Zwei Lager stehen sich gegenüber: Die Gegner der Corona-Maßnahmen und jene, die die aktuelle Politik alles in allem gutheißen. Für die Ulmer Bürgermeisterin für Kultur, Bildung und Soziales, Iris Mann, wird dadurch sichtbar, was es ohnehin gibt: nämlich eine Zuspitzung.

"Das ist eine emotionale Zuspitzung in der Stadtgesellschaft. Denn diese 'Spaziergänge', die ja nicht angemeldet stattfinden, haben viele geärgert."
Der Oberbürgermeister von Schwäbisch Gmünd, Richard Arnold (CDU), verwendet ein deutlich entspannteres Vokabular, bewertet die Situation allerdings ganz ähnlich. Auch er meint: Die Mehrheit der Menschen ärgere sich über die Rücksichtslosigkeit einer lauten Minderheit. Gehen beide Lager auf die Straße, sei das für ihn "lebendige Demokratie" in der Stadt.

"Wenn wir nicht Feindbilder zeichnen, wenn wir nicht verteufeln, dann können wir die Diskussion versachlichen."
Corona-Demos: Dialog ohne Ansprechpartner schwierig
Ob Zuspitzung oder lebendige Demokratie – die Schwierigkeit der Situation liegt darin, dass die Positionen so unversöhnlich gegenüberstehen. Ein Dialog scheint derzeit kaum möglich. Denn bei unangemeldeten Versammlungen gebe es keinen Ansprechpartner, moniert Iris Mann. Mit wem soll man dann sprechen?
Hinzu kommt: Das Feld der Maßnahmen-Gegner ist weit. Es gebe gesprächsbereite Menschen und solche mit ausnehmend radikalen Positionen, meinen sowohl Iris Mann als auch Richard Arnold.
Ein direktes Aufeinandertreffen versucht die Polizei zu vermeiden. In Schwäbisch Gmünd sei die Lage vor kurzem eskaliert, erzählt Oberbürgermeister Richard Arnold. Das war "sehr unglücklich", dass beide Lager aufeinandergetroffen waren. Die Menschen seien aufeinander losgegangen, weil sie jeweils von ihren Leuten aufgehetzt wurden - von einer kleinen Gruppe.
Bei Gewalt werde die Polizei einschreiten, sagte die Sprecherin des Polizeipräsidiums Ulm, Claudia Kappeler, im Vorfeld der angemeldeten wie unangemeldeten Demonstrationen am Freitagabend.
Auch wenn nun der Konflikt immer mehr auf die Straße getragen wird und die Spannungen steigen: Bürgermeisterin Iris Mann findet es wichtig, dass diejenigen, die die Corona-Politik alles in allem gutheißen, nicht weiter schweigen.
"Ich glaube, dass die Mehrheit Stimme und Gesicht zeigen muss - und deswegen bin ich dabei."
Richard Arnold denkt an die Zeit nach der Pandemie. Und gibt allen Beteiligten etwas mit auf den Weg. Nicht weitere Feindbilder zu zeichnen, nicht zu verteufeln, das sei nun wichtig, so Arnold. Nur so könne man die Diskussion versachlichen und die Situation entspannen.