Ob Sturm, Starkregen oder Hagel - die heftigen Unwetter der vergangenen Wochen haben auch viele Storchennester in der Region bedroht. Und damit vor allem auch den Nachwuchs: Viele Storchenküken wurden im Nest zurückgelassen, litten unter Kälte und Nässe oder wurden von Sturmböen aus ihren Nestern gerissen. Elvira Schick in Ehingen-Volkersheim (Alb-Donau-Kreis) kümmert sich um verletzte oder geschwächte Storchenjunge - in ihrer "Storchen-Reha", wie sie ihren Zufluchtsort selbst nennt.
Esel, Hühner und Kaninchen machen Platz für die "Storchen-Reha"
Und ihr Hof ist nicht nur ein Zufluchtsort für Störche: Jeden Morgen lädt Elvira Schick eine große Schubkarre voll, um Esel, Hühner und Kaninchen zu versorgen. Ein neuer Gast kann die Fütterung kaum erwarten - ein Storchenjunges, das Elvira Schick den "Kleinen“ getauft hat, stakst unruhig auf einer Wiese hin und her. Er ist der letzte Patient in der "Storchen-Reha", alle anderen sind schon ausgeflogen. Mit seinem langen roten Schnabel und den großen, braunen Knopfaugen fordert er - ungeduldig zischend - Futter. Und das braucht er auch: Denn noch immer hat der zierliche Storch zu wenig Kraft, um auch endlich loszufliegen.

"Storchen-Reha" in Ehingen hilft Jungstörchen in Not
Die Bedürfnisse der Störche, die in die "Storchen-Reha" eingeliefert werden, sind unterschiedlich: Manche sind unterkühlt und geschwächt vom vielen Regen, andere haben schwere Prellungen vom Sturz aus dem Nest. Andere sind unterernährt, weil sie allein im Nest zurückgelassen wurden. Und manche haben eine Schnabel-Fehlstellung. In ihrer "Reha" kümmert sich Elvira Schick um hilfsbedürftige Jungstörche. Feuerwehr und Polizei bringen die Tiere zu ihr - oft mitten in der Nacht. Dann werden die Patienten sortiert: Besonders schwer verletzte Vögel bringt Schick ins 100 Kilometer entfernte Vogelschutzzentrum Mössingen im Landkreis Tübingen.

Die restlichen Störche nimmt sie bei sich auf, gibt ihnen Futter und beobachtet, wie sie sich entwickeln - eigentlich ein Fulltimejob, sagt die "Storchen-Mama".
Immer mehr gefiederte Patienten brauchen eine "Storchen-Reha"
Auf Elvira Schicks Hof hat das Aufpäppeln Tradition. Unzählige Tiere haben hier Zuflucht gefunden. Die Ehingerin, die aus einer Gastronomenfamilie stammt, hat viele Jahre den Tiernotruf in Riedlingen geleitet. Als ein befreundeter Tierarzt sie vor fünf Jahren gebeten hat, ein in Not geratenes Storchenküken aufzunehmen, hat das "Storchendrama", wie sie lachend sagt, auf ihrem Grundstück begonnen.
"Eigentlich ist das ein Fulltimejob. Aber warum sollte ich es nicht machen, wenn ich es doch machen kann."
In den letzten Jahren ist die Zahl der schwarz-weiß gefiederten "Reha"-Patienten bei Elvira Schick immer weiter gestiegen. 17 Vögel seien es allein in diesem Jahr gewesen. Eine Entwicklung, die ihr Sorgen bereitet. Die Klimawandel bedingten Unwetter seien lebensbedrohlich für die Tiere. So können Jungstörche, die auf ihren langen Stelzenbeinen im hochgelegenen Nest stehen, leicht von Windböen erfasst und aus dem Nest gerissen werden, sagt Schick.

Sie fühlt sich mitverantwortlich für das Leid der Vögel: "Wir sind auch schuldig am Klimawandel. Und dann müssen wir auch ein Stück weit Verantwortung übernehmen. Auch für unsere Störche."
Spenden finanzieren Futter für die Jungstörche
Mäuse, Wildinnereien und Eintagsküken: Der Speiseplan eines Storchs ist speziell - und nicht gerade billig. Spenden, etwa vom Naturschutzbund, helfen Schick, die Vogelmägen zu füllen. Denn nicht nur aktuelle Storchengäste verlangen lautstark nach Futter. Immer wieder fliegen ehemalige "Reha-Patienten" ihren Hof an. Sie wissen: Bei Elvira Schick gibt es immer etwas zu futtern.
"Storchen-Reha" in Ehingen braucht Unterstützung
Elvira Schick wünscht sich beim Versorgen der vielen Störche mehr Hilfe. Allein komme sie langsam an ihre Grenzen, sagt sie. Auch wünscht sie sich einen Umzug der "Storchen-Reha" auf eine separate Wiese im Ort, auf der sie drei bis vier Monate im Jahr Störche versorgen kann. Immerhin steige die Zahl der Störche immer weiter. Auf ihrem Privatgrundstück mangele es an Platz. Zudem drohe ständig die Gefahr, dass sich die Störche mit der Vogelgrippe anstecken. Dann müsste Schick all ihre Hühner schlachten.
Sie hofft auf Unterstützung von Freiwilligen und von der Stadt. Denn aufhören will die Ehingerin auf keinen Fall: "Was macht man mit einem verletzten Storch? Sterben lassen? Ich kann es nicht. Und ich glaube, viele da draußen auch nicht."