Im Ulmer Münster beispielsweise sind allein an Heiligabend fünf Gottesdienste geplant. An jedem einzelnen können anstatt der üblichen 2.500 nur 350 Menschen teilnehmen, und das auch erst nach einer Anmeldung. In dem Gotteshaus gelten dann Regeln wie Abstand und Maske. Freude an Weihnachten hat der Ulmer Münsterdekan Ernst-Wilhelm Gohl trotzdem. Auch das "allererste Weihnachten" habe unter widrigen Bedingungen stattgefunden, erklärt der evangelische Theologe.
"Da war große Dunkelheit, Krieg, Macht, Gewalt – nicht umsonst wird dieses Jesuskind nicht im Hotel geboren, sondern im Stall weit draußen."
Gohl kenne viele Gemeinden, die an den Weihnachtsfeiertagen für die Gottesdienste ins Freie gehen. Dort sei "einfach mehr möglich" - auch das sonst im Kirchenraum untersagte Singen. Im Ulmer Münster immerhin kann zumindest der Motettenchor singen.

"Ein 'O du fröhliche' wird’s nicht geben, das eigentlich dazugehört, aber es ist wichtig, dass wir als Gemeinde zusammen sind und uns einfach Mut und Hoffnung zusprechen."
Die evangelischen und katholischen Kirchen im Land betonen, die Festgottesdienste für alle offen halten zu wollen. Weihnachten soll ein Stück Normalität sein. Der evangelische Pfarrer Gerd Häußler aus Heidenheim sagt, die Gläubigen hätten sich ein stückweit mit der Corona-Situation abgefunden. Die Gemeinden seien routinierter als noch beim letzten Mal.

"Wir sind schon ein wenig enttäuscht, dass es wieder ein Weihnachten mit angezogener Handbremse wird."
Auch in seiner Pauluskirche in der Heidenheimer Stadtmitte sind weniger Plätze pro Gottesdienst erlaubt. Dafür gebe es aber mehr verschiedene Feiern. Auch werden die Messen kürzer ausfallen - aus Infektionsschutzgründen. Das Bistum Rottenburg-Stuttgart nennt eine Stunde als Richtzeit.
Doch die Kritik an den Festgottesdiensten wird angesichtes der Ausbreitung der Omikron-Variante lauter.
Religion als Bedürfnis der Menschen
Der Referent im katholischen Dekanat Ulm/Ehingen, Uwe Beck, hält dagegen. Er sagt, die mit "den verantwortlichen Hygienemaßnahmen" organisierten Feiern seien wichtig für die religiösen Bedürfnisse der Gläubigen. Gerade in der aktuellen Zeit fänden Gemeindemitglieder dort Halt und Trost.
"Man muss dieses Bedürfnis von Menschen, das über Essen und Trinken hinausgeht, unbedingt erfüllen."
Insgesamt bestätigen die Theologen: Die Menschen in der Region freuen sich auf die Weihnachtsgottesdienste trotz oder wegen allem, so Gohl und Häußler.