Prozent der Schulen.

Laut VBE-Landeschef Brand sind mehr Zeit und mehr gezielte Weiterbildung für eine gelingende Inklusion erforderlich. Dazu müssten auch die Klassengrößen reduziert werden, wenn Kinder mit Einschränkungen dort unterrichtet werden. Auch müsse der Lehramts-Studiengang Sonderpädagogik zwingend erhalten bleiben. Der Vorstand des Paritätischen Wohlfahrtsverbands, Ulf Hartman, fordert mehr Mittel von der Landesregierung für die adäquate Beschulung von Kindern mit Behinderung.

Landesregierung stockt Studienplätze bei Sonderpädagogik auf

Das Kultusministerium spricht von einer herausfordernden Situation. Das Land habe 13.50 zusätzliche Stellen für inklusive Bildungsangebote geschaffen und die Studienkapazitäten für Sonderpädagogik von 520 auf knapp 700 ausgebaut. Die Nachwuchskräfte müssten aber ihre Ausbildung noch durchlaufen, hieß es.

Repräsentative Umfrage

Für die repräsentative Erhebung befragte das Meinungsforschungsinstitut Forsa vom 10. März bis 11. April bundesweit 2.737 Lehrkräfte an allgemeinbildenden Schulen, darunter 500 in Baden-Württemberg. Die Ergebnisse haben laut Forsa eine Fehlertoleranz von drei Prozentpunkten.

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