Wer sein Zimmer verlässt, muss eine FFP2-Maske tragen: Das ist die neue Regel für Menschen in Pflegeheimen. So sieht es das Infektionsschutzgesetz vor, das seit dem 1. Oktober gilt. Die Bewohnerinnen und Bewohner sollen auch in Gemeinschaftsräumen, während der Therapien und in den Werkstätten ihre Maske tragen. Für die 91-jährige Helene Krem ist das aber gar nicht so einfach. "Es belastet einen halt, weil ich Atemprobleme hab", erklärt sie.
"Weil ich Hörgerät hab, versteh ich Vieles nicht, unter der Maske."

Die FFP2-Maske, die Pflegerin Simone Malz den ganzen Tag tragen soll, erschwert die Arbeit, vor allem wenn sie mit dementen Heimbewohnern zu tun hat. "Viele Bewohner haben Angst, wenn wir Maske tragen, weil sie uns nicht erkennen, sie sehen unsere Mimik nicht. Ein dementer Mensch hat Angst, weil er nicht deuten kann, was wir jetzt wollen".
"Überall laufen die Menschen ohne Maske rum und nur hier, wo es eigentlich wichtig ist, dass man Kontakt hat, da müssen wir die Maske tragen."

Gegen die neue Regel hatten Bewohnerinnen und Bewohner, Angehörige und Pflegerinnen und Pfleger des St. Anna-Stifts in Ulm schon im September gemeinsam protestiert. Heute legt die Heimleitung die geltenden Vorschriften etwas freier aus. "Die Heimbewohner sehen sich jeden Tag, das ist ihr Zuhause," erklärt Heimleiter Robert Kiesinger. "Da kann ich nicht sagen, jetzt tragen Sie Maske. Wir empfehlen den Bewohnern die Maske, wer macht, der darf. Wer sagt, mach ich nicht, der macht es nicht." In den Einrichtungen brauche es keine Maskenpflicht, so Kiesinger.
"Wir vertrauen dieser Impfung. Des muss irgendwo kommen, dass die Geimpften dementsprechend auch ihre Freiheiten wieder haben."
Nach zweieinhalb Jahren mit Corona-Schutzmaßnahmen wollen auch die Angehörigen, dass im Heim wieder Normalität einkehrt, erzählt Kiesinger. Den Bewohnern sei Lebensqualität verloren gegangen, weil zum Beispiel Weihnachtsfeiern ausgefallen sind, wegen der strengen Vorgaben.