Nach der Festnahme eines Verdächtigen im Fall der explosiven Postsendungen an süddeutsche Lebensmittelunternehmen liegt das Tatmotiv weiterhin im Dunkeln. Die zuständige Staatsanwaltschaft Heidelberg sowie das Landeskriminalamt geben derzeit weder Informationen dazu heraus, wo genau der mutmaßliche Täter in Untersuchungshaft sitzt, noch was die Ermittler bei der Durchsuchung der Wohnung des tatverdächtigen Rentners aus Ulm genau vorgefunden haben.
Der Mann macht bislang keinerlei Angaben zu Motiv oder Tathergang. Am Freitagabend hatten Spezialkräfte der Polizei den 66 Jahre alten Rentner an seinem Wohnsitz festgenommen. Bekannt ist inzwischen, dass er in einem unauffälligen Reihenhaus in einem Ulmer Stadtteil wohnt. Die Ermittler befragen unter anderem Nachbarn.

Spürhund an der Postagentur
An der Postagentur in der Ulmer Innenstadt, an der die Päckchen mit dem explosiven Inhalt aufgegeben worden waren, war am Wochenende auch ein Spürhund der Polizei unterwegs, wie das Landeskriminalamt Stuttgart bestätigte.
Seltenes Verpackungsmaterial
In der Postagentur gibt es auch Überwachungskameras, die offenbar auch eine gewisse Rolle bei der Suche nach dem Täter spielte. Die Lösung sei in diesem Fall aber das Verpackungsmaterial gewesen, sagte die Staatsanwaltschaft Heidelberg. Das könne man nicht kaufen, es sei so ungewöhnlich, dass die Spur unweigerlich zu dem tatverdächtigen Rentner geführt habe. Worin die Besonderheit bestand, gibt die Behörde nicht bekannt.
Keine weiteren Bombensendungen
Man gehe nicht davon aus, dass der Mann vor seiner Festnahme noch weitere sprengstoffverdächtige Briefe oder Pakete versandt habe, so die Ermittler. Er habe sich widerstandslos festnehmen lassen. Zu den Vorwürfen gegen ihn habe er sich zunächst nicht geäußert. Bislang sei der Rentner nicht polizeilich in Erscheinung getreten.

Drei explosive Postsendungen an Lebensmittelfirmen
Die Angriffsserie hatte am Dienstag, den 16.2.2021 in der Warenannahme eines Getränkeherstellers in Eppelheim (Rhein-Neckar-Kreis) begonnen. Dort wurde ein Mann durch eine Verpuffung verletzt, die laut Polizei von einem Paket ausging, das der Mann angenommen hatte. Er erlitt ein Knalltrauma.
Am Mittwoch kam es beim Öffnen eines Briefes in der Lidl-Zentrale in Neckarsulm (Kreis Heilbronn) zu einer Explosion mit drei Verletzten. Ein drittes verdächtiges Paket, das an den Babynahrungshersteller Hipp adressiert war, wurde in der Nacht zu Donnerstag in einem Paketverteilzentrum beim Flughafen München abgefangen und entschärft.
Die drei Sendungen trugen fiktive Absender und waren von DHL angeliefert worden. Eine Sonderkommission unter Leitung des Landeskriminalamts Baden-Württemberg und die Staatsanwaltschaft Heidelberg übernahmen die Ermittlungen. 100 Beamte untersuchten die Fälle.
Alle Verletzten wieder aus Krankenhaus entlassen
Schon am Freitag hatten die Ermittler bekannt gegeben, eine Spur deute darauf hin, dass die Pakete in Ulm abgeschickt wurden. Unterdessen waren auch am Freitag bereits alle Verletzten aus dem Krankenhaus entlassen worden. Lidl teilte mit, dass alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die den Großeinsatz miterlebt hätten, medizinisch und psychologisch betreut worden seien.
Verdächtiges Paket in Leimen
Die Alarmbereitschaft war nach den Explosionen erhöht worden: Am Samstagmorgen rückte die Polizei zu einem Paketverteilzentrum in Leimen (Rhein-Neckar-Kreis) an, nachdem dort ein verdächtiges Paket mit verfärbter Hülle aufgetaucht war. Am frühen Nachmittag dann aber Entwarnung: "Das Paket wurde von den Spezialisten des Landeskriminalamtes Baden-Württemberg geöffnet. Hierbei wurde kein sprengstoffverdächtiger Inhalt festgestellt", hieß es.