Deutschlehrerin Nicole Iskounen zeigt den Neuntklässlern des Hellenstein-Gymnasiums in Heidenheim eine Collage aus vier Bildern. Es sind Aufnahmen aus dem Krieg in der Ukraine, aber auch das Foto einer Friedensdemonstration in Deutschland ist dabei. In den vergangenen Tagen waren die Bilder in den Nachrichten zu sehen. Sie illustrieren Leid und Sorge, aber auch Hoffnung und Solidarität.
Im Deutschunterricht der Klasse 9b geht es an diesem Mittwochmorgen um Krieg und darum, welche Auswirkungen dieser auf Zivilisten hat. "Wir sind alle betroffen", sagt Iskounen. Mit den Bildern will die Deutschlehrerin Impulse schaffen sowie Schülerinnen und Schülern helfen, mit der Situation in der Ukraine umgehen zu können.
Erster Weltkrieg und Ukraine-Krieg
Eigentlich beschäftigt sich die Klasse derzeit mit expressionistischen Gedichten. Auch darin wird Krieg thematisiert. Es geht um den Ersten Weltkrieg und dessen Ausfluss in die Literatur. Im Unterricht versucht die Klasse, beide Kriege in zusammenzubringen. Ängste und Sorgen von damals in das aktuelle Zeitgeschehen hineinzutragen.
Es ist still an diesem Morgen im Klassensaal. Viele der 14- bis 15-Jährigen arbeiten alleine für sich. Sie brauchen einige Minuten um das, was in ihnen vorgeht, zu formulieren. Die Gedichte, die entstehen, sind kurz - wie etwa das der 14-jährigen Inken. Sie umschreibt darin das Bild eines ukrainischen Soldaten, der sich von seiner Partnerin verabschiedet.
"Erinnerung an Frieden.
Angst um die Heimat.
Zukunft ist ungewiss.
Wie geht es weiter?"
In fast allen Gedichten der rund 30 Jugendlichen ist Unsicherheit und Angst zu spüren. Manchmal ist eine gewisse Brüchigkeit in den Stimmen zu spüren. Doch das Thema im Unterricht zu behandeln, ist laut Iskounen wichtig. "Ich merke, dass für die Jugendlichen die schlimmen Seiten des Krieges im Vordergrund stehen", erläutert die Deutschlehrerin. Die Schülerinnen und Schüler benötigen daher einen Raum, um ihre Gedanken zu teilen.
Mitten in der Corona-Pandemie und trotzdem schon in der nächsten Krise
Viele Emotionen zeigen die Jugendlichen an diesem Mittwochmorgen jedoch nicht. Die Blicke sind ernst, sofern man sie überhaupt deuten kann. Denn die Münder und Nasen der Schülerinnen und Schüler sind unter Masken versteckt. "Es ist eine sehr schwere Zeit für Kinder und Jugendlichen", sagt Schulleiter Holger Nagel. Das gesamte Schulleben laufe ruhig und gedämpft ab. "Jetzt wird eine neue Krise auf eine alte aufgelagert, das ist eine sehr schwierige Situation."

Zumindest bedingt Abhilfe soll eine Kommunikationswand bringen. Sie steht in der Schulcafeteria. An diesem Mittwochmorgen ist auch diese leer. An der Pinnwand hängen bisher nur ein paar einzelne Zettel mit Sorgen und Gedanken. "Es ist für uns auch ein Stimmungsbild. Was müssen wir aufarbeiten und wo können wir aufeinander eingehen?", sagt Nagel. Bis all die Krisen und Ängste überwunden sind, werde es aber wohl noch etwas dauern.