Gas- und Strompreise für Bäcker: Marcel Emmerich (Grüne) war in Ulmer Großbäckerei Staib zu Gast (Foto: SWR, Katja Stolle-Kranz)

Grünen-Politiker Emmerich besucht Bäckereikette

Ulmer Großbäckerei: So stark trifft uns die Energiekrise

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Katja Stolle-Kranz

Steigende Energiepreise machen dem Bäckerhandwerk zu schaffen. Am Dienstag hat der Ulmer Grünen-Politiker Emmerich eine betroffene Großbäckerei besucht. Die Sorgen dort sind groß.

Gas- und Strompreise für Bäcker: Marcel Emmerich (Grüne) war in Ulmer Großbäckerei Staib zu Gast (Foto: SWR, Katja Stolle-Kranz)
Der Ulmer Bundestagsabgeordnete Marcel Emmerich (li.) von den Grünen besucht die Ulmer Großbäckerei Staib in Ulm.

Unternehmer Marcus Staib hat 1999 den Betrieb seiner Eltern übernommen. So eine schwierige Zeit wie jetzt habe er noch nicht erlebt. Seit dem Ukraine-Krieg und der damit einhergehenden Energiekrise seien die Preise etwa für Stromkosten um das Vierfache gestiegen: "Allein in der Zentrale mit unserer Backstube in Ulm-Jungingen sind wir da monatlich bei rund 100.000 Euro. Dazu kommen noch die Kosten für Gas, mit dem wir unserer Öfen betreiben - bisher waren das um die 25.000 Euro monatlich. Dabei wird es aber ja nicht bleiben." 

"Keiner weiß, wohin die Reise geht"

Das Schlimmste sei die Ungewissheit, berichtet der Unternehmer, als der Grünen-Bundestagsabgeordnete für Ulm und den Alb-Donau-Kreis, Marcel Emmerich, am Dienstagmorgen in der Zentrale der Ulmer Bäckerei-Zentrale eintrifft. "Zudem sind wir bei jeglichen Hilfsprogrammen außen vor und können die Preissteigerungen nur schwer an die Kundschaft weitergeben. Wer will schon sieben Euro fürs Brot bezahlen?"

Marcel Emmerich: "Wir wollen helfen"

Ernst hört Marcel Emmerich zu und versichert: "Wir wollen helfen. Das ist ganz klar." Konkret wolle er sich dafür einsetzen, dass auch das Bäckerhandwerk künftig vom neuen Programm zur Energiekostendämpfung profitieren kann, verspricht er. Außerdem sollte auch die sogenannte Strompreisbremse auf das Bäckerhandwerk ausgeweitet werden, so Emmerich.

Gas- und Strompreise für Bäcker: Marcel Emmerich (Grüne) war in Ulmer Großbäckerei Staib zu Gast (Foto: SWR, Katja Stolle-Kranz)
Ein altes Schild in der Backstube der Großbäckerei in Ulm-Jungingen.

700 Beschäftigte - noch sind die Arbeitsplätze sicher

Dringend brauche man Zusagen, so Marcus Staib, Geschäftsführer von aktuell 65 Filialen in der Region und darüber hinaus. Denn wenn der Winter komme, müsste man finanziell gerüstet sein, um alle Arbeitsplätze zu halten. Reserven gebe es sonst kaum. Zudem wolle man einige der Gasöfen auf Öl umstellen. "Aber dafür müssen wir erstmal Ölringleitungen legen lassen und Ölbrenner bekommen", so Staib.

Auch hinter dem Tresen und nebenan in der Backstube machen sich Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen Gedanken über die Zukunft. Eine Bäckereifachverkäuferin, sie ist seit vielen Jahren im Betrieb, spürt zunehmend den Ärger der Kundschaft über angestiegene Preise bei Brot, Kuchen, Brezeln und Co. Ein Bäckermeister erzählt, wie man derzeit versuche, weiter Energie einzusparen, wo es geht. "Denn wir wissen ja nicht einmal, ob wir überhaupt weiterhin genug Gas für unsere Öfen bekommen."

Emmerich stellt dennoch klar, dass man nicht nach dem "Gießkannenprinzip" vorgehen wolle, sondern Betrieben und Personen konkret Hilfe anbieten möchte. Darum käme auch eine ausgesetzte Energiesteuer, wie sie derzeit im Gespräch ist, nicht infrage. "Davon würde dann jeder profitieren, auch diejenigen, die es gar nicht nötig haben."

Brezeln und Co. werden nochmals teurer

Erst im Mai habe es eine Preissteigerung bei den Backwaren gegeben, so Marcus Staib. Jetzt rechnet er schon bald mit einer weiteren Steigerung um rund zehn Prozent, um wenigstens einen Teil der gestiegenen Energiekosten prozentual auf den Warenpreis umzulegen. "Filialen zu schließen, das ist keine Option. Entweder wir produzieren oder nicht. Dazwischen gibt es nichts", so Staib. Der Bäckereichef ist fest entschlossen, seine Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen weiter in Lohn und Brot zu halten.

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