Wenn die Sojabohnen reif sind, kann Joachim Köhler das nicht nur sehen. Er kann es auch hören. "Die klappern wie Klapperschlangen, die Bohnen in der Schote. Und wenn ich durch den Bestand gehe und höre, wie sie klappern, weiß ich: Jetzt kann ich ernten."
Trotz Trockenheit: Sojabohnen wachsen dieses Jahr gut
Noch klappert nichts auf dem Feld direkt hinter dem Zollhof, unmittelbar an der Grenze zwischen dem Ostalbkreis und dem Kreis Schwäbisch Hall. Die Sojabohnen brauchen noch ein paar Wochen, vielleicht anderthalb Monate. Landwirt Joachim Köhler ist aber schon jetzt zufrieden: "Die Bohnen stehen trotz der Trockenheit super!", sagt der Landwirt und rupft zwecks Demonstration eine saftig grüne Pflanze aus dem Boden. Mit Kennerblick stellt er fest: Sie kämpft zwar gegen die Trockenheit, aber sie hält es durch. Mit ein bisschen Regen wird der Ertrag noch höher als im vergangenen Jahr.
Soja-Anbau im Auftrag des Landratsamtes im Ostalbkreis
19 Sojasorten baut Joachim Köhler im Auftrag des Landratsamts Ostalb an. Von verschiedenen Saatgutfirmen, mit unterschiedlichen Eigenschaften, äußerlich aber sehr ähnlich: Sojabohnen haben spitze Blätter, winzige lilafarbene Blüten, und flache, längliche Schoten mit den Bohnen darin.
Seit 13 Jahren läuft der Versuch in Rosenberg. Mit Klimawandel und angepassten Pflanzenarten hat es nichts zu tun, erklärt Versuchsleiter Valentin Ocker. Man will unabhängig von amerikanischer Importsoja werden. "Die Bohnen aus Übersee sind gentechnisch verändert, resistent gegenüber dem Pflanzenschutzmittel Glyphosat." Landwirt Joachim Köhler ergänzt: Importsoja als Tierfutter enthält nur die Schalen, weil die Bohnen zu Lebensmitteln verarbeitet werden. Der selbst angebaute dagegen die ganze Frucht, mit sämtlichen Nährstoffen.
Soja für Kühe, Hühner, Schweine - und für Menschen
Und die Sojabohne ist praktisch ein Hansdampf in allen Gassen: Kühe lieben sie, Hühner und Schweine auch, für die letzteren beiden muss man die Bohnen aber vorher toasten, mit 120 Grad, damit sie sie vertragen. Aber auch die Menschen kommen immer mehr auf den Geschmack, wobei das in diesem Fall der falsche Ausdruck ist, stellt Landwirt Köhler klar. "Soja ist die einzige geschmacksneutrale Pflanze. Aus dem gewonnenen Mehl der Bohne kann man eigentlich alles machen." Milch, Schnitzel, Würste - die Bandbreite ist riesig. Dabei ist Soja ein Eiweißspender par Excellence.

Neue Soja-Sorten gut an deutsche Verhältnisse angepasst
Auch beim Anbau kann die Sojabohne punkten: Sie braucht keinen Stickstoffdünger, dessen Preis zur Zeit durch die Decke schließt. Sie düngt sich praktisch selbst. Nach einer speziellen Impfung mit so genannten Knöllchenbakterien vor dem Aussäen. Die Knöllchenbakterien binden daraufhin Stickstoff aus der Luft im Boden, Stickstoffdüngung wird dadurch überflüssig. Soja-Schädlinge sind in Deutschland bisher auch noch nicht bekannt.
Einziger echter Nachteil der Hülsenfrucht:: Soja ist frostempfindlich. In den 13 Jahren des Großversuchs haben die Züchter die Pflanze aber erfolgreich an die hiesigen Verhältnisse angepasst. "Der Ertrag ist in den 13 Jahren bedeutend gestiegen", so die Erfahrung von Joachim Köhler. Außerdem wachsen die Schoten nicht mehr so dicht über dem Boden wie am Anfang des Versuchs, lassen sich dadurch leichter ernten. "Soja wird immer mehr heimisch."
Interesse an Soja aus Deutschland groß
Das Interesse bei den Landwirten an der Sojabohne ist groß, erzählt Joachim Köhler. Das Versuchsfeld bekommt oft Besuch. Für ihn selbst steht fest: Er wird Soja auch nach Ende des Langzeitversuchs anbauen. "Soja ist eine Pflanze, die für mich mittlerweile dazugehört."