Hohes Defizit erwartet

Warum die Staufersaga 2025 in Schwäbisch Gmünd abgesagt wurde

Stand

Von Autor/in Mira Herold-Baer

Das historische Stauferfestival in Schwäbisch Gmünd fällt in diesem Jahr aus. Grund sei die Finanzlage der Stadt: Das Festival hätte ein großes Defizit ergeben.

Die Finanzplanung der Stadt Schwäbisch Gmünd hat errechnet, dass das Stauferfestival ein großes Loch in die Stadtkasse gerissen hätte. Es wäre ein Defizit von 80.000 Euro entstanden, so die Planer.

Staufersaga Schwäbisch Gmünd
Auf diese Bilder müssen die Schwäbisch Gmünder in diesem Jahr verzichten.

Ein 15-Jähriger, der ein Heer von Tausenden Soldaten anführt, um seinen Herrschaftsanspruch auf Schwaben, Jerusalem und Sizilien zu erkämpfen - das Leben von Konradin, dem letzten Staufer, scheint wie für ein Theaterstück geschrieben zu sein. Ein Theaterstück, das eigentlich im Juli auf dem Stauferfestival in Schwäbisch Gmünd aufgeführt werden sollte. Bis die Stadtverwaltung und der Verein "Staufersaga" am vergangenen Freitag bekannt gaben: Das Fest wird komplett abgesagt, weder Mittelaltermarkt noch Theaterstück werden in diesem Jahr stattfinden.

Dabei sind wir zu einem Ergebnis gekommen, das uns erschreckt hat.

Das letzte Freilichttheater zur Staufersaga zog 23.000 Zuschauer an

Grund für den Ausfall sei die Finanzlage der Stadt Schwäbisch Gmünd. Planungen der Stadt hätten ergeben, dass durch das Stauferfestival ein Defizit von mindestens 80.000 Euro anfallen würde, so Alexander Groll, Projektleiter des Stauferfestivals in Schwäbisch Gmünd. Geplant war ein Handwerkermarkt mit 60 bis 70 Ständen, ein Mittelalterumzug und fünf Theateraufführungen der Staufersaga in der ersten Juli-Woche.

Die Aufführungen zur Stadtgeschichte wollten den letzten Stauferkönig, der jungen Konradin, wieder zum Leben erwecken. Und das am, beziehungsweise im historischen Originalschauplatz in Schwäbisch Gmünd: der Johanniskirche. "Konradin feierte in der Johanniskirche sein letztes Weihnachtsfest auf deutschem Boden, bevor er nach Italien zog", erklärt Groll.

So authentisch der für dieses Jahr geplante Aufführungsort sein mag, weist er doch einen Mangel auf: Die Johanniskirche ist klein, es passen lediglich 260 Menschen rein. Sind alle fünf Aufführungen ausverkauft, kommen insgesamt 1.300 Zuschauerinnen und Zuschauer unter. Wenig, verglichen mit den Zahlen der letzten Veranstaltung im Jahr 2016. Damals spielte das Freilicht-Theater auf dem Platz vor der Kirche. Für eine einzige Aufführung konnten 2.300 Karten verkauft werden, insgesamt lockte die Staufersaga 23.000 Menschen an. Erlöse, die in diesem Jahr fehlen würden - die Stadtverwaltung schätzt hier ein Defizit von 40.000 Euro.

Staufersaga Schwäbisch Gmünd
Die Johanniskirche hätte zwar eine prächtige Kulisse geboten. Aber es passen zu wenige Menschen für eine rentable Aufführung rein.

Hinzu kommt, dass der Markt nicht rentabel betrieben werden könnte. Zu erwarten wäre ein Defizit von 40.000 Euro allein für den Markt. Groll erläutert: "Wir können den Markt nur refinanzieren, wenn wir Eintritt verlangen. Und das wird der Sache nicht gerecht." Ohne Fördergelder oder Sponsoring gäbe es daher nur eine Lösung: ein größeres Festival. Das wiederum konnte und wollte die Stadt in diesem Jahr nicht stemmen, so Groll.

Der Verein "Staufersaga" hat ein neues Theaterstück geschrieben

Groll als Leiter des Amts für Wirtschaftsförderung und Transformation koordinierte bereits 2012 und 2016 die großen Stauferfeste. Seiner Erfahrung nach braucht solch eine Veranstaltung einen Vorlauf von zwei Jahren. So viel Zeit gab es diesmal nicht: 2023 entstanden die ersten Ideen, Ende 2024 stand das neugeschriebene Theaterstück. Erst ab diesem Moment habe die zehnköpfige "Steuerungsgruppe" der Stadtverwaltung Angebote für Technik, Licht, Bühne, Toiletten und Sicherheitskonzept einholen können. "Dabei sind wir zu einem Ergebnis gekommen, das uns erschreckt hat", sagt Groll.

Staufersaga Schwäbisch Gmünd
Das Stauferfestival sei aufgeschoben, nicht aufgehoben, sagte der Projektleiter, Alexander Groll. Auf wann, das wisse er allerdings noch nicht.

In der Planungsgruppe sitzen auch Mitglieder des Vereins "Staufersaga". Dieser gründete sich um das erste Stauferfest 2012 herum. Die etwa 780 Vereinsmitglieder widmen sich seither ihrer Aufgabe, das historische Erbe der ältesten Stauferstadt mit der Staufersaga zu bewahren. Hier übernimmt Richard Arnold (CDU) eine Doppelrolle als Vereinsvorsitzender und Oberbürgermeister von Schwäbisch Gmünd.

Die stellvertretende Vorsitzende des Vereins, Gundi Mertens, trägt als Gewandmeisterin ebenfalls eine zweifache Verantwortung. Die gelernte Mode-Designerin bringt sich seit der Vereinsgründung aktiv ein und hat auch im vergangenen Jahr viel an der neuen Aufführung gearbeitet. "Das neue Stück war bereits ziemlich im Gange. Dass es abgesagt wurde, trifft alle sehr. Viele hatten sich in der Zeit schon Urlaub genommen", erzählt Mertens.

Dabei war von Anfang an klar, dass das Stauferfestival deutlich kleiner ausfallen würde als im Jahr 2016. "Schon vor zwei Jahren hieß es: Lasst euch was einfallen, die Stadt hat kein Geld", erklärt Martens. Und das tat der Verein - keine pompöse Bühne ohne ausladende Tribüne, ein abgespecktes Kammerstück also. Matthias Ihden reduzierte die große Aufführung der Staufersaga, Matthias Pflüger komponierte neue Musik dazu.

Die Preise für Ton und Technik vervierfachten sich

Doch es half alles nichts, wie Mertens sagt: "Die Preise für Ton und Technik sind mittlerweile viermal so hoch wie vor zwei Jahren. Das sind horrende Summen, die sich in dieser wirtschaftlichen Lage kaum eine Kommune leisten kann."

Somit wurde die Entscheidung, das Stauferfestival abzusagen, von Stadt und Verein gemeinsam getroffen. Groll erklärt: "Gestiegene Anforderungen an die Kommunen, Ausfälle bei den Steuereinnahmen und die erhöhte Kreisumlage spielen hier mit rein", sagt Groll. "Es ist einfach nicht der geeignete Zeitpunkt." Der Projektleiter sieht keine Versäumnisse seitens der Stadt. Selbst wenn Fördergelder beantragt worden wären, hätten diese die Höhe des Defizits nicht ausgleichen können. Falls es überhaupt welche gegeben hätte, so Groll.

Dem Projektleiter ist eines ganz wichtig: Das Festival sei aufgeschoben, nicht aufgehoben. Auf wann, das wisse er allerdings noch nicht. Gundi Mertens sieht es ebenfalls so: "Wir machen uns Mut und lassen uns von der schwierigen Zeit nicht unterkriegen." In diesem Jahr stünden noch viele andere Kulturprojekte an. Und vielleicht finde sich ja die Möglichkeit, das Stück - zumindest in Teilen - in einem anderen Programm unterzubringen.

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