Bei Sommerhitze mussten am Sonntag nach einer technischen Panne rund 150 Zugfahrgäste bei Offingen ausharren. (Foto: Mario Obeser)

Technische Probleme

150 Menschen eingesperrt: Zug steht bei Offingen stundenlang in der Hitze

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Peter Köpple
Peter Köpple (Foto: SWR, SWR - Alexander Kluge)

Sommerhitze, keine Klimaanlage, verriegelte Türen: Eine Zugfahrt endete für rund 150 Fahrgäste am Sonntag in Offingen mit einer Tortur. Drei Stunden mussten sie in einem kaputten Zug ausharren.

Bei 35 Grad draußen blieb der Regionalzug des Privatunternehmens agilis kurz nach dem ehemaligen Bahnhof Neuoffingen (Kreis Günzburg) stehen - wegen technischer Probleme. Es gab keine Stromversorgung mehr, die Klimaanlage fiel aus. Nur alle paar Meter ließ sich ein kleines Kippfenster öffnen.

Unerträgliche Hitze im Zug

Erst eine Stunde später, als einige Fahrgäste Kreislaufprobleme hatten, wurden Rettungsdienste und Feuerwehr alarmiert. "Im Zug war es unerträglich. Es war schwer, noch zu atmen", schilderte der Offinger Feuerwehrkommandant Jürgen Bayer am Montag seine ersten Eindrücke.

"Einigen Fahrgästen ging es nicht so gut."

Der Zug sei mit 150 Menschen in den drei Waggons "gut gefüllt" gewesen. "Einigen Fahrgästen ging es nicht so gut", berichtet der Feuerwehrkommandant. Wie heiß es tatsächlich in dem Zug war, der schon seit zwei Stunden in der prallen Nachmittagssonne stand, vermag Jürgen Bayer nicht zu schätzen.

Rund 50 Meter entfernt befand sich der ehemalige Bahnhof Neuoffingen, dennoch durften die Fahrgäste den Zug nicht verlassen. (Foto: Mario Obeser)
Rund 50 Meter entfernt befand sich der ehemalige Bahnhof Neuoffingen, dennoch durften die Fahrgäste den Zug nicht verlassen.

Bahnstrecke bei Offingen war gesperrt, Passagiere durften trotzdem nicht aussteigen

Erst die Feuerwehr sorgte dafür, dass wenigstens die Türen geöffnet wurden, und sie verteilte Getränke. "Der Zugführer hat eigentlich einen Schlüssel für eine manuelle Öffnung der Türen", fügt der Feuerwehrmann hinzu. Warum der Zugführer sie zum Lüften nicht geöffnet hat und die Fahrgäste auch nach Sperrung der Bahnstrecke in den Waggons ausharren mussten, wisse er nicht. "Man hätte die Leute durchaus aussteigen lassen können", so der Kommandant der Offinger Wehr.

Über die Notfallentriegelung wurden schließlich die vorderste Türe und die Türe am letzten Waggon geöffnet, um mit einem Lüfter der Feuerwehr für Durchzug zu sorgen. "Damit und mit den Getränken konnten wir Schlimmeres verhindern", meint Bayer.

Das sagt agilis dazu

Das Bahnunternehmen agilis teilte auf SWR-Anfrage mit, dass man sich aus Sicherheitsgründen gegen die Evakuierung des Zuges entschieden habe. Die Klimaanlage habe unterdessen nicht funktioniert, da der kaputte Zug lediglich mit Notstrom versorgt wurde.

Nach SWR-Informationen waren auch die Türen zu den Toiletten verriegelt. Erst als die Einsatzkräfte intervenierten, öffnete der Zugführer auch die Toiletten. Nach Angaben von agilis waren die Toiletten lediglich 20 Minuten lang gesperrt, während der defekte Zug heruntergefahren wurde.

Gegen 17:20 Uhr, gut drei Stunden nachdem der Zug stehengeblieben war, konnten die erschöpften Gäste in einen Ersatzzug umsteigen, der zunächst bis zum nächsten Bahnhof nach Gundelfingen fuhr.

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