Angela Winter aus Ulm-Wiblingen hat nicht nur einen Vogel, sondern gleich mehrere. Mehr als 30 Sittiche und Kanarienvögel leben gemeinsam mit der gelernten Krankenschwester in einem kunterbunten Haus und haben dort sogar ein Zimmer ganz für sich allein.
Fürsorge und Futter für die Vögel
Schon von Weitem hört man das Zwitschern. Es klingt anders, als das von Gartenvögeln: durchdringender, schriller. Es ist kein Zoo, sondern das kleine Vogelparadies von Angela Winter - mit 13 Nymphensittichen, 15 Kanarienvögeln und einem Stanleysittich.

Jeden Morgen steht die 60-Jährige in ihrer sonnengelb gestrichenen Küche, schnibbelt Gurken, Möhren und rupft Salat. Und zwar "möglichst klein, dann können das die Kanarienvögel auch noch gut fressen". Einige Räume weiter werden die Leckereien schon sehnsüchtig erwartet. Durch die Glastür, die den Vogelraum von der restlichen Wohnung trennt, sehen die Tiere Sittich-Mama Winter samt appetitlich drappiertem Frühstück schon von Weitem nahen.
Die Aussicht auf Futter lockt die Kanarienvögel von draußen aus der Außenvoliere nach innen. Neugierig verrenken sich Nymphensittiche die gelben und weißen Köpfe mit der kakaduartigen Federhaube. Von der Decke baumelnde Äste und Strickleitern ermöglichen ihnen einen besonders guten Blick auf die feinen Häppchen.
WG mit Vögeln in Ulm: Viel Vertrauen, Arbeit und manchmal auch Lärm
Ihre Vögel kennt die Krankenpflegerin genau, kann sie anhand der Muster unterscheiden. Da ist zum Beispiel Mina: Die gelbe Nymphensittich-Dame mit orangen Wangenflecken hat Winter mit der Pipette aufgezogen. Selbst nachts kam sie zum Füttern. Das schaffte Vertrauen: "Die steigt mir auf die Schuhe. Ich kann sie einfach mit der Hand nehmen. Die weiß, es passiert nichts."

Auch die gelb-graue Nymphensittichgreisin Indira lebt in der Vogel-WG von Angela Winter. Kahlköpfig ist sie und schlecht zu Fuß, aber gut in den Schwarm integriert - und vom deutlich jünger aussehenden Nymphensittich-Mann Adonis begehrt: "Der liebt seine Frau", lacht Winter. "Für den ist sie immer noch die Schönste".
Viele Vögel, das macht viel Arbeit und kann mitunter ziemlich laut sein. Besonders in der Brutzeit: "Dann flirten die Hähne ziemlich laut. Die schreien ihren Hennen manchmal in die Ohren und die finden das irgendwie toll." Manchmal wird es dann selbst Vogelfreundin Angela Winter zu bunt: "Dann komm ich rein und spreche echt ein Machtwort. Und dann sind sie manchmal auch ruhig", schmunzelt die Wiblingerin.

Ich brauche kein Radio und auch keinen Fernseher. Ich kann hier sitzen und gucke den Vögeln zu.
Ein Radio brauche sie nicht. Und auch keinen Fernseher. Stattdessen ist Vogelbeobachtung angesagt. Am besten geht das vom Sofa aus. Denn in die Wand zwischen Wohn- und Vogelzimmer hat Winter ein Plexiglas eingesetzt.

Gerade jetzt gibt es viel zu gucken, die Nymphensittiche haben Nachwuchs: In den hölzernen Brutkästen sitzen teils winzige nackte, aber auch schon größere, bunt gefiederte Küken zusammen. Der ganze Sittichschwarm versorgt sie mit Nahrung. Kaum geschlüpft, haben sie schon einen Platz in Angela Winters besonderer Wohngemeinschaft sicher.