Daniela Maschka-Dengler ist die Geschäftsführende Schulleiterin in Schwäbisch Gmünd im Ostalbkreis und Leiterin der Friedensschule, einer Grund- und Gemeinschaftsschule in Schwäbisch Gmünd. Letzte Woche, sagt sie, sei die Corona-Lage an ihrer Schule noch recht entspannt gewesen. Doch das verändert sich schnell, an ihrer wie auch den anderen Schulen im Ostalbkreis.

SWR: Frau Maschka-Dengler, eine kurze Momentaufnahme: Wie sieht es an den Schulen im Ostalbkreis mit Blick auf die Omikron-Welle gerade aus?
Daniela Maschka-Dengler: Ganz unterschiedlich. Letzte Woche klagte ein Kollege einer Grundschule mit Sekundarbereich, dass bei ihm völlig Land unter sei. Da war ich relativ entspannt, weil wir letzte Woche tatsächlich in der ganzen Schule nur zwölf positive Fälle hatten, und er musste auch Klassen nach Hause schicken. Diese Woche hat er eine ruhigere Situation, dafür hat es jetzt meine Schule, die Friedensschule, mit über 500 Schülerinnen und Schülern ordentlich erwischt. Wir haben diese Woche acht Prozent der Schülerinnen und Schüler, die eindeutig positiv sind. Und es sind insgesamt seit Montag dieser Woche neun Prozent der Schüler in Quarantäne. Zusätzlich habe ich drei Klassen in Quarantäne, das heißt letztendlich, insgesamt sind 29 Prozent der Schüler nicht im Haus sind und das ist natürlich schon ganz schön ordentlich.
Wie funktioniert denn der Unterricht, wenn so viele Schüler und vermutlich auch einige Lehrer zu Hause sind?
Vor allem bei den jüngeren Schülern ist es so, dass die Lehrkräfte, die da sind, zu denen nach Hause gehen und Lernpakete abgeben. Das machen wir so, dass man sagt, an dem einen Tag wird ausgefahren und ein, zwei Tage später wird abgeholt und was Neues vorbeigebracht. Vor allem in den höheren Klassen klappt es hervorragend mit dem Einstellen über die Lernplattform Moodle, die ja inzwischen - es gibt ja auch Fortschritte - relativ stabil und gut funktioniert. Und ab Klasse 3 ist es auch so, dass die Lehrkraft versucht, auch über Videos mit den Schülerinnen und Schüler einen "face to face"-Kontakt zu haben. Das machen alle Schulen sehr ähnlich, da sind wir jetzt nicht Vorreiter, da kann ich wirklich für alle Schulen sprechen, also die Mischung: Lernpakete und das Digitale.
Ist das noch machbar oder kommen Sie schon in den Bereich, wo es schwierig wird?
Es ist schwierig jetzt. Es ist eine Herausforderung. Und wir sind in allen Schulen sehr, sehr froh, wie viele Eltern, das muss man ganz klar sagen, die die Realität sehen und da nicht ins Klagen kommen, sondern höchstens ins Bedauern und nicht auch noch Probleme machen. (…) Da sind wir froh, dass viele Eltern verständnisvoll sind. Wir sind auch sehr froh, dass sehr, sehr viele Lehrer sehr fantasiereich das Eine oder Andere versuchen umzusetzen.
Wie kommen Lehrer und Schüler mit der Situation zurecht?
Unterschiedlich. Die Belastung merkt man sehr deutlich. Weil man immer das Gefühl hat, man wird der ganzen Situation nicht gerecht. Das ist mal das Eine: Ich bin selber gesundheitlich vielleicht gerade auch ein bisschen besorgt, packe ich das alles? Und diese Dimension der Sorge “hoffentlich bleibe ich auch gesund”, das ist schon etwas - und dann muss man auch Arbeit von den anderen mit übernehmen, wenn jemand krank ist. Das ist anders, wenn jemand in Quarantäne sitzt. Der kann natürlich unterstützen. Aber wenn jemand selber erkrankt ist, muss diese Arbeit jemand anderes machen (…) Das ist wirklich sehr, sehr anstrengend. Wir werden deshalb - und da sind auch alle Schulen froh drum, in Absprache mit den staatlichen Schulämtern Unterrichtskürzungen vornehmen.
Wie werden Unterrichtskürzungen umgesetzt?
Wir haben zum Beispiel ab nächster Woche klar kommuniziert, auch schon zum Teil den Eltern über einen kleinen Newsletter, dass wir den Mittagsunterricht aufgrund der Lehrerversorgung so nicht aufrechterhalten können, für alle Klassen - Prüfungsklassen sind natürlich ausgenommen. Das hat zwei Gründe: Einmal hab ich dann diese Lehrkräfte, die gesund und munter sind, die ich für die Versorgung der anderen Klassen mit einbeziehen kann. Zum anderen: Wir sind eine Ganztagsschule, da haben die Schülerinnen und Schüler die Maske beim Essen unten und vergessen, sie wieder hochzuziehen. Das klappt mit den Masken wirklich hervorragend in der Unterrichtssituation, aber nicht in der offenen Situation der Mittagspause. Deswegen wollen wir die Mittagszeit reduzieren, indem wir manche Angebote nicht machen. Das machen andere Schulen genauso, dass sie Unterrichtskürzungen vornehmen, passend für jede Schule. (…) Es ist sicherlich noch ein, zwei Wochen so, dass wir das so machen. An anderen Schulen ist es ähnlich, die werden auch den Stundenplan kürzen, wo es einfach nicht mehr handelbar ist.
Es sind also mehrere Schulen im Ostalbkreis, die kommende Woche den Unterricht kürzen?
Ich weiß, dass einige andere Schulen nächste Woche auch mit den ersten Unterrichtskürzungen anfangen. Wir hatten - und das ist für viele Schulen, nicht nur für die Friedensschule so - vor Weihnachten schon geschaut, dass wir die grobe Struktur haben und das hilft uns jetzt einigermaßen in der Planung.
Haben Sie in der aktuellen Situation auch das Handwerkszeug, um immer rechtzeitig zu reagieren und umzuplanen? Oder fehlt da noch was?
Wir würden uns natürlich schon wünschen, dass es mehr Unterstützungssysteme für die Schulen und auch für die Kitas gibt. Aber es fehlt an Personal. Nicht jeder, der sich zur Verfügung stellt um zu helfen, hat die Fähigkeiten. Es mangelt an Lehrkräften.