Eine Kapelle aus dem 19. Jahrhundert hat mehr als 170 Jahre ihr Zuhause auf einem Hof in Vöhringen, im Kreis Neu-Ulm gehabt. Dann zog das ehrwürdige Gemäuer mit Hilfe eines Spezialtransporters in die Nähe eines Pferdehofs. Jetzt soll der seltene Familienbesitz restauriert werden und im kleinen Ort Thal in Vöhringen ein Magnet für Vorbeikommende werden.
Grundstück mit Kapelle geerbt
Zuletzt lebten die Eltern von Monika Bucher auf dem Hof in Vöhringen, auf dem die Kapelle stand. Inzwischen ist der Hof aufgelöst. Die 68-Jährige und ihre Geschwister erbten alle jeweils einen anderen Teil des Grundstücks. Monika Bucher genau jenen, auf dem die Kapelle stand: “Meine Mutter wusste, dass ich die einzige von den Geschwistern vor Ort bin und an der Kapelle hänge. Da ist sie vermutlich davon ausgegangen, dass ich sie auch erhalte”, ist sie sich sicher.
Seltener Familienbesitz: "Ich hänge an der Kapelle"
Das Bauwerk stammt von 1847 und gehörte schon immer zu dem Hof. Über Generationen wurde die Mini-Kirche weitergegeben, die für Monika Bucher mit vielen Kindheitserinnerungen verbunden ist. Sie hänge an der Kapelle, so die Vöhringerin.
Als Kind habe sie es geliebt, wenn sonntags mehrere ältere Frauen in das kleine Gotteshaus kamen und den Rosenkranz beteten. Da war sie oft dabei, erzählt sie. Manchmal habe sie sich auch in der kleinen Kapelle versteckt, etwa um kurz der vielen Arbeit auf dem elterlichen Hof zu entgehen, der keine zwei Kilometer von ihrem heutigen eigenen Pferdehof entfernt war.
Sorge um Fortbestand der Kapelle
Irgendwann hat sich Monika Bucher Sorgen gemacht, was wohl mit der Kapelle passieren würde, wenn sie ihr Erbgrundstück einmal verkaufen würde. “Nicht jeder kann damit was anfangen. Sie ist zwar denkmalgeschützt, aber wie leicht kann ein Gebäude beschädigt werden." Auch der Gedanke, die Kapelle könnte doch noch abgerissen werden, war für die gläubige 68-Jährige unerträglich.
Umzug zum Pferdehof: Kapelle als Schutzsymbol
So beschloss Monika Bucher mit ihrem Mann eine Fachfirma zu engagieren, die den Umzug bewerkstelligen konnte. Kürzlich rückte der Transporter an. Vorher waren zudem Genehmigungen vom Denkmalamt notwendig. Dann ging es los. Quer durch die grüne Landschaft bis zum neuen Domizil gegenüber dem Pferdehof.
Den Pferdehof betreibt die Familie gemeinsam. Dass die Kapelle nun heil angekommen ist, freut auch Schwiegertochter Julia Bucher. Sie weiß, dass die Kapelle schon früher ein Schutzsymbol war und von einem Bauer errichtet wurde, nachdem ihm nach dem Abriss der Vorgängerkapelle die Tiere starben und er sich nun Schutz erhoffte. "Ich finde es superschön, dass wir hier jetzt eine Kapelle haben. Sie vervollständigt das Bild. Ich hoffe, sie bringt unseren Pferden Glück, dass es den Tieren immer gut geht", so Julia Bucher.
Nach Restauration: Kapelle soll Besuchermagnet werden
Höchstens neun Personen passen in die kleine Kapelle, die für eine Restauration komplett ausgeräumt wurde. Ein Altar, zwei Kirchenbänke und Figuren von Maria und Josef gehören unter anderem zum Innenleben des Bauwerks. Der Sockel muss neu betoniert werden, das Mauerwerk neu verputzt und frisch gestrichen werden, meint Monika Bucher.
Inzwischen hat die Familie zwar ein kleines Vermögen für die "Rettungsaktion" der Kapelle ausgegeben, doch "jeder Cent war es uns wert", so Monika Bucher. Wenn die Kapelle fertig renoviert ist, soll eine Gittertür zu jeder Zeit für Interessierte den Blick ins Innere freigeben.