Stadt gegen neues Hilfsangebot

Bauwagen für Obdachlose in Ulm stehen seit einem halben Jahr leer

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Sarah Umla
Sarah Umla (Foto: SWR)
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Hannah Schulze
Hannah Schulze (Foto: SWR)

Seit einem halben Jahr parken in der Ulmer Weststadt Bauwagen, die eigentlich Unterkünfte für Obdachlose sein sollen. Doch sie stehen leer, die Genehmigung zum Aufstellen fehlt.

Die drei Bauwagen wurden von dem privaten Sozialunternehmen ZAWO angeschafft, dem Ulmer Zentrum für ambulant betreutes Wohnen. Sie sollten eigentlich eine Übergangslösung für wohnsitzlose Menschen sein. Ein Obdach auf rund zwölf Quadratmetern mit einem kleinen Bad, einer Trockentoilette, einer Küchenzeile und einem Bett.

"Dieser Bauwagen kann für ein bis sechs Monate irgendwo stehen, sei es auf einem Parkplatz, auf einem Gelände. Wir können jemanden vorübergehend einziehen lassen", erläutert Frank Hörger vom ZAWO. Rund 25.000 Euro pro Wagen habe das Sozialunternehmen investiert.

Die Stadt Ulm sieht keine Notwendigkeit für Bauwagen als Unterkunft

Doch seit einem halben Jahr stehen die Unterkünfte leer. Eine Genehmigung, die Bauwagen auf öffentlichen Plätzen abzustellen, gibt es noch nicht. Es gebe ausreichend Angebote, argumentiert die Ulmer Stadtverwaltung: etwa Aufnahmehäuser, die eine längerfristige Möglichkeit bieten, und auch das ambulante betreute Wohnen.

Es gebe "eigentlich ein komplettes System, die Menschen zurückzubringen in ihren eigenen Wohnraum", sagt Sarah Waschler von der Stadt Ulm. Es sei wichtig, geschützten Wohnraum zu haben und dass Wohnungslose wieder in das normale System zurückkommen. "Und nicht mit einer Bauwagenlösung als Provisorium arbeiten zu müssen", kritisiert Waschler.

Auf dem Karlsplatz steht wieder ein Ulmer Nest zum Schutz von Obdachlosen vor der winterlichen Kälte (Foto: SWR, Hannah Schulze)
Auf dem Karlsplatz steht wieder ein Ulmer Nest zum Schutz von Obdachlosen vor der winterlichen Kälte - das Projekt gibt es in Ulm seit mehr als zwei Jahren.

ZAWO: Bauwagen ist Schnittstelle

Zudem gebe es im Winter als nächtlichen Erfrierungsschutz die sogenannten "Ulmer Nester". Das Sozialunternehmen sieht seine Bauwagen jedoch als Schnittstelle zwischen Erfrierungsschutz und fester Unterkunft.

"Es gibt eben psychisch belastete Menschen, die nicht in der Lage sind, in einem Übernachtungswohnheim leben zu können."

Eine Einigung mit der Stadt gibt es bislang nicht. Sollte das so bleiben, wird die ZAWO private Grundstücksbesitzer anfragen, die Bauwagen anderweitig einzusetzen oder sie - im schlimmsten Fall - wieder verkaufen.