Eine Gruppe von Menschen mit schwerer Körperbehinderung in Ulm nimmt ihre Freizeitgestaltung selbst in die Hand. Nach Besuchen von Wetterexperten oder Sterneköchen und Tagesausflügen in luftige Höhen hatte sie zuletzt einen Extrembergsteiger zu Gast.
Der 8.163 Meter große Berg Manaslu, komprimiert in einem Foto auf einer Leinwand. Mit dem Beamer zeigt Marc Grün die Fotos seiner Expedition in Nepal. Im Raum der Gruppe "Freizeit- und Lebensgestaltung" der St. Elisabeth Stiftung spitzen alle gespannt die Ohren.

Die Gäste: Oliver Maier, genannt Oli, Markus Macht und Emmanuel Berner. Alle drei bekommen Intensivpflege und haben einen elektrischen Rollstuhl, teilweise werden sie beatmet. Geistig sind sie fit und stets interessiert an Neuem. Auch Begleiter der drei Gruppenmitglieder und freiwillige Helfer sind mit dabei.
Gemeinsam Höhenluft schnuppern: Extrembergsteigen auf 8.000 Metern Höhe
"Das war am nächsten Morgen auf knapp 8.000 Metern, da ist gerade die Sonne aufgegangen." sagt Marc Grün. "Boah, geil!" schallt es von hinten. Markus Macht gefallen vor allem die eindrucksvollen Fotos. Ganz vorne sitzt Oli, er hat den Extrembergsteiger Marc Grün für den Vortrag eingeladen.
Sprechen fällt Oli schwer, er schreibt in seinen Computer: "Ich hab einen Bericht über ihn im Fernsehen gesehen". Am schwäbischen Dialekt habe er erkannt, dass der Extremsportler aus der Gegend kommt - und ihn kurzerhand angeschrieben. Für Marc Grün, der den Vortrag heute kostenlos hält, war es Ehrensache zu kommen. "Das war für mich sofort klar. Das ist jetzt ja wahrscheinlich auch keine Organisation die einen Haufen Geld übrig hat."
Selbstbestimmung in der Ulmer Gruppe "Freizeit- und Lebensgestaltung"
Die Organisation, das ist in diesem Fall die Gruppe "Freizeit- und Lebensgestaltung" der St. Elisabeth Stiftung in Ulm. Sie ermöglicht Menschen mit schwerer körperlicher Behinderung ihren Alltag selbst zu gestalten. Die Gruppenmitglieder haben keine Aussicht auf Erwerbstätigkeit, wollen ihren Alltag aber selbst in die Hand nehmen.

Also organisieren sie gemeinsam mit Betreuerinnen und Betreuern verschiedene Ausflüge, beispielsweise zur Hängebrücke "Highline 179" in Triol. Oder sie laden sich Gäste ein, so wie Marc Grün. Oli ist hier besonders rührig. Er hat schon Besuche von Wetterfrosch Sven Plöger und verschiedenen Sterneköchen organisiert.
Ohne die Gruppe könnte ich mir mein Leben nicht mehr vorstellen.
Aktiver Alltag bedeutet Lebensqualität
Vorträge wie der von Marc Grün bedeuten für die Gruppe Lebensqualität. Emmanuel Berner glaubt, dass der Extrembergsteiger auch von ihnen etwas lernen kann. "Wie man mit manchen Sachen umgeht. Es ist schon eine Herausforderung, wo manche ohne Ende dran verzweifeln würden."

Oli sicher nicht. Er ist ständig aktiv, um neue Aktivitäten für die Gruppe zu planen. Ohne die, so schreibt er, könne er sich sein Leben nicht mehr vorstellen. Für Menschen mit Behinderung aus Ulm und Umgebung, die etwas erleben wollen, sei aktuell ein Platz in der Gruppe frei. Programm gibt es genug: Für den nächsten Vortrag hat Oli gleich noch weitere Extremsportler eingeladen.