SWR: Einer der elf Ärzte, die sich am 1. Dezember am Sonderimpftag beteiligen, ist der Allgemeinmediziner Gert Liffers in Ulm-Jungingen. Herr Liffers, es gibt schon öffentliche Impfstellen und Hausärzte impfen sowieso in ihren Sprechstunden ihre Patienten. Reicht das nicht aus? Organisieren Sie und Ihre Kollegen deshalb einen Extra-Impftag?
Gert Liffers: Es gab ja sehr viel Kritik an den fehlenden Terminen für die Impfungen insgesamt - also für die Erst-, Zweit- und auch Booster-Impfungen. Wir haben uns deswegen überlegt, einen Sonderimpftag einzulegen. Und diskutiert, ob das am Wochenende stattfindet und dann hat doch die breite Mehrheit gesagt, dass wir das erstmal unter der Woche stattfinden lassen - mit eigentlich mehreren geplanten Sonderimpftagen.

Wie groß ist die Nachfrage? Wer wird da am Mittwoch alles kommen?
Die Nachfrage war sehr groß. Wir hatten verschiedene Anmeldungsmodi: Es gab zum Beispiel Online-Anmeldungen bei bestimmten Praxen. Wir haben das aufgrund der Kurzfristigkeit jeder Praxis selber überlassen. Bei uns sind die Telefone heiß gelaufen. Es gibt einfach einen großen Andrang auf Booster-Impfungen. Ich denke auch Erst- und Zweit-Impfungen, aber vor allem Booster-Impfung.
Dabei sind aber gerade die Erst-Impfungen im Moment besonders wichtig, um die Impfquote insgesamt zu erhöhen. Wie hoch ist Ihrer Einschätzung nach der Anteil an Erst-Impfungen?
Wir sehen in den letzten Wochen, dass sich die Menschen einfach impfen lassen. Vor allem nachdem die Landesregierung in Baden-Württemberg die 3G-Regel im öffentlichen Nahverkehr eingeführt hat. Wenn Sie den öffentlichen Nahverkehr nutzen wollen, müssten Sie sich sonst testen lassen. Es geht also gar nicht um den Friseur oder ums Kino, sondern um: Wie komme ich zur Arbeit?
Wie schwierig oder leicht ist es so einen Sonderimpftag zu organisieren? Klappt das reibungslos, den Impfstoff zu bestellen und dann auch in ausreichender Menge zu kriegen?
Sie sprechen einen sehr wunden Punkt an. Diese Woche ist tatsächlich BioNTech knapp geworden ist. Und es ist nicht so, dass wenn BioNTech knapp geworden ist, Sie stattdessen die gleiche Menge Moderna bekommen, sondern Sie müssen extra bestellen. Und wir hatten zu dem Zeitpunkt, als wir es geplant haben, zwei Wochen Vorlauf zur Bestellung. Jetzt ist das so, dass manche Praxen 50-60 Impfungen bestellt haben und letztendlich auf sieben bis zehn hängen bleiben, was natürlich schade ist.
Haben Sie denn nun für Mittwoch - konkret für diese Aktion - genügend Impfstoff?
Ich habe am Montag und am Wochenende nochmal in die Gruppe reingefragt und es gibt einige Praxen, die gesagt haben, sie haben wenig, aber sie schaffen momentan auch nicht mehr. Die meisten, die ich gefragt habe, haben ein bisschen weniger als geplant. Wir haben auch weniger BioNTech bekommen als geplant. Wir haben bei uns in der Praxis aber eine große Menge Moderna bestellt - einfach sicherheitshalber, länger haltbar. Man kann es sich einfach nicht aussuchen. Also Sie können jetzt nicht kommen und sagen: Ich hätte jetzt aber gerne unbedingt BioNTech. Ein paar Praxen haben, denke ich, alles auf Lager, aber das kann ich nicht für alle Kollegen sagen.
Wie blicken Sie jetzt auf die kommenden Wochen?