Hans Kamphausen betreut die Sternsingeraktion in Ulm seit inzwischen zwölf Jahren für die St. Georgs-Gemeinde. Im Interview verrät er, warum es in der Gemeinde keine Nachwuchssorgen gibt, wie es um die Spendenbereitschaft steht und er erklärt, warum die Sternsinger weiterhin trotz Rassismus-Debatten mit einem schwarz geschminkten König unterwegs sind.
SWR: Herr Kamphausen, sind denn Ihre Sternsinger in diesem Jahr unterwegs?
Hans Kamphausen: Nein, unsere Sternsinger, die sich aus den St. Georgs-Chorknaben rekrutieren, werden auch dieses Jahr keine Familien besuchen.
Gibt es denn einen Ersatz, oder kriegt man wenigstens den CMB-Kleber für die Haustüre irgendwie zugeschickt?
Ja, den bekommen die Familien zugeschickt, die normalerweise jedes Jahr von den Sternsingern besucht werden. Und in diesem Brief ist ein Schreiben vom Herrn Pfarrer und von mir. Darin informieren wir, warum die Chorknaben nicht kommen, es gibt eine Dankeschön-Postkarte für die Spende und ein Überweisungsformular.
Ist es richtig, dass die Sternsinger aber zumindest im Ulmer Rathaus einen Auftritt haben werden?
Das ist richtig. Am Montag um 9:30 Uhr wird eine fünfköpfige Gruppe plus drei Begleiter auf dem Rathaus erwartet. Das war auch letztes Jahr schon so, da sind wir von Oberbürgermeister Czisch empfangen worden.
"Das Spendenaufkommen letztes Jahr war besser als im Jahr davor, als die Sternsinger persönlich unterwegs waren."
Es ist das zweite Sternsingen in Corona-Zeiten. Was bedeutet das für das Spendenaufkommen?
Das hat uns selber überrascht: Denn das Spendenaufkommen letztes Jahr war besser als das Jahr davor, als die Sternsinger persönlich unterwegs waren.

Wie können Sie sich das erklären?
Das kann ich mir eigentlich gar nicht erklären. Wahrscheinlich muss der Brief, den wir geschrieben haben, so gut gewesen sein.
Wohin geht das Geld?
Das Geld geht nach Peru. Seit 1982 besteht die Partnerschaft zwischen St. Georg und Cajamarca. Wir unterstützen dort unter anderem Mütterclubs und wir unterhalten einen Kindergarten.
So überbringen die Sternsinger in Aalen 2022 den Segen:
Nicht nur Corona macht die Sternsinger-Aktion in diesem Jahr kompliziert - auch das "Blackfacing" steht in der Diskussion. In Langenau (Alb-Donau-Kreis) dürfen sich Kinder trotzdem schwarz schminken.
Ja, das dürfen sie in St. Georg auch, aber es wird niemand gezwungen, sich anzumalen. Aber die Sternsinger sammeln nicht nur Geld, sondern sie werden auch mit Süßigkeiten beschenkt. Und derjenige, der sich schwarz anmalen lässt, bekommt das Doppelte.
Aber es gibt ja nicht wenige Stimmen, die sagen, das Schminken sei rassistisch. Sehen Sie das nicht so?
Nein, das sehen wir überhaupt nicht so. Einer von diesen drei Königin war ja dunkel.
"Warum soll man sich mit der Geschichte nicht auseinandersetzen?"
Können Sie diese Debatte nachvollziehen?
Nein, das können wir überhaupt nicht nachvollziehen. Genauso wenig wie die Debatte über die Mohrengasse in Ulm, das ist Geschichte. Und warum soll man sich mit der Geschichte nicht auseinandersetzen?
Gab es denn bei Ihnen gar keine Diskussionen darüber, ob man das in Zukunft nicht lieber sein lassen sollte? Weil die Empfehlungen auch vom Erzbistum schon ganz klar in die Richtung gehen, dass man die Kinder nicht schwarz schminken soll.
Nein, wir haben mit den Jungs gesprochen, und die sagten: 'Nein, das machen wir'.
Wie groß ist denn inzwischen der Andrang an Kindern, die Sternsinger werden wollen?
Die Sternsinger sind ja die Chorknaben von St. Georg. Aus diesen 89 Sängern rekrutieren sich die Sternsinger, und es sind im Schnitt immer zwischen 43 und 45. Jungs. Also wir haben da kein Problem mit der Rekrutierung von Sternsingern. Die Jungs machen das gerne.