Aus Nest gestürzt oder fast verhungert

Storchen-Reha in Ehingen: Letzte Zuflucht für Jungstörche

Stand

Von Autor/in Catharina Straß

Fast verhungert oder aus dem Nest gerissen - die heftigen Sommer-Unwetter haben auch viele Jungstörche nicht verschont. Überlebende Küken werden in der "Storchen-Reha" in Ehingen versorgt.

Ob Sturm, Starkregen oder Hagel - die heftigen Unwetter der vergangenen Wochen haben auch viele Storchennester in der Region bedroht. Und damit vor allem auch den Nachwuchs: Viele Storchenküken wurden im Nest zurückgelassen, litten unter Kälte und Nässe oder wurden von Sturmböen aus ihren Nestern gerissen. Elvira Schick in Ehingen-Volkersheim (Alb-Donau-Kreis) kümmert sich um verletzte oder geschwächte Storchenjunge - in ihrer "Storchen-Reha", wie sie ihren Zufluchtsort selbst nennt.

Esel, Hühner und Kaninchen machen Platz für die "Storchen-Reha"

Und ihr Hof ist nicht nur ein Zufluchtsort für Störche: Jeden Morgen lädt Elvira Schick eine große Schubkarre voll, um Esel, Hühner und Kaninchen zu versorgen. Ein neuer Gast kann die Fütterung kaum erwarten - ein Storchenjunges, das Elvira Schick den "Kleinen“ getauft hat, stakst unruhig auf einer Wiese hin und her. Er ist der letzte Patient in der "Storchen-Reha", alle anderen sind schon ausgeflogen. Mit seinem langen roten Schnabel und den großen, braunen Knopfaugen fordert er - ungeduldig zischend - Futter. Und das braucht er auch: Denn noch immer hat der zierliche Storch zu wenig Kraft, um auch endlich loszufliegen.

Zwei Storchenjunge werden nach ihrer nächtlichen Ankunft in einer mit Stroh ausgelegten Voli`ere mit Essen versorgt.Nächtlicher Notfall: Immer wieder bringen Rettungskräfte verwaiste Storchenkinder auf Elvira Schicks Hof. Häufig auch nachts. In einer Voli`ere können sich die nächtlichen Ankömmlinge erst einmal erholen.
Nächtlicher Notfall: Immer wieder bringen Rettungskräfte verwaiste Storchenkinder auf Elvira Schicks Hof. Häufig auch nachts. In einer Voli`ere können sich die nächtlichen Ankömmlinge erst einmal erholen.

"Storchen-Reha" in Ehingen hilft Jungstörchen in Not

Die Bedürfnisse der Störche, die in die "Storchen-Reha" eingeliefert werden, sind unterschiedlich: Manche sind unterkühlt und geschwächt vom vielen Regen, andere haben schwere Prellungen vom Sturz aus dem Nest. Andere sind unterernährt, weil sie allein im Nest zurückgelassen wurden. Und manche haben eine Schnabel-Fehlstellung. In ihrer "Reha" kümmert sich Elvira Schick um hilfsbedürftige Jungstörche. Feuerwehr und Polizei bringen die Tiere zu ihr - oft mitten in der Nacht. Dann werden die Patienten sortiert: Besonders schwer verletzte Vögel bringt Schick ins 100 Kilometer entfernte Vogelschutzzentrum Mössingen im Landkreis Tübingen.

Drei Storchenjunge liegen nebeneinander auf dem Boden. Sie sind jeweils in bunte Decken gewickelt und mit Klebeband umwickelt. Einem wurde der Schnabel zugeklebt.17 Störche haben Polizei und Feuerwehr in diesem Jahr in die "Storchen-Reha" zu Elvira Schick in Ehingen gebracht. Manche sind so schwer verletzt, dass Schick sie in das 100 Kilometer entfernte Vogelschutzzentrum Mössingen bringt, wo sie medizinisch versorgt werden können. Gut verschnürt, damit die Vogeljungen während der Fahrt nicht aufstehen und sich und die anderen gefiederten Patienten verletzen können.
17 Störche haben Polizei und Feuerwehr in diesem Jahr in die "Storchen-Reha" zu Elvira Schick in Ehingen gebracht. Manche sind so schwer verletzt, dass Schick sie in das 100 Kilometer entfernte Vogelschutzzentrum Mössingen bringt, wo sie medizinisch versorgt werden können. Gut verschnürt, damit die Vogeljungen während der Fahrt nicht aufstehen und sich und die anderen gefiederten Patienten verletzen können.

Die restlichen Störche nimmt sie bei sich auf, gibt ihnen Futter und beobachtet, wie sie sich entwickeln - eigentlich ein Fulltimejob, sagt die "Storchen-Mama".

Immer mehr gefiederte Patienten brauchen eine "Storchen-Reha"

Auf Elvira Schicks Hof hat das Aufpäppeln Tradition. Unzählige Tiere haben hier Zuflucht gefunden. Die Ehingerin, die aus einer Gastronomenfamilie stammt, hat viele Jahre den Tiernotruf in Riedlingen geleitet. Als ein befreundeter Tierarzt sie vor fünf Jahren gebeten hat, ein in Not geratenes Storchenküken aufzunehmen, hat das "Storchendrama", wie sie lachend sagt, auf ihrem Grundstück begonnen.

"Eigentlich ist das ein Fulltimejob. Aber warum sollte ich es nicht machen, wenn ich es doch machen kann."

In den letzten Jahren ist die Zahl der schwarz-weiß gefiederten "Reha"-Patienten bei Elvira Schick immer weiter gestiegen. 17 Vögel seien es allein in diesem Jahr gewesen. Eine Entwicklung, die ihr Sorgen bereitet. Die Klimawandel bedingten Unwetter seien lebensbedrohlich für die Tiere. So können Jungstörche, die auf ihren langen Stelzenbeinen im hochgelegenen Nest stehen, leicht von Windböen erfasst und aus dem Nest gerissen werden, sagt Schick.

Storchenmama Elvira Schick beugt sich zu einem besonders kleinen Storch herunter und berührt mit beiden Händen sein Gefieder. Braucht viel Aufmerksamkeit: "Der Kleine" ist der letzte von 17 Jungstörchen in der "Storchen-Reha" in Ehingen, der noch nicht flügge geworden ist. Noch ist er zu schwach, um abzuheben.
Braucht viel Aufmerksamkeit: "Der Kleine" ist der letzte von 17 Störchen, der noch nicht flügge geworden ist. Noch ist er zu schwach, um abzuheben.

Sie fühlt sich mitverantwortlich für das Leid der Vögel: "Wir sind auch schuldig am Klimawandel. Und dann müssen wir auch ein Stück weit Verantwortung übernehmen. Auch für unsere Störche."

Spenden finanzieren Futter für die Jungstörche

Mäuse, Wildinnereien und Eintagsküken: Der Speiseplan eines Storchs ist speziell - und nicht gerade billig. Spenden, etwa vom Naturschutzbund, helfen Schick, die Vogelmägen zu füllen. Denn nicht nur aktuelle Storchengäste verlangen lautstark nach Futter. Immer wieder fliegen ehemalige "Reha-Patienten" ihren Hof an. Sie wissen: Bei Elvira Schick gibt es immer etwas zu futtern.

"Storchen-Reha" in Ehingen braucht Unterstützung

Elvira Schick wünscht sich beim Versorgen der vielen Störche mehr Hilfe. Allein komme sie langsam an ihre Grenzen, sagt sie. Auch wünscht sie sich einen Umzug der "Storchen-Reha" auf eine separate Wiese im Ort, auf der sie drei bis vier Monate im Jahr Störche versorgen kann. Immerhin steige die Zahl der Störche immer weiter. Auf ihrem Privatgrundstück mangele es an Platz. Zudem drohe ständig die Gefahr, dass sich die Störche mit der Vogelgrippe anstecken. Dann müsste Schick all ihre Hühner schlachten.

Sie hofft auf Unterstützung von Freiwilligen und von der Stadt. Denn aufhören will die Ehingerin auf keinen Fall: "Was macht man mit einem verletzten Storch? Sterben lassen? Ich kann es nicht. Und ich glaube, viele da draußen auch nicht."

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