
Bei René Mayer sieht es jeden Tag aus, als käme die Müllabfuhr. Vor seinem Haus, auf seinem Grundstück stehen bunte Tonnen in sämtlichen Größen. "Jetzt sind wir bei 6.430, bin aber schon wieder angeschrieben worden von einer Kundschaft, die auch welche abzugeben hat."
Die restlichen 150 Mülltonnen bunkert er in drei Kellerräumen
Die meisten Tonnen stehen im Garten seines 1.000 Quadratmeter Grundstücks. Ein paar wenige, 150 Stück, füllen drei Kellerräume. "Ich möchte mit meiner Sammlerei darauf aufmerksam machen, dass die gute Qualität nicht vernichtet wird. Weil Sie müssen sich das so vorstellen: Irgendein Landkreis sagt, es gibt jetzt neue Mülleimer. Die alten werden eingesammelt und gehäckselt. Das ist schlimm. Das ist wirklich absolutes Gefühlschaos für mich."
René Mayer trauert den alten Mülltonnen hinterher
Alte Tonnen hätten eine bessere Qualität als die neuen, ihre Wände seien dicker, so der Sammler. Auf den ersten Blick schaut die Tonnensammlung simpel aus: braune Biotonnen, blaue Papiertonnen, schwarze Restmülltonnen. Ein paar Gelbe noch und eine Weiße – die wird in Tschechien für Weißglas verwendet. Doch der Kenner versucht, in die Materie einzuführen: "Haben Sie schon mal eine geteilte Mülltonne gesehen?" Nein. Zielsicher läuft er los.
Wenn der Müllmann eine Mehrkammertonne sieht, geht ihm das Herz auf
Wir stehen vor einer braunen Biotonne. René Mayer klappt langsam den Deckel auf. "Die sogenannte Mekamtonne - Mehrkammermülltonne - heißt das im Fachjargon. Da geht mir das Herz auf, wenn ich sowas sehe. Eine absolute Seltenheit. Kriegen Sie heutzutage nirgendwo mehr. Denn das Müllfahrzeug muss ja genauso ausgestattet sein." Mit zwei Kammern, in die der Müll der Mehrkammertonne direkt wandert.
Mülltonnensammler-Szene hat 35 Mitglieder
René Mayer ist immer auf der Suche nach Raritäten. Die Mülltonnensammlerszene in Deutschland ist klein. Weltweit gibt es - Mayer weiß es ganz genau - 231 Sammler. "Ich mache normalerweise einmal in zwei Monaten eine sogenannte Deutschlandreise, da klappere ich dann alles ab, was ich mir bei Ebay gesichert habe." Er steigt auf eine liegende Tonne: "Hier, hinter dem Baum, ist alles drei Meter hoch mit Mülleimern voll." Sein Sommerprojekt: Alle Reifen weg und zu Zehnertürmen stapeln. Aufräumen, um Platz für Nachschub zu schaffen.

René Mayer träumt von einem Mülltonnenmuseum in Syrgenstein. Die Leidenschaft für die Tonne begann mit dem Tag, als er als Fünfjähriger seinem Nachbarn eine abgeschwatzt hatte, die der gerade entsorgen wollte.
"Die Müllabfuhr ist ins Dorf gekommen. (...) Dann durfte ich mit dem Müllwagen durchs ganze Dorf mitfahren. Als ich dann sieben oder acht Jahre war, durfte ich hintendrauf, das war mein absoluter Megatraum."
Schließlich wurde René Mayer Müllmann. Biotonnen könne er die ganze Zeit leeren. Papiertonnen mag er weniger. Wenn Papier nämlich mit einem Trommelfahrzeug geholt werde, wirble oft feiner Papierstaub auf.
"Meine Leidenschaft ist, die ganze Zeit nur Biotonnen auszuleeren, weil ich finde, dieser Geruch ist einfach gigantisch."
Nachbarn sind ratlos
René Mayer weiß, viele halten ihn für verrückt. Ist ihm aber egal. Seine Nachbarin Gisela Krebs, deren englischer Rasen direkt an sein Grundstück grenzt, ist hin- und her gerissen: "Ich find’s fürchterlich, besonders wenn ich Besuch da habe, wie jetzt. Die sagen: Was habt ihr denn da für eine Müllhalde, da hinten? Was machen die vielen Tonnen? Das kapiert kein Mensch. Aber das ist sein Ein und Alles. Was willst denn sagen? Du darfst und kannst da gar nix ändern." Sie glaubt, das hätten schon manche Nachbarn versucht. Erfolglos. "Dann hat das Landratsamt gesagt, wenn das dein Eigentum ist, dann darfst du - wenn du nicht gerade Ratten anziehst - aufstellen, was du willst." Und René Mayers Tonnen sind leer. Nur in ein paar ist Grünschnitt.
Die Bewerbung für "Wetten, dass...?!" ist bereits eingereicht
Seine Nachbarin weiß aber auch, dass sie schon bald neben einer gefeierten Persönlichkeit wohnen könnte. Wenn es mit seiner Bewerbung zu "Wetten, dass…?!" klappt. Er behauptet nämlich, er erkenne jede seiner Tonnen allein am Zuklappen des Deckels. Wir probieren‘s aus.... Weggucken bitte!
Zack! Der Deckel einer braunen Tonne fällt herunter, René Mayer ruft: Das ist eine Plastopan. Korrekt!