Künstlerischer Umgang mit Verschwörungsmythen rund um das Thema Corona
Die Welt der Filterblasen und Verschwörungsmythen rund um das Thema Corona ist nahezu allen fremd, die nicht Teil dieser Gruppen sind. Sie schauen sich - mehr oder weniger kopfschüttelnd - von außen an, wem so viele Menschen da glauben und was jene glauben. Einblick bieten derzeit zwei Ausstellungen im Kunstmuseum Heidenheim.
"Ein Lied für Deutschland" - das ist der Titel einer Ausstellung im Kunstmuseum Heidenheim. Der Klangteppich dazu, teils mit Rhythmen rechtsgerichteter Demonstrationen, klingt bedrohlich. Der erste Impuls ist, sich umdrehen und weggehen. Trotzdem ist es sinnvoll, dazubleiben, eine gute halbe Stunde Zeit mitzubringen und einzutauchen in die Welt derjenigen, die nicht an die mögliche Gefahr durch Corona glauben, aber an die Schädlichkeit von Atemschutz-Masken und an einen weltweiten Plan der Politiker, die Wirtschaft zu zerstören.
Videoinstallation zeigt verfremdete Aufmärsche mit antisemitischen Zügen
An der Wand flackert eine Videoinstallation, eine optisch und akustisch verfremdete Collage von Aufmärschen, Spaziergängen, Demonstrationen gegen die Coronamaßnahmen. Jonas Höschl, ein junger Künstler aus Regensburg, hat sie gestaltet und ins Kunstmuseum Heidenheim gebracht.
Freilich ist der Blick einer von außen. Die Motive der Demonstrierenden, was sie antreibt, bleiben verborgen. Es ist ein Kunstprojekt.
Weitere Ausstellung im Kunstmuseum bietet Verschwörungsmythos zum Selberbasteln
"Das Haus des Erfinders" - so heißt eine weitere Ausstellung im Kunstmuseum Heidenheim, die zeitgleich zu sehen ist. Sie bietet eine Anleitung für jene, die sich einen eigenen Verschwörungsmythos basteln wollen. Wer sie besucht, dringt in eine fremde Welt ein. Eine, die offenbar gerade von ihren Bewohnern verlassen wurde. Aber was ist das für eine Welt? Alles hier strotzt vor scheinbaren Beweisen auf dunkle Mächte. Es gibt Schaukästen wie in einem Völkerkundemuseum: Gegenstände, Logbücher geheimnisvolle Nachrichten.
Was da genau vor sich geht, bleibt unklar. Irgendeine schief gegangene Expedition vielleicht. Wir sind auf Parasite-Island, der Parasiten-Insel. Von wegen: Alles ist erfunden. Unablässig liefert ein Diakarussell Beweise für… - gar nichts. Wer genau hinschaut, merkt das auch.
Es ist ein Spiel mit der Realität und der Verführbarkeit des Publikums.
Nein, die Insel gibt es nicht. Dieser spielerische Umgang mit Verschwörungsmythen ist auf jeden Fall leichter verdaulich als die Videoinstallation von Jonas Höschl. Die will auch auf rechtes Liedgut hinweisen. So etwas verstärkt, verbreitet über Messengerdienste, die Wirkung der Filterblasen, sagt Jonas Höschl:
Die beiden Ausstellungen, die sich gegenseitig ergänzen, sind im Kunstmuseum Heidenheim bis Ende Juni zu sehen.