Das Open Air "Sound Bridges" feiert am Freitag beim Deutschen Musikfest in Ulm und Neu-Ulm Premiere. Die Uraufführung findet an beiden Ufern der Donau statt und schafft durch Licht und Klang eine besondere Verbindung zwischen den beiden Städten. Die Generalprobe wollten sich viele nicht entgehen lassen. Mehr noch - wer mochte, konnte selbst Teil der Inszenierung werden.
"Sound Bridges" - bangen ums Wetter bei der Generalprobe
Bis zuletzt haben Mitwirkende und Macher der audiovisuellen Inszenierung "Sound Bridges" ums Wetter gebangt. Doch bei der Generalprobe am späten Donnerstagabend spielt es mit. Immer mehr Menschen strömen im Dunkeln an die Ufer der Donau in Ulm und Neu-Ulm.

Pünktlich um 22:30 Uhr gibt Creative Director Christian Wittmann vom gestaltenden Berliner Künstlerkollektiv wittmann/zeitblom und Liebert das "Go" für den Beginn des einzigartigen Open-Airs. Zudem fordert er das Publikum auf, während der Generalprobe nach Möglichkeit die Orte zwischen beiden Ufern zu wechseln, um viele unterschiedliche Eindrücke zu sammeln.

Blechbläser und Chor - durch die Donau getrennt, in der Musik vereint
Bei dem audiovisuellen Kunstprojekt interagieren 130 Musikerinnen und Musiker miteinander, simultan auf vier Bühnen von zwei Uferseiten aus. Die Mitwirkenden sind zwar geografisch voneinander durch die Donau getrennt - doch dank ausgeklügelter Technik via Klangübertragung übers Wasser begegnen sie sich live in einem musikalischen Erlebnisraum.
"Schon eine große Sache und super spannend", erzählen zwei Musiker am Neu-Ulmer Donauufer. So erlebt es auch eine Musikerin, die gerade ihr Euphonium aus dem Koffer holt. Alle drei gehören zur Stadtkapelle Neu-Ulm, die hier auf zwei gegenüberliegenden Bühnen in gemischten Formationen zusammen mit der Stadtkapelle Ulm spielt.

Auch am Ulmer Ufer ist die freudige Anspannung bei der Generalprobe des Großprojekts zu spüren: "Das hat was Energetisches. Es ist so klasse, wir freuen uns alle total", meint eine Sängerin des Motettenchors der Münsterkantorei Ulm. Auch hier hat man sich in zwei Ensembles aufgeteilt.
"Sound Bridges" in Ulm und Neu-Ulm - Klänge wie aus anderen Sphären
Als es los geht, hört man minutenlang so etwas wie sphärische Klänge, die mystisch anmutend ins Dunkel der Nacht schallen. Irgendwann gehen die großen Scheinwerfer an beiden Seiten der Donau an und strahlen in unterschiedlichen Formen aufs Wasser und die Umgebung. Sie treffen sich hoch oben in der Mitte des Flusses und schaffen zusammen mit den Stimmen und der Musik eine Verbindung.
Man hört Geräusche, Signale, Wortsilben, sieht Lichter und Videos, Formen, Farben, die auf Mauern und Rasenflächen projiziert werden. Die Zuschauerinnen und Zuschauer werden langsam in den Bann der Performance gezogen.
So erlebt das Publikum die “Sound Bridges”
Ein Mann schaut gebannt auf die übers Wasser huschenden Lichtstrahlen, während die Musik der Blechbläser immer lauter vom anderen Ufer schallt: "Ich bin ganz ohne Erwartungen hergekommen, gefällt mir sehr gut. Mal was anderes als die üblichen Feuerwerke, die öfter veranstaltet werden." Eine junge Frau meint: " Es war schon so eine Energie in der Luft, die mich dann schon gefesselt hat. Obwohl ich auch teilweise kurz davor war, früher zu gehen. Aber es war dann doch eine Spannung da. Deshalb bin ich bis zum Ende geblieben."

"Mich hat es wirklich komplett von den Socken gehauen. Ich bin aus Heidenheim und da haben wir mit dem Lichtkunstfestival auch ein bisschen Erfahrungen gemacht. Was heute hier in der Größe zu sehen war, ist schon einzigartig”, findet ein junger Mann, der dem Klangspektakel von einer Parkbank aus lauscht.
Christian Wittmann: "Emotionales Klangerlebnis für alle"
Erzählt wird bei "Sound Bridges" eine Art Schöpfungeschichte, die schon vor der Existenz des Menschen beginnt. In acht Kapiteln geht es dabei um Begegnungen und Annährung. Doch das Thema ist größer gedacht mehr als aktuell, so Creative Director Christian Wittmann über das Auftragswerk: "Ich finde in einer Zeit, die zumindest gefühlt sehr disruptiv wirkt, selbst im Alltag. Da haben wir das Gefühl gehabt, dass man eine Gegenerzählung unbedingt braucht. Natürlich gibt es Schwierigkeiten in jeder Begegnung, aber die kann man auch überwinden".
Natürlich gibt es Schwierigkeiten in jeder Begegnung, aber die kann man auch überwinden.
Dabei gehe es nicht darum, alle Details der Menschheitsgeschichte nachzuvollziehen oder gar herauszuhören. Viel wichtiger sei dem Berliner Künstlerkollektiv der emotionale Zugang zu dem 64-minütigen Werk: "Man kann das einfach auch nur genießen. Hier an der Donau mit Menschen sitzen und einfach zuschauen".

Gelegenheit bieten die Premiere von "Sound Bridges" am Freitag und eine weitere Performance am Samstag. Direkt an der Donau, auf Ulmer Seite in Höhe des Fischerviertels. Auf Neu-Ulmer Seite in Höhe des Edwin-Scharff-Hauses. Los geht es jeweils um 22.30 Uhr bei freiem Eintritt.