Das Donau-Ufer vor allem auf der Neu-Ulmer Seite ist an den Aufführungsabenden von Donnerstag bis Samstag gesäumt gewesen von Zuschauern. Viele hatten es sich auf Picknickdecken gemütlich gemacht, um sich das Spektakel anzuschauen. Gleich zu Anfang lassen die Künstler in der digitalen Projektion die Mauer einstürzen. Dahinter Schwärze mit Punkten wie ein Sternenhimmel, ständig in Bewegung – und der Traum vom Fliegen: Ikarus und eine Eule, die langsam auf einen zufliegt, so hoch wie die Mauer.

Zuschauer der Digital Wall begeistert
Im Folgenden werden minutenlang Bilder von Entwicklungen und Erfindungen der Menschheitsgeschichte gezeigt, wobei die Projektion auch Längen entwickelt. Die Zuschauer sind dennoch begeistert. Ein Mann erklärt: "Fantastisch, noch viel besser als ich dachte." Vor allem der Anfang, zu dem die Stadtmauer in ihrer digitalen Version einstürzt, kam gut an.
Eine Zuschauerin zeigte sich erleichtert, dass die Veranstaltung trotz der Fledermausdebatte stattfinden konnte und hofft auf noch mehr Wiederholungen - schließlich hätten die Macher viel Arbeit reingesteckt.

"Ich bin ganz überwältigt von dieser Technik. Es ist wirklich famos."
Fokus auf die Welt der Erfinder
Albrecht Ludwig Berblinger war ein Tüftler und deshalb hätte ihm das XXL-Kino auf der Stadtmauer vermutlich gefallen, die sich die Ulmer zum Abschluss der Jubiläumsfeier haben einfallen lassen: Dem Berliner Künstler Christian Wittmann zufolge soll die Installation in die Welt der Erfinder führen. "In der Inszenierung der 'Digital Wall' erlebt man den Traum vom Fliegen und taucht in den Kopf und die Gedanken von Berblinger ein", verrät Wittmann.

Beamer zaubern Film auf die Ulmer Stadtmauer
39 Hochleistungsbeamer projizieren das Kunstwerk auf die Stadtmauer. Fast fünf Jahre haben Christian Wittmann und sein Team daran gearbeitet. "Ich bin schon erleichtert, dass es endlich losgeht." Wer will, kann sich dazu die App "Digital Wall Ulm" herunterladen und den Soundtrack zum Spektakel anhören. Die 68-minütige Show zeigt ähnlich wie im Kino Ausschnitte aus der Technikgeschichte und die Entwicklung bis jetzt.
Kompromiss in der Fledermaus-Debatte
Bis zuletzt war unklar, ob das Kunstprojekt stattfinden kann. Tierschützer hatten protestiert, weil das helle Licht ihrer Ansicht nach Fledermäuse beim Jagen störe. Nun gibt es einen Kompromiss: "Wir haben im Austausch mit Gutachtern entschieden, die Show zeitlich am Freitag und Samstag erst um 23 Uhr zu starten", erklärt Sebastian Huber von der Kulturabteilung der Stadt Ulm.
Auch an der Adlerbastei, wo der Schneider von Ulm bei seinem Flugversuch in die Donau fiel, wird gefeiert - mit Musik, Theater und einer Donauüberquerung auf einer Slackline.
Jury: Berblinger Wettbewerb endet - Innovationen werden bleiben
Im Stadthaus gab es am Donnerstagnachmittag außerdem ein Berblinger Flugforum. Es blickte zurück auf den ersten Flugwettbewerb im Jahr 1986 über die Donau, der die Fliegerei mit Elektroantrieb entscheidend voranbrachte. Außerdem ging es dort um die Zukunft der Fliegerei. Mehr als 30 Jahre lang gab es Wettbewerbe, um neue Ideen in der Luftfahrt zu testen. Künftig gibt es ihn nicht mehr.
Otto Künzel saß der Jury seit 2000 vor. Er verweist auf die Innovationen, die der Berblinger-Wettbewerb hervorgebracht hat. "Dadurch gab es ein neues Level an Elektromotoren von Flugzeugen. Auch die überall an Flugzeugflügeln verbauten Winglets werden vom Berblinger-Preis bleiben." Einen neuen Preis für innovative Ideen gibt es schon. Er heißt "Test-Test Contest" und findet zum zweiten Mal statt.
Die Feierlichkeiten waren ursprünglich zum 250. Geburtstag von Albrecht Ludwig Berblinger im Jahr 2020 geplant, wurden wegen der Pandemie aber immer wieder verschoben.