Die Preistafel beim Kiosk am Badesee im Neu-Ulmer Stadtteil Ludwigsfeld zeigt es an: Wer sich beim sommerlichen Baden am Kiosk mit Speisen und Getränken versorgen möchte, muss in dieser Saison tiefer ins Portemonnaie greifen und im Gegensatz zum Vorjahr für vieles rund 50 Cent mehr berappen.
Inflation macht am Kiosk nicht Halt
Die Currywurst mit Semmel kostet diese Saison fünf Euro, kommen Pommes dazu, müssen Käufer drei Euro mehr bezahlen. Eine Einzelportion der Kartoffelstäbchen mit Mayonnaise oder Ketchup gibt es für vier Euro. Ebenfalls der halbe Liter Bier jetzt vier Euro. Werner Lachmann, Kioskverkäufer am Ludwigsfelder Baggersee in Neu-Ulm, macht die Preise zwar nicht selbst, weiß aber, warum sie so gestiegen sind: "Wenn Sie sehen, was Öl jetzt im Einkauf kostet, früher hat der Kanister 19,80 Euro gekostet, heute 42,90 - also da ist schon eine schöne Preiserhöhung drin. Das sind lauter versteckte Kosten, die sieht keiner." Auch Ketchup, Mayonnaise, vor allem Bier hätten sich im Einkauf gewaltig verteuert.
Preise am See erstmals wieder gestiegen
Jahrelang seien die Preise stabil gewesen, erst jetzt habe man erstmals wieder erhöht, beteuert Lachmann, der seit 35 Jahren Kioskverkäufer ist und viele Badegäste am Baggersee in Neu-Ulm-Ludwigsfeld persönlich kennt. Die wiederum schätzen seine selbstgemachte Spezialsauce für die Currywurst, die hier laufend über die Theke des Imbiss' mitten auf dem Areal geht: "Alles, was mit Pommes zu tun hat, ist hier nach wie vor der Renner", so Lachmann.
Fahrradfahrer: "Ganz schön teuer geworden"
Fahrradfahrer aus Laichingen (Alb-Donau-Kreis) staunen jedoch nicht schlecht, als sie für eine Currywurst mit Semmel, eine Portion Pommes Frites und zwei halbe Liter Radler mal eben 17 Euro zahlen sollen: "Das ist ganz schön viel. Nach dann guten Appetit". Doch der Hunger ist stärker als der Ärger über die Preise: "Der Ukraine-Krieg, alles ist teurer geworden, schade, dass unsere Wirtschaft am Boden liegt, aber da kann man nichts machen", so die Radlerin. "Wenn man die Currywurst haben möchte, muss man den Preis eben zahlen", ergänzt ihr Begleiter. Einige jüngere Besucher sehen das anders:
Gastronome und Betreiber unter Druck
Dafür hat Uwe Henke, er betreibt den Kiosk am Badesee in Neu-Ulm-Pfuhl, nur bedingt Verständnis. Infolge der Corona-Pandemie und der Preisexplosion durch den Ukraine-Krieg, sei der Einkauf der Grundprodukte für den Imbissbetrieb extrem kostspielig geworden: "Und es geht ja auch gar nicht nur um die Currywurst. Wir müssen auch für die Hygieneartikel, wie Desinfektionsmittel und Seifen sorgen". Dies müsse mit in die Querkalkulation fließen und teilweise über die Speisen reingeholt werden, so Henke. Auch regionales Fleisch sei teurer. Obwohl Schnitzel und Co. aus dem Familienbetrieb in Burlafingen kämen, könne man nicht mit derzeitigen Günstigangeboten der Großen mithalten, auch, weil man hier mit vielen kleinen Anbietern zusammenarbeite und auf Klasse statt Masse setze.
Billiger: Picknick am See
Die letzten zwei Jahre seien relativ schwer für die Gastronomen gewesen, da habe er für die Anpassung der Preise am See-Kiosk Verständnis, meint ein Badegast am Ludwigsfelder Baggersee in Neu-Ulm. "Vier Euro für ein Bier, das ist schon echt teuer. Naja, trinkt man halt ein Bier weniger", meint ein anderer Mann.
Am idyllischen Badesee in Erbach (Alb-Donau-Kreis) ist der Kiosk an einem sonnigen Nachmittag fast ohne Kundschaft. Zwar kostet die Currywurst mit Pommes Frites hier einen Euro weniger als anderswo, trotzdem haben sich einige Badegäste lieber etwas von daheim mitgebracht und machen auf einer großen bunten Decke Picknick: Salate, belegte Brote, Obst, Säfte und Kaffee haben sie eingepackt: "Machen wir eigentlich immer", sagt eine Mutter, die sich seit der Corona-Pandemie und den steigenden Preisen lieber selbst versorgt.