Die Razzia von Polizei und Zoll im Kreis Günzburg und im Unterallgäu am Mittwoch ist von langer Hand vorbereitet worden. Wie die beiden Behörden mitteilten, begannen erste Ermittlungen bereits im Dezember 2021. Nun die Razzia: 350 Beamtinnen und Beamte waren im Einsatz. Sie durchsuchten dutzende Wohnungen und mehrere Firmen, nahmen fünf Personen fest und leiteten 33 Ermittlungsverfahren ein.
Kreis Günzburg: Einschleusung, gefälschte Pässe
Die fünf Festgenommenen sollen arbeitsteilig vorgegangen sein: Drei von ihnen - darunter eine Mitarbeiterin des Landratsamtes - sollen falsche Pässe und Führerscheine gegen Geld besorgt und Arbeitskräfte aus Staaten außerhalb der EU, vor allem aus Osteuropa, rekrutiert haben. Die Drei im Alter zwischen 27 und 43 Jahren stammen selbst aus der Ukraine und aus Rumänien. Zwei weitere Beschuldigte, 38 und 58 Jahre alt, sollen als Inhaber einer Firma den so Eingeschleusten eine Arbeit besorgt haben. Die Staatsanwaltschaft Memmingen ermittelt entsprechend wegen banden- und gewerbsmäßiger Urkundenfälschung, Einschleusen von Ausländern, Vorenthalten und Veruntreuen von Arbeitsentgelt und illegaler Beschäftigung.
Mitarbeiterin des Landratsamtes festgenommen
Besonders delikat: Unter den Festgenommenen befindet sich auch eine Mitarbeiterin des Landratsamtes Günzburg. Die 34-Jährige hat laut Mitteilung ihre Stelle im Amt ausgenutzt, um gefälschte Dokumente durchzuwinken. Die Behörden durchsuchten die Wohnungen der fünf Verdächtigen. Neben den fünf mutmaßlichen Mitgliedern der Schleuserbande wurden auch Wohnräume von 21 weiteren Menschen durchsucht. Gegen sie und zwölf weitere Personen wird wegen des Verdachts der Urkundenfälschung und des illegalen Aufenthalts ermittelt.
Auslöser war Festnahme in Nordrhein-Westfalen
Ins Rollen kamen die Ermittlungen durch eine Festnahme in Nordrhein-Westfalen. Im Dezember 2021 wurde dort ein Mann aus der Ukraine wegen unerlaubter Einreise festgenommen. Bei ihm wurde ein gefälschter Pass gefunden. Der Mann gab an, den Pass für 2.000 Euro von einer Frau aus Krumbach bekommen zu haben, um in Deutschland legal arbeiten zu können. Zwei Monate später fanden Beamte der Autobahnpolizei Wörth an der Isar bei sechs Personen gefälschte bulgarische Pässe. Die sechs waren bei einer Zeitarbeitsfirma in Krumbach angestellt.