
Die Stimmung im Bethesda-Seniorenheim war gelöst. In einem Zimmer im zweiten Stock empfing das mobile Impfteam Bewohnerinnen und Bewohner des Hauses. Alle wurden gefragt, wie sie die erste Impfung vertragen hätten. "Gut", war die Antwort. Viele waren froh, zu den ersten zu gehören, die geimpft wurden, sagte Ärztin Simone Brefka, die wenigsten hätten Sorgen gehabt.
"Es wurden wenige, aber interessante Fragen gestellt. Zum Beispiel, wie man wüsste, ob man zu den 95 Prozent gehört, bei denen die Impfung Wirkung zeigt, und nicht zu den fünf Prozent, wo sie nicht wirkt. Das war eine Frage, die ich in dem Moment nicht beantworten konnte, weil nicht klar ist, ob man das über einen Antikörpertest nachweisen kann."
Es habe bei den Bewohnern keine Nebenwirkungen gegeben, erklärte der Leiter der Einrichtung, Volker Ehret. Fast alle hätten sich impfen lassen. Bei den Beschäftigten waren es dagegen nur knapp 40 Prozent.

Eine große Erleichterung sei zunächst, dass es mit den Impfungen voraussichtlich keine schweren Coronainfektionen mehr in dem Pflegeheim geben werde, hofft Professor Guido Adler. Er koordiniert die mobilen Impfteams des zentralen Impfzentrum in Ulm. Allerdings könne es noch keine Lockerungen geben. Dafür müsse die Impfrate bei allen Bürgerinnen und Bürgern bei 60 bis 70 Prozent liegen.
"Wir wissen im Augenblick noch nicht, ob jemand, der geimpft ist, nicht doch auch Viren aufnehmen und weitergeben kann. Deswegen müssen auch Geimpfte weiter einen Mund-Nase-Schutz tragen."
Seit Beginn der Pandemie waren Belegschaft und Bewohner im Bethesda sehr vorsichtig. Die Zahl der Infektionen sei an einer Hand abzuzählen, sagte Volker Ehret. Er wolle auch jetzt nicht laut nach Lockerungen rufen. Dennoch hofft er, dass die Politik sich bald Gedanken macht, wie mit geimpften Menschen umgegangen wird. Es müsse langfristig schon ein Unterschied sei, ob man gegen Covid-19 immun ist oder nicht.