Das Jahr 2021 war ein richtig gutes Jahr - das werden wohl nicht ganz so viele Menschen in der Region sagen. Viele drücken Corona-Sorgen oder wirtschaftliche Nöte. Doch in Ulm gibt es einen jungen Mann, der sehr zufrieden auf dieses und auch auf das nächste Jahr schaut: Er hat 2021 am Uniklinikum Ulm eine schwere Gehirnoperation überstanden und muss nun keine Angst mehr haben, an einem Aneurysma, also einem erweiterten und geplatzten Blutgefäß im Kopf, zu sterben.
Kurt Teutschbein sitzt mittlerweile wieder an Fitnessgeräten, stemmt mit den Beinen 170 Kilo schwere Gewichte in die Höhe und freut sich: Darüber, dass er wenige Wochen nach seiner schweren Gehirnoperation endlich wieder trainieren darf und zwar in genau dem Neu-Ulmer Studio, in dem er selbst auch Trainer ist. "Es ist megaschön", berichtet er. "Ich muss natürlich gucken, dass ich keinen Druck auf den Kopf bekomme." Dabei helfe die Atmung, auf keinen Fall dürfe er pressen. Der 25-jährige Mann hat Geduld: "Ich baue das jetzt langsam auf. Ich habe es ja nicht eilig. Gesundheit geht vor."

Aneurysma-Patient: Vorbelastung durch Erbkrankheit der Mutter
Rückblick: Ende September räumte Kurt Teutschbein seinen Schrank im Patientenzimmer in der Universitätsklinik Ulm ein. Im Kopf des 25-Jährigen steckt eine tickende Zeitbombe - ein Aneurysma. Diese Aussackung eines Blutgefäßes kann jederzeit platzen und ausbluten, mit dramatischen Folgen, der Patient könnte einen Schlaganfall erleiden oder sterben. Kurt Teutschbein ist durch eine Erbkrankheit seiner Mutter vorbelastet. Sie sitzt seit 23 Jahren im Rollstuhl.
"Für mich war von Anfang an klar, dass ich es operieren lasse, wenn ich es habe."
Nervös ist er trotzdem: "Ich bin natürlich ein bisschen aufgeregt, aber ich bin hier unter Profis, also wenn etwas sein sollte, ist man da am besten aufgehoben."

Gehirnoperation: Titanclip im Gehirn soll Aneurysma ausschalten
15 Stunden später, im OP 12 der Uniklinik Ulm. Kurt Teutschbein liegt in Narkose. Der Neurochirurg Thomas Kapapa hat seinen Schädel geöffnet und sich ganz langsam vorgearbeitet zum Aneurysma. Ein kleiner Titanclip soll die Gefäßaussackung verschließen. Das Setzen dieses Clips ist ein heikler Moment, doch es gelingt. Das Aneurysma kann nun nicht mehr platzen. Es war ein fieses Aneurysma, findet Professor Thomas Kapapa nach drei Stunden OP: "Weil die Oberfläche des Aneurysmas nicht ganz glatt war, sondern sie war gewölbt und auf der Oberfläche saßen noch Tochteraneurysmen."

"Wir wissen, dass solche Aneurysmen dazu neigen, irgendwann zu platzen."
Optimistisch nach Gehirn-OP: Kurt Teutschbein will 2022 Abitur nachholen
Kurt Teutschbein geht nach der Operation in eine Reha. Muss aber Anfang November noch einmal nach einem epileptischen Anfall in die Uniklinik. Im Kopf des 25-Jährigen hatte sich über Wochen Blut gesammelt und Druck ausgeübt. Eine Drainage schafft Abhilfe. Seinen Optimismus hat Kurt Teutschbein dadurch nicht verloren, ganz im Gegenteil, er fühlt sich richtig wohl und hat große Pläne für 2022: Er will sein Abitur nachholen.
"Man merkt halt einfach, dass man sich Wege freischlagen kann, wenn man den Mut hat, um diese Wege zu gehen."
Und auch wenn ein Weg mal nicht funktioniere, bedeute das ja nicht, dass das Ziel weg sei, sondern, dass man sich halt einfach einen neuen Weg dorthin suchen müsse. Für sich hofft er, dass das Kapitel Aneurysma nun abgeschlossen ist - dennoch: Er würde jederzeit wieder so handeln.