Wie das Augsburger Landgericht mitteilt, hatte die Strafkammer von der Staatsanwaltschaft im dritten Quartal 2021 um umfangreiche Nachermittlungen gebeten. Außerdem wurde ein weiteres Gutachten gefordert. Der Sachverständige sei allerdings jetzt im Dezember ausgetauscht worden. Sein Gutachten liege noch nicht vor.
Anästhesist spricht von Suchtproblemen
Der Arzt soll während seiner Tätigkeit als Anästhesist am Donauwörther Krankenhaus über 60 Menschen mit Hepatitis C angesteckt haben. Der damals nach eigenen Angaben medikamentenabhängige Arzt soll nicht gewusst haben, dass er mit Hepatitis C infiziert war. Um seine Sucht zu befriedigen, soll er für Patienten vorgesehene Narkosemittel sich selbst injiziert haben. Wie sein Blut mit dem der Patienten in Kontakt kam, ist nicht bekannt. Die Staatsanwaltschaft geht in der Anklageschrift davon aus, dass es durch die Missachtung von Hygieneregeln zur Übertragung des Virus gekommen war.
Nachdem sich Hepatitis-Fälle nach Behandlungen in der Donauwörther Klinik häuften, begann man im Spätsommer 2018 nachzuforschen. Es stellte sich heraus, dass die Betroffenen alle von demselben Anästhesisten behandelt worden waren. In der Folge wurden über 1.700 Patienten, die Ende 2017 bis Anfang 2018 von diesem Arzt narkotisiert worden waren, aufgefordert, ihr Blut auf Hepatitis C untersuchen zu lassen. In 62 Fällen war das Ergebnis positiv. In einigen Fällen könnte die Ansteckung aber auch in anderer Weise, unter anderem schon früher, erfolgt sein.
Prozesse um Schmerzensgeld abgeschlossen
Die Anklage lautet deshalb auf gefährliche Körperverletzung in 51 Fällen und Verstoß gegen das Medizinproduktegesetz. Der Strafrahmen liegt hier bei einer Gefängnisstrafe von bis zu zehn Jahren. Während einige Patienten nicht einmal bemerkten, dass sie mit Hepatitis C infiziert waren, haben andere monatelang darunter gelitten. Unter anderem musste eine Krebsbehandlung verschoben werden, weil es der Patientin so schlecht ging. Andere klagten über Erschöpfungszustände und konnten nicht arbeiten. Etwa 50 Patienten haben im Rahmen von Zivilprozessen auf Schmerzensgeld geklagt: Diese Prozesse sind inzwischen abgeschlossen, die Patienten haben bis zu 20.000 Euro erhalten.