Jungen und Mädchen gehen in eine Unisextoilette an der Sägefeldschule in Ulm-Wiblingen. Bei der Sanierung der Toilettenanlage an der Werkrealschule wurde die Geschlechtertrennung aufgehoben. (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance dpa  Stefan Puchner)

Gemeinsames Klo für alle

Das steckt hinter den Unisex-Toiletten an einer Ulmer Schule

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Pascal Lasserre
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Volker Wüst (Foto: SWR, SWR - Alexander Kluge)

Mädchen und Jungen auf einer gemeinsamen Toilette? So ist das an der Sägefeldschule in Ulm. Dort gibt es ein Unisex-Klo. Ein Besuch an einem nicht ganz so stillen Örtchen.

Die alte Toilettenanlage war kaputt - beim Neubau ging die Sägefeldschule in Ulm neue Wege: An der Grund- und Werkrealschule gibt es inzwischen nur noch eine gemeinsame Toilette für alle älteren Schülerinnen und Schüler, wie Schulleiterin Cornelia Euchner erklärt. Und das funktioniere außerordentlich gut. "Es war zuerst merkwürdig mit Jungs in einer Toilette. Aber jetzt ist es schon normal", so schildert es Diana, Schülerin an der Sägefeldschule im Ulmer Stadtteil Wiblingen.

Anlass für die sogenannte Unisex-Toilette in Ulm war der "desolate Zustand" des bisherigen Schulklos, wie Euchner sagt. Das Klo wurde ständig beschädigt, weil es auf dem Schulhof lag und auch für Fremde zugänglich war. Für einen Neubau kam schnell der Vorschlag für eine "Toilette für alle" auf. Kostenpunkt für die Unisex-Toilette und neues Behindertenklo: Rund 220.000 Euro.

Schulleiterin Cornelia Euchner steht in einer Unisextoilette an der Sägefeldschule in Ulm-Wiblingen. (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance dpa  Stefan Puchner)
Auch wenn es zunächst Bedenken bei Lehrern wie Schülern gegeben habe, hätten sich alle schnell daran gewöhnt, sagt Schulleiterin Euchner.

Klos an Ulmer Schule ohne Pissoirs, dafür Spiegel in den Kabinen

In den Kabinen gibt es auch Spiegel. Denn manche Schülerinnen wollen ihre Haare vor den Jungs verbergen. Die neue Toilette verfügt nur noch über Kabinen, die Pissoirs sind passé. Die Waschbecken sind durch bodentiefe Fenster gut einsehbar. Außerhalb der Pausen kommen die Schüler nur mit einem digitalen Chip herein.

Auch wenn es zunächst Bedenken unter Lehrerkräften und Schülern gegeben habe, hätten sich alle schnell daran gewöhnt, sagt Euchner. "Es gab noch keine Auseinandersetzungen, niemand hat gesagt: 'Ich gehe nicht auf die Toilette'. Es scheint gut zu funktionieren und alle scheinen sich hier drin wohlzufühlen."

Das sagt der Landeselternbeirat zu Unisex-Toiletten

Der Vorsitzende des Landeselternbeirats in Baden-Württemberg, Michael Mittelstaedt, hält sogenannte Unisex-Toiletten an Schulen durchaus für einen "pragmatischen Ansatz". Bei einem anstehenden Neubau seien sie eine sinnvolle und wirtschaftliche Lösung.

Weitere Unisex-Toiletten gibt es in Baden-Württemberg kaum. Das Goethe-Gymnasium in Freiburg hatte zum Jahresanfang eine eingerichtet, teilt eine Sprecherin der Stadt mit. In Tübingen liegt der Stadt ein Antrag vor, sie an allen weiterführenden Schulen einzurichten.

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