Die Firma "Tier" stellt aktuell 400 E-Scooter in Ulm. (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild | Britta Pedersen)

Viel Bewegung bei den E-Roller-Anbietern

Zwei Anbieter weg - So läuft das E-Scooter-Geschäft in Ulm und Neu-Ulm

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Isabella Hafner

E-Roller - in Ulm und Neu-Ulm gehören die elektrifizierten Flitzer seit Sommer 2020 zum Stadtbild. Wie kommen sie an und wie geht es in Ulm und Neu-Ulm damit weiter?

In der Ulmer Innenstadt nachgefragt, zeigen sich viele Passantinnen und Passanten begeistert von dem Fahrzeug, das viele noch aus ihrer Kindheit kennen. Nur eben jetzt mit Strom. Wer aber von ihnen ist bereits in Ulm oder Neu-Ulm damit gefahren? Kaum jemand von ihnen. Eine Frau etwa sagt, im weitläufigen München und Berlin, da habe sie die E-Roller bereits als Touristin genutzt. "Aber in Ulm? Da habe ich doch mein Rad."

Bahn frei: Hier dürfen Fahrränder und E-Scooter rollen (Foto: SWR)
Bahn frei: Hier dürfen Fahrräder und E-Scooter rollen

Deshalb ist es vielleicht kein Wunder, dass zwar im Sommer 2020 die E-Roller-Anbieter Zeus, Bird und Tier in Ulm und Neu-Ulm gestartet sind, aber nur noch ein Anbieter übrig ist. Bei den E-Rollern ist es scheinbar wie im Tierreich: Der Stärkere setzt sich durch. Die Vorrangstellung im Revier an der Donau hat sich die Firma "Tier" gesichert: mit aktuell 400 E-Rollern. Zeus und Bird sind weiter gezogen. Laut Torsten Fisch von der Mobilitätsabteilung der Stadt Ulm habe das am Konkurrenzdruck und an mangelnder Nutzung gelegen.

"Durchaus kann Corona da eine große Rolle gespielt haben, insofern nämlich, dass die Anzahl der Touristen zurück gegangen ist."

Der Rückgang der Touristenzahlen mag der eine Grund dafür gewesen sein, dass sich zwei von drei Anbietern zurückgezogen haben, so Torsten Fisch. Aber auch Einheimische haben wahrscheinlich dazu beigetragen: Viele junge Menschen waren weniger mobil - wegen Homeschooling und Fernstudium.

Rund 31.200 E-Scooter-Nutzer haben mehr als 300.000 Fahrten gebucht.

Doch Daten dazu, wer, wann, warum die E-Scooter nutzt, hat Torsten Fisch von den Anbietern nie bekommen. Die Anbieter selbst gaben dazu auch dem SWR gegenüber keine Auskunft. "Tier", der überlebende, äußert sich immerhin zufrieden mit der bisherigen Bilanz. Seit dem Start im September 2020 hätten rund 31.200 Menschen insgesamt mehr als 300.000 Fahrten gebucht.

Seitdem es die E-Roller gibt, gibt es auch immer wieder Kritik, weil sie einfach im Weg herumliegen - und Unfälle. (Symbolbild) (Foto: IMAGO, IMAGO / Michael Gstettenbauer)
Seitdem es die E-Roller gibt, gibt es auch immer wieder Kritik, weil sie einfach im Weg herumliegen - und Unfälle. (Symbolbild)

Seit es die E-Scooter gibt, gibt es auch immer wieder Kritik, wie dieser junge Passant in der Ulmer Innenstadt weiß: "Das ist ja auch immer das gängige Argument, dass damit rabiat gefahren wird. Und auch auf Bürgersteigen. Aber Verkehrsgefahr? Nee, gar nicht." Ein anderer Passant hat schon öfter achtlos in Büsche geworfene E-Scooter gesehen.

Torsten Fisch zufolge hat die Stadt Orte bestimmt, an denen die Roller nicht abgestellt werden dürfen. Etwa am Münsterplatz, auf Bahnsteigen und am Bahnhof – wegen der aktuellen Baustelle.

Wenn so ein Roller mal aktiviert ist, kann er bis zu 20 Stundenkilometer schnell werden. Gefährlich? Wolfgang Jürgens von der Ulmer Polizei: "Im Bereich des Polizeipräsidiums Ulm haben wir im Jahr 2020 insgesamt 16 Unfälle mit E-Scootern gehabt, 2021 waren es 32 - also schon das Doppelte."

Doch Wolfgang Jürgens stellt auch klar: Die Unfälle mit Pedelecs, also elektro-unterstützten Rädern, haben ebenfalls zugenommen – einfach deshalb, nimmt er an, weil mehr Menschen eines fahren. Es sei also nicht auszuschließen, dass auch E-Roller-Unfälle weiter zunehmen, wenn neue Anbieter hinzu kommen. Es gäbe Gespräche mit den Anbietern Bolt und Lime. Wobei die Stadt die Anzahl der Roller auf 900 im Stadtgebiet Ulm-Neu-Ulm begrenzen will.

Wunsch der Stadt Ulm: E-Scooter sollen auch außerhalb der Kernstadt verfügbar sein

Und die Stadt Ulm wünscht sich, dass künftig auch Roller in entlegeneren Ecken der Stadt beziehungsweise der Stadtteile genutzt werden können, etwa in Böfingen oder Wiblingen. Ob sich das dann am Ende für die Anbieter rentiert, werde sich zeigen, sagt Torsten Fisch von der Stadt Ulm. Denn es ist auch eine Erkenntnis der letzten eineinhalb Jahren: Zwei Kilometer lang ist die Lieblingsstrecke der meisten Nutzerinnen und Nutzer.

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