Staatsanwaltschaft Ellwangen will Sachverhalt prüfen

Streit um Schmutzwasser im Schlierbach in Niederalfingen geht weiter

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Anja Müller
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Maren Haring
Maren Haring (Foto: SWR, SWR - Alexander Kluge)

Eine Bürgerinitiative aus Hüttlingen-Niederalfingen im Ostalbkreis hat eine Strafanzeige gestellt. Es sei Schmutzwasser durch den Schlierbach geleitet worden. Das Landratsamt widerspricht.

Der Schlierbach: Die Bürgerinitiative "Hochwasserschutz sofort" in Hüttlingen-Niederalfingen stellt Strafanzeige (Foto: Anton Hügler)
Der Schlierbach in Niederalfingen, fotografiert von der Bürgerinitiative.

"Umweltfrevel" - so lautet der Vorwurf der Bürgerinitiative "Hochwasserschutz sofort" aus Hüttlingen-Niederalfingen an die Gemeinde Neuler im Ostalbkreis. Sie hat die Gemeinde bei der Staatsanwaltschaft Ellwangen angezeigt. Diese will den Sachverhalt nun klären. Wie Staatsanwalt Klaus Schwichtenberg auf SWR-Anfrage mitteilte, ist die Anzeige eingegangen. Den Straftatbestand des "Umweltfrevels" gebe es zwar nicht, es könnte sich aber möglicherweise um eine Gewässerverunreinigung handeln.

Herkunft des Schmutzwassers im Schlierbach soll geklärt werden

Insgesamt äußert sich der Staatsanwalt vorsichtig zu dem Fall. Zunächst gelte es, den Sachverhalt aufzuklären. So stelle sich die Frage, aus was für einem Becken das Wasser genau gekommen sei und ob es überhaupt einen Verdacht auf eine Straftat gebe.

Bürgerinitiative nennt Klärbecken als Schmutzquelle

Die Bürgerinitiative wirft der Gemeinde Neuler vor, den Schlierbach absichtlich verschmutzt zu haben. So soll die Gemeinde aus den Klärbecken der alten Kläranlage oberhalb von Neuler vorsätzlich mehrere hunderttausend Liter Schmutzwasser in den Schlierbach abgelassen haben.

Es sei eine stinkende, braune Brühe Richtung Kocher geflossen, teilte die Bürgerinitiative dem SWR am Montag mit. Bilder zeigen verdrecktes Wasser und einen erhöhten Wasserstand. Entstanden sind die Aufnahmen nach Angaben der Bürgerinitiative "Hochwasserschutz sofort" e.V. am Samstagnachmittag am Schlierbach im Hüttlinger Ortsteil Niederalfingen.

Klärbecken wird als Regenüberlaufbecken genutzt

Die Kläranlage ist schon seit längerem stillgelegt, die Klärbecken werden jetzt als Regenüberlaufbecken genutzt. Eine Expertin für Wasserwirtschaft im Ostalbkreis erklärte, dass diese Becken automatisch Wasser ablassen, wenn sie zu voll sind. Das sei dann der Fall, wenn es wie am Wochenende stark regnet. Dieser Automatismus sei genehmigt und auch aktueller Stand der Technik.

Strafanzeige aus Niederalfingen - das Landratsamt widerspricht

In einer Stellungnahme am Dienstagnachmittag widerspricht das Landratsamt des Ostalbkreises der Darstellung der Bürgerinitiative. Es habe am Samstagnachmittag in Neuler einen Starkregen gegeben. Daraufhin sei es "zu natürlichen Regenentlastungen im Kanalsystem" gekommen. Alle Regelereignisse der von der Bürgerinitiative genannten Becken ließen sich digital belegen.

"Die Behauptungen der Bürgerinitiative sind nicht nachvollziehbar. Es liegt aus Sicht des Landratsamts keine Straftat vor."

Bürgerinitiative kämpft schon länger für besseren Hochwasserschutz

Die Bürgerinitiative kämpft eigentlich um einen besseren Hochwasserschutz, nachdem der Schlierbach 2016 über die Ufer trat und 80 Keller vollliefen. Der Schlierbach fließt von Neuler oben am Berg rund sieben Kilometer runter ins Tal nach Hüttlingen-Niederalfingen. Verschärft hat sich der Konflikt, als die Gemeinde Neuler vergangenes Jahr zwei Baugebebiete ausgewiesen hatte. Die Initiative befürchtet, dass durch die Versiegelung der Fläche noch weniger Regenwasser versickern kann. Laut Landratsamt gibt es bereits ein Gutachten zum Hochwasserschutz am Schlierbach, über das demnächst beraten werden soll.

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