Im Schaufenster hängt eine Tafel: "Sie können hier im Tabak-Lädle mit der guten alten D-Mark Ihren Einkauf bezahlen!! Wechselkurs: 1 Euro-2 DM". Die dieses Angebot macht, heißt Edith Sehr. Sie ist die Inhaberin des Tabak-Shops. Und hat für D-Mark sogar eine eigene Kasse.
Dass man im Tabakgeschäft Rottler nach wie vor mit D-Mark bezahlen kann, ist nicht Edith Sehrs Hang zur Nostalgie geschuldet. Es war ein Werbegag, erzählt sie.
"Es war einfach so eine spontane Idee, man könnte doch Werbung machen!"
Der Werbegag kommt bei der Kundschaft offenbar gut an. Mit Zehn-Mark-Scheinen winkende Menschen rennen ihr zwar nicht die Bude ein. Aber rund zehn Kundinnen und Kunden pro Jahr kommen doch. In der Regel mit Kleinbeträgen, der Höchstbetrag war 100 oder 150 Mark, erinnert sich Edith Sehr. Mehr sollte es auch nicht sein, eine Wechselstube ist sie nicht.

Bezahlen mit der D-Mark im Tabakladen: Auslöser für Geschichten aus alten Zeiten
Warum die Leute noch D-Mark horten? Das fragt die Tabakhändlerin nicht. Hin und wieder bekommt sie doch mal eine Geschichte zu hören. Wenn junge Kunden mit der D-Mark bezahlen, könne es zum Beispiel sein, dass da der Haushalt der verstorbenen Großmutter aufgelöst wurde und sich dabei die eine oder andere Mark fand. Sie ist jedenfalls noch unter uns: die D-Mark. Der eine findet sie beim Entrümpeln, die andere hat sie aufbewahrt. Als Geschenk für die Enkel zum Beispiel oder als Erinnerung an die Zeiten, "als man Sparen gelernt habe". Manch einer rechnet auch heute noch beim Einkaufen um: Wieviel Mark ist denn ein bestimmter Eurobetrag wert?

Im Kopf ist die D-Mark also vielfach noch drin. Das haptische Gespür für sie jedoch geht so langsam verloren. Das merkt sogar Edith Sehr – obwohl sie häufiger mit ihr in Berührung kommt als die meisten anderen Menschen. Eines fällt ihr im Vergleich zum Euro regelmäßig auf.
"Das ist so leichtes Geld. Im Gegensatz zum Euro, der ist viel schwerer. Die Mark ist, na ja, wie Spielgeld."