9-Euro-Ticket - Das sagen Reisende
Nachteile des Angebots
Verkehrsverbund OstalbMobil fordert Landes- und Bundesticket
9-Euro-Ticket legt Schwachstellen offen
Züge auf der Strecke zwischen Ulm und Augsburg oft überfüllt
Angebot insgesamt ein Erfolg
Auch zwischen Ulm und Aalen, hat es im Juni, Juli und August volle Busse und Bahnen gegeben. In ein paar Tagen ist das 9-Euro-Ticket der vergangenen drei Monate Geschichte. Bei Menschen, die ohnehin schon mit Bus und Bahn fahren, kam das Ticket unterschiedlich an.
9-Euro-Ticket - Das sagen Reisende
Nicht nur für Tagesausflüge wurde das 9-Euro-Ticket vielfach genutzt, bei vielen Pendlerinnen und Pendlern kam es gut an: "Es beinhaltete alles und das ist schön", "vereinfacht hoch zehn", schwärmen Pendelnde bei einer SWR-Umfrage.
Eine Schülerin hebt zudem hervor, um wie viel günstiger sie im Sommer unterwegs war: "Ich habe eine Schülerkarte, die kostet 90,40 Euro im Monat. Man spart schon deutlich, wenn man auf einmal nur neun Euro bezahlen muss."
Ein Mann berichtet: "Normalerweise fahre ich mit dem Auto von Günzburg nach Ulm. Jetzt fahre ich eben mit dem Zug." Das spare ihm rund 150 Euro Sprit im Monat. Würde eine Monatskarte im Anschluss an das 9-Euro-Ticket beispielsweise rund 75 Euro kosten, würde er weiter mit dem Zug fahren, erklärt er.
Nachteile des Angebots
Allerdings sehen Fahrgäste auch Nachteile. Sie nennen beispielsweise überfüllte Regionalzüge, mit denen viele nach der Arbeit fuhren. Andere Züge fielen ganz aus. Das sei nervig gewesen, beklagen Bahnpendler. Manche seien deshalb doch wieder mit dem Auto gefahren. Das berichtet beispielsweise ein Mann, der nach eigenen Angaben sonst seit 30 Jahren normalerweise die Bahn nutzt.

Verkehrsverbund OstalbMobil fordert Landes- und Bundesticket
In der Diskussion um eine Nachfolgelösung für das 9-Euro-Ticket hat der Geschäftsführer des Verkehrsverbundes OstalbMobil in Aalen, Paul-Gerhard Maier, zwei Tarife vorgeschlagen: ein bundesweites Ticket und ein Landesticket.
Maier sagte dazu dem SWR, dass für deren Finanzierung auch Bund, Land und gegebenenfalls Kommunen einspringen müssten: "Es ist die Frage, wer dieses Ticket nachher bezahlen soll. Denn mit 9 Euro, 29 Euro, 49 oder 69 Euro - die Preise, die so im Gespräch sind - sind natürlich die Kosten nie gedeckt."
9-Euro-Ticket läuft aus Kretschmann droht mit Veto bei Nachfolgeticket
Debatte um die Nachfolgeregelung des 9-Euro-Tickets: BW-Ministerpräsident Kretschmann und BW-Verkehrsminister Hermann erhöhen mit deutlichen Worten den Druck auf Berlin.
Maier ist der Auffassung, dass auch ein 29 Euro-Ticket noch viel zu günstig sei, weil die Kosten nicht auf Dauer finanzierbar seien. Er könne sich jedoch ein landesweites Ticket für 49 Euro pro Monat vorstellen und ein bundesweites für monatlich 69 Euro.
9-Euro-Ticket legt Schwachstellen offen
Für Joachim Barth vom Fahrgastverband PRO BAHN hat das Ticket vor allem klar gemacht, wo Schwachstellen liegen. Es haben ihn zwar auch viele positive Reaktionen erreicht, so Barth. Reisende fanden es demnach beispielsweise vorteilhaft, dass sie mit dem 9-Euro-Monatsticket sowohl Zug und Bus also auch Straßenbahn fahren konnten.
Andere seien dagegen aus verschiedenen Gründen genervt gewesen. "Wir haben ja speziell im Raum Ulm öfter Probleme mit der Qualität, unter anderem wenn die Züge nicht in der richtigen Länge fahren, auf der elektrifizierten Südbahn Lokomotiven nicht da sind. Wenn dann mit kleinen Triebwagen gefahren wird, statt mit den vier Doppelstöckern - das wird dann voll", zählt der Landesvorsitzende von PRO BAHN auf.
"Diese Probleme hat es auch ohne 9-Euro-Ticket schon gegeben. Aber das 9-Euro-Ticket hat die Schwachstellen im Bahnverkehr klarer deutlich gemacht."
Züge auf der Strecke zwischen Ulm und Augsburg oft überfüllt
Beim 9-Euro-Ticket sei es natürlich auf den Zeitpunkt der Reise angekommen. An Wochenenden, wenn viele Leute Ausflüge machen, werde es dort erst recht voll, so Barth. Aber es gebe auch Strecken, die unter der Woche schon deutlich voll seien: beispielsweise Ersatzstrecken für den Fernverkehr, der einem zu teuer ist.
Barth erklärt das am Beispiel der Bahnstrecke von Stuttgart nach München über Ulm. Dort sei der Triebwagen von Ulm nach Augsburg regelmäßig überfüllt, weil die Regionalzüge nicht auf die Mengen an Fernverkehrsreisenden ausgelegt seien. Eine weitere Schwierigkeit der Bahn sei die fehlende Flexibilität für mehr Fahrzeuge oder Personal.
Angebot insgesamt ein Erfolg
Insgesamt verbucht Barth die Aktion als Erfolg. Auch Sebastian Koch von den Stadtwerken Ulm/Neu-Ulm (SWU) sieht das so. Er ist zuständig für den öffentlichen Personennahverkehr und bilanziert: Es seien gut 110.000 dieser Tickets verkauft worden. Die Fahrzeuge seien in der Zeit gut ausgelastet, aber nicht überfüllt gewesen.