Nach einer Bauzeit von mehr als 140 Jahren sollen die Arbeiten an der Sagrada Família in Barcelona 2026 zu Ende gehen. Davor wird noch auf dem höchsten Turm, dem "Turm des Jesus Christus", ein begehbares Glaskreuz montiert: 17 Meter hoch und 13 Meter breit soll es werden.
Mit besagtem Kreuz wird eine Gesamthöhe von 172 Metern erreicht, ganze 10,5 Meter höher als das Ulmer Münster, das dann den ersten Platz des höchsten Kirchturms der Welt räumen muss. Für das Konzept und den Bau ist ausgerechnet ein Fassadenbauer aus Gundelfingen an der Donau (Kreis Dillingen) zuständig.
Kreuz für Sagrada Família aus dem bayerischen Gundelfingen
50 Tonnen soll die riesige Konstruktion später wiegen, die vier Arme des Kreuzes werden von innen begehbar sein. Stil und Design für die Glaskonstruktion waren vorgegeben, erklärt Jürgen Wax, Chef der Joseph Gartner GmbH aus Gundelfingen. "Unsere Aufgabe liegt darin, die architektonische Vision in Realität umzuwandeln."
Eine Herausforderung bei diesem Projekt war die Komposition aus den unterschiedlichen Materialien, so Wax: Ein Edelstahlskelett, ausgegossen mit Beton, verkleidet mit Keramik, zudem verglaste Flächen, durch die man auf Barcelona blicken kann.
Zunächst hatte der Fassadenbauer nur einen Planungsauftrag erhalten. Dieser wurde dann um die Gesamtausführung erweitert. In den nächsten Monaten sollen alle Bestandteile "komplett vorgefertigt" werden. Ein erstes Muster der Konstruktion, eine Hälfte eines begehbaren Armes, ist im August in Gundelfingen bereits ausgestellt und getestet worden. Die ersten Rückmeldungen waren "sehr positiv", so Wax. Ab Mitte September wird die Musterkonstruktion im Hof der Sagrada Família präsentiert.
Das Glaskreuz ist nicht das erste international bekannte Projekt des bayerischen Unternehmens. Der Fassadenbauer war unter anderem auch am Bau der Elbphilharmonie in Hamburg und der Google-Zentrale in London beteiligt.
Gundelfinger Kreuz wird Rekord des Ulmer Münsters brechen
Das Unternehmen hat seit mehr als 150 Jahren den Sitz in Gundelfingen an der Donau, nicht weit von Ulm entfernt. Mit dem Glaskreuz verhilft der Fassadenbauer aber nun der Sagrada Família zum neuen Rekord als höchster Kirchturm der Welt. "Rekorde existieren, um gebrochen zu werden", sagt Jürgen Wax im Gespräch mit dem SWR. "Auf das Ulmer Münster sind wir als Schwaben aber trotzdem auch weiterhin sehr stolz."
Die Bauarbeiten an der Sagrada Família sollen bis zum 100. Todestag des verstorbenen Baumeisters Antoni Gaudí im Jahr 2026 zu Ende gehen. "Wir sind auf alle Fälle sehr stolz, diesem bedeutenden, weltbekannten Gebäude nach fast 150 Jahren Bauzeit das letzte und noch dazu so herausragende Bauteil aufsetzen zu dürfen", sagt Jürgen Wax.
Der Fassadenbauer aus Gundelfingen ist nicht das einzige Unternehmen aus der Region, das an der Fertigstellung der Sagrada Familia in Barcelona mitwirkt: Die Firma Liebherr aus Biberach hat im Juni bekannt gegeben, mit ihren Kranen an der Endphase des Sagrada Família-Bauprojekts beteiligt zu sein.
Doppelte Beihilfe zum Rekord: Vermutlich hebt also am Ende ein Biberacher Kran das Gundelfinger Kreuz auf die spanische Kirche - und abgelöst ist das Ulmer Münster als höchster Kirchturm der Welt. Zumindest bleiben den Menschen in Ulm, um Ulm und um Ulm herum noch ganze zwei Jahre, sich an diesen Gedanken zu gewöhnen.