Nach Angaben der privaten Initiative um die ehemalige Ulmer SPD-Bundestagsabgeordnete Hilde Mattheis ist mehr als die Hälfte der Geflüchteten weiter nach Sigmaringen gereist. Von dort wollen sie zu Verwandten, Bekannten und Freunden fahren. Die Geflüchteten stammen laut Mattheis aus fast allen Regionen der Ukraine. "Quer durch das ganze Land, wer es an die Grenze geschafft hat", sagte sie dem SWR.
Knapp 50 Kriegsflüchtlinge wurden privat in Ulm und Umgebung untergebracht. Jetzt müsse die Nachversorgung organisiert werden. Die Frauen und Kinder benötigten auch hier vor Ort Hilfe. Bereits am Freitagmittag waren rund 80 Geflüchtete in Elchingen angekommen.
Die Flüchtlinge kamen mit Bussen an, die vor drei Tagen mit Sachspenden von Ulm an die slowakisch-ukrainische Grenze gefahren waren. Zwischenstopp nach ihrer Ankunft in Schwaben war vorerst eine Gastwirtschaft in Oberelchingen (Stadtteil von Elchingen im Kreis Neu-Ulm). Dort gab es für sie am Freitag Mittagessen.

Auch ein Teil der am Freitag angekommenen Menschen aus der Ukraine fuhren unter anderem nach Koblenz, Mannheim, Stuttgart und Berlin weiter. Manche haben dort Verwandte oder Bekannte.
Mattheis hatte bei der Abfahrt der Busse am Dienstag in Ulm bereits angekündigt, man werde versuchen, mindestens 100 geflüchtete Frauen und Kinder mitzunehmen. Deshalb seien die Sachspenden auch mit Bussen transportiert worden.

Auch andere Menschen aus der Region helfen: So beherbergt Pfarrer Andreas Kammer aus Heidenheim-Mergelstetten derzeit eine siebenköpfige Familie aus der Ukraine im evangelischen Pfarrhaus. Er hatte die Geflüchteten am Mittwoch selbst mit dem Auto in Ungarn abgeholt.
Pfarrer Kammer fuhr bis nach Ungarn, um zu helfen
Von der Not der Familie habe er über Kontakte in der Ukraine erfahren, erzählt Kammer, der eine theologischen Ausbildungsstätte leitet. Diese unterstützt auch ein theologisches Seminar in Kiew und von dort kam der Hilferuf: Kurzerhand stieg der Pfarrer am Dienstagabend in seinen VW-Bus und fuhr nach Ungarn. In der Nähe von Budapest traf er die siebenköpfige Familie, die nach sechstägiger Flucht dort auf ihn wartete. Bis nach Ungarn hatte sich das Ehepaar mit seinen fünf Töchtern in ein Auto gequetscht, am Mittwoch ging es mit zwei Autos bis Mergelstetten.
Zwei erwachsene Söhne mussten in der Ukraine zurückbleiben
Weil der Pastorenkollege drei minderjährige Töchter hat, habe er ausreisen dürfen, erzählt Pfarrer Kammer. Zwei erwachsene Söhne musste die Familie jedoch in der Ukraine zurücklassen, "und damit im Krieg." Die Familie soll sich nun erst einmal in Mergelstetten von den Strapazen der Flucht erholen - "das wird ihnen erst einmal gut tun", zeigt sich Pfarrer Kammer froh über den guten Ausgang seiner Fluchthilfe.
