Auf der Ulmer Stadtmauer gibt es zum Berblinger-Fest eine aufwändige Lichtinstallation (Foto: Christian Wittmann)

Projektion auf der Stadtmauer

Berblinger-Fest Ulm: Viele Zuschauer an der "Digital Wall"

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Christian Michael Hammer

Die Lichtinstallation "Digital Wall" hat viele Besucher ans Donauufer gezogen. Die Stadtmauer als Leinwand gehörte zum großen Fest zu Ehren des "Schneiders von Ulm".

Das Donau-Ufer vor allem auf der Neu-Ulmer Seite ist an den Aufführungsabenden von Donnerstag bis Samstag gesäumt gewesen von Zuschauern. Viele hatten es sich auf Picknickdecken gemütlich gemacht, um sich das Spektakel anzuschauen. Gleich zu Anfang lassen die Künstler in der digitalen Projektion die Mauer einstürzen. Dahinter Schwärze mit Punkten wie ein Sternenhimmel, ständig in Bewegung – und der Traum vom Fliegen: Ikarus und eine Eule, die langsam auf einen zufliegt, so hoch wie die Mauer.

Auf der Ulmer Stadtmauer gibt es zum Berblinger-Fest eine aufwändige Lichtinstallation (Foto: Christian Wittmann)
39 auf dem Neu-Ulmer Donau-Ufer in Reihe geschaltete Hochleistungs-Projektoren ermöglichen die den Veranstaltern zufolge weltweit längste zusammenhängende Panorama-Videoprojektion.

Zuschauer der Digital Wall begeistert

Im Folgenden werden minutenlang Bilder von Entwicklungen und Erfindungen der Menschheitsgeschichte gezeigt, wobei die Projektion auch Längen entwickelt. Die Zuschauer sind dennoch begeistert. Ein Mann erklärt: "Fantastisch, noch viel besser als ich dachte." Vor allem der Anfang, zu dem die Stadtmauer in ihrer digitalen Version einstürzt, kam gut an.

Eine Zuschauerin zeigte sich erleichtert, dass die Veranstaltung trotz der Fledermausdebatte stattfinden konnte und hofft auf noch mehr Wiederholungen - schließlich hätten die Macher viel Arbeit reingesteckt.

Die Stadtmauer angestrahlt mit Bildern aus der Projektion "Digital Wall" von der Herdbrücke aus gesehen. (Foto: SWR, Isabella Hafner)
Perspektivwechsel: Die meisten Zuschauer bestaunten die Digital Wall vom Neu-Ulmer Donau-Ufer aus. Doch ein Perspektivwechsel lohnt sich, wie hier von der Herdbrücke aus - oder auch direkt vor der Mauer auf Ulmer Seite. Die Dauer der Installation von 68 Minuten lässt einen solchen Spaziergang gerade ab der Projektion der Erfindungen zu.

"Ich bin ganz überwältigt von dieser Technik. Es ist wirklich famos."

Fokus auf die Welt der Erfinder

Albrecht Ludwig Berblinger war ein Tüftler und deshalb hätte ihm das XXL-Kino auf der Stadtmauer vermutlich gefallen, die sich die Ulmer zum Abschluss der Jubiläumsfeier haben einfallen lassen: Dem Berliner Künstler Christian Wittmann zufolge soll die Installation in die Welt der Erfinder führen. "In der Inszenierung der 'Digital Wall' erlebt man den Traum vom Fliegen und taucht in den Kopf und die Gedanken von Berblinger ein", verrät Wittmann.

Die Skyline von Ulm, vor der die Stadtmauer als Digital Wall mit einer Lichtinstallation angestrahlt wird. (Foto: SWR, Isabella Hafner)
Die Skyline von Ulm mit der Lichtinstallation "Digital Wall" auf der Stadtmauer. Das Spektakel zog viele Zuschauer an.

Beamer zaubern Film auf die Ulmer Stadtmauer

39 Hochleistungsbeamer projizieren das Kunstwerk auf die Stadtmauer. Fast fünf Jahre haben Christian Wittmann und sein Team daran gearbeitet. "Ich bin schon erleichtert, dass es endlich losgeht." Wer will, kann sich dazu die App "Digital Wall Ulm" herunterladen und den Soundtrack zum Spektakel anhören. Die 68-minütige Show zeigt ähnlich wie im Kino Ausschnitte aus der Technikgeschichte und die Entwicklung bis jetzt.

Kompromiss in der Fledermaus-Debatte

Bis zuletzt war unklar, ob das Kunstprojekt stattfinden kann. Tierschützer hatten protestiert, weil das helle Licht ihrer Ansicht nach Fledermäuse beim Jagen störe. Nun gibt es einen Kompromiss: "Wir haben im Austausch mit Gutachtern entschieden, die Show zeitlich am Freitag und Samstag erst um 23 Uhr zu starten", erklärt Sebastian Huber von der Kulturabteilung der Stadt Ulm.

Auch an der Adlerbastei, wo der Schneider von Ulm bei seinem Flugversuch in die Donau fiel, wird gefeiert - mit Musik, Theater und einer Donauüberquerung auf einer Slackline.

Jury: Berblinger Wettbewerb endet - Innovationen werden bleiben

Im Stadthaus gab es am Donnerstagnachmittag außerdem ein Berblinger Flugforum. Es blickte zurück auf den ersten Flugwettbewerb im Jahr 1986 über die Donau, der die Fliegerei mit Elektroantrieb entscheidend voranbrachte. Außerdem ging es dort um die Zukunft der Fliegerei. Mehr als 30 Jahre lang gab es Wettbewerbe, um neue Ideen in der Luftfahrt zu testen. Künftig gibt es ihn nicht mehr.

Otto Künzel saß der Jury seit 2000 vor. Er verweist auf die Innovationen, die der Berblinger-Wettbewerb hervorgebracht hat. "Dadurch gab es ein neues Level an Elektromotoren von Flugzeugen. Auch die überall an Flugzeugflügeln verbauten Winglets werden vom Berblinger-Preis bleiben." Einen neuen Preis für innovative Ideen gibt es schon. Er heißt "Test-Test Contest" und findet zum zweiten Mal statt.

Die Feierlichkeiten waren ursprünglich zum 250. Geburtstag von Albrecht Ludwig Berblinger im Jahr 2020 geplant, wurden wegen der Pandemie aber immer wieder verschoben.

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