Die historische Straßenbahn in Ulm (Foto: SWR Archiv)

Jubiläum mit Sonderfahrten in Oldtimern

125 Jahre Straßenbahn in Ulm: Stadt hofft auf weiteren Ausbau

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Verena Hussong
Verena Hussong (Foto: SWR, SWR - Alexander Kluge)
Monika Götz
SWR Aktuell-Autorin Monika Götz (Foto: SWR, SWR - Alexander Kluge)

Die Stadt Ulm hat am Sonntag das 125-jährige Jubiläum der Straßenbahn gefeiert: mit einem Oldtimerkorso, Fahrten für das Publikum und einem Bekenntnis zu diesem Verkehrsmittel.

Die Stadtwerke Ulm/Neu-Ulm haben am Sonntag mit einem Festakt das 125-jährige Jubiläum der Ulmer Straßenbahn gefeiert. Beim Publikum stieß vor allem der Oldtimer-Korso auf der Linie 1 auf großes Interesse. Zu sehen gab es Modelle aus den 1960er Jahren, aber auch aus der Zeit um 1900.

Hunderte Besucherinnen und Besucher nutzten die Gelegenheit, in den aufwändig restaurierten, historischen Bahnen mitzufahren. Die ersten Straßenbahnen in Ulm verbanden ab 1897 die Innenstadt mit dem Stadtteil Söflingen. Heute nutzen rund 30.000 Menschen am Tag die Ulmer Straßenbahn.

Zum 125-jährigen Jubiläum der Straßenbahn gibt es in Ulm Fahrten mit historischen Bahnen  (Foto: SWR)
Mit Sonderfahrten von historischen Bahnen hat die Stadt Ulm das 125-jährige Jubiläum ihrer Straßenbahn gefeiert.

Pläne für den Ausbau der Straßenbahn

Es gibt Pläne für einen Ausbau der Linien nach Neu-Ulm und in den Ulmer Westen, um dort den geplanten Stadtteil "Kohlplatte" anzubinden. Eine erste Kosten-Nutzen-Rechnung war nach Angaben der Stadtwerke allerdings negativ. Jetzt würden Alternativen geprüft, erklärte Ralf Gummersbach von SWU Verkehr.

"Albert Einstein", "Sophie Scholl" oder auch "Albrecht Berblinger". Die Namen berühmter Ulmerinnen und Ulmer zieren die grau-hellblauen Straßenbahnwagen der Stadtwerke Ulm/Neu-Ulm (SWU) Verkehr. Seit ein paar Jahren fahren sie auf 19,1 Kilometern durch die Stadt. Von Söflingen nach Böfingen und von der Wissenschaftsstadt auf dem Eselsberg auf den Kuhberg.

Straßenbahn von Ulm nach Neu-Ulm (Foto: SWR-Archiv)
Bis zum Zweiten Weltkrieg waren das württembergische Ulm und das bayerische Neu-Ulm durch die Straßenbahn verbunden.

Auch zur Eröffnung vor 125 Jahren gab es zwei Linien: Eine Ringbahn durch die Innenstadt und eine von Ulm nach Neu-Ulm. Im Jahr 1900 folgte eine Linie, die vom Münsterplatz durch die Platzgasse bis zur Kreuzung Karlsstraße/Gaisenbergstraße führte. 1906 durften sich die Söflinger freuen - sie bekamen von der Stadt Ulm nach der Eingemeindung als Gegenleistung nicht nur eine Kanalisation, sondern auch einen Straßenbahnanschluss. Vor dem Zweiten Weltkrieg konnten Fahrgäste insgesamt vier Linien nutzen.

Die Straßenbahn in der Ulmer Innenstadt (Foto: SWR-Archiv)
Reger Straßenbahnverkehr zwischen Ulm und Neu-Ulm vor dem Zweiten Weltkrieg. Bombenangriffe beschädigten die Trassen stark. Beim Wiederaufbau wurden nicht mehr alle Schienen wieder verlegt.

Wie sich der Zweite Weltkrieg auf den Straßenbahnverkehr in Ulm auswirkte

Der alliierte Bombenangriff am 17. Dezember 1944 auf Ulm beschädigte die Straßenbahntrassen dann schwer. Vorübergehend stellte die Straßenbahn den Betrieb ein. Nach dem Krieg fuhren einige Jahre als Ersatz für eingestellte Linien dann Oberleitungsbusse durch die wiederaufgebaute Stadt, bevor wiederum durch Dieselbusse ersetzt wurden. Die Linie 1 von Söflingen zum Stadion in der Friedrichsau mit ihren gelben Wagen war jahrelang die einzige Straßenbahnlinie in Ulm. Bis zum Jahr 1990 galt die Ulmer Straßenbahn deshalb mit ihren damals 5,6 Kilometern als kleinster Straßenbahnbetrieb in der Bundesrepublik Deutschland.

Dieser Film lief zum 100. Jubiläum der Ulmer Straßenbahn im SWR:

Im Jahr 1999 dann ein Rückschlag für den vom Rathaus angestrebten Ausbau der Straßenbahn in Ulm: In einem Bürgerentscheid lehnten die teilnehmenden Ulmerinnen und Ulmer den Bau einer zweiten Straßenbahnlinie von der Wissenschaftsstadt in den Neu-Ulmer Stadtteil Ludwigsfeld ab – mit 51 Prozent der Stimmen. Der Bürgerentscheid scheiterte zwar am erforderlichen Quorum von 30 Prozent der Wählerstimmen. Keine der beiden Seiten erreichte damals die erforderliche Stimmenzahl. Die Wahlbeteiligung lag bei 45,5 Prozent. Doch der Gemeinderat verfolgte das angestrebte "Fünf-Linien-Konzept" nicht mehr.

Die Straßenbahn in Ulm (Foto: SWU)
Vor 125 Jahren startete die Ulmer Straßenbahn zu ihrer Jungfernfahrt. Heute verkehren die modernen Niederflurfahrzeuge zwischen Söflingen und Böfingen und zwischen der Wissenschaftsstadt auf dem Eselsberg und dem Kuhberg.

Straßenbahnausbau nach Böfingen

Allerdings wurde 2007 dann die Linie 1 bis Böfingen verlängert. 2009 ging sie in Betrieb. Die Strecke gehört zu den steilsten Straßenbahnstrecken in Deutschland. Auf 300 Metern Länge hat sie eine Steigung von 7,7 Prozent. Seit Dezember 2018 hat die Stadt auch wieder zwei Linien - wie zur Zeit der Jungfernfahrt vor 125 Jahren. Die rund 270 Millionen teure Linie 2 führt von der Wissenschaftsstadt auf dem Eselsberg zum Kuhberg. Die neuen Straßenbahnwagen mit klangvollen Ulmer Namen "Inge Aicher-Scholl", "Conrad Dietrich Magirus" oder "Hildegard Knef" fahren dabei über die neu erbaute Kienlesbergbrücke.   

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