
In Aalen, Schwäbisch Gmünd und Ellwangen (Ostalbkreis) hat es am Donnerstagabend Mahnwachen für den Frieden gegeben. In Aalen hatte ein breites Bündnis aus Gewerkschaften und Kirchen zum Schweigen für den Frieden auf dem Marktplatz aufgerufen. Rund 100 Menschen nahmen daran teil und versammelten sich beim Marktbrunnen. "Dass wir jetzt nicht die Politiker sind, die noch was retten können oder Sanktionen auf die Welt bringen, ist mir klar", sagte der Aalener evangelische Pfarrer Bernhard Richter. Es gehe jedoch darum, an so einem Tag ein Zeichen zu setzen. Rund 15 Minuten herrschte Stille. Später stimmte der Pfarrer ein "Dona nobis pacem" an.

Schwäbisch Gmünd - Solidarität für die Ukraine
Auf dem Marktplatz in Schwäbisch Gmünd trafen sich rund 60 Menschen zu einer Solidaritäts-Kundgebung für die Ukraine. Die Jugendorganisationen verschiedener Parteien hatten dazu aufgerufen. Auch ihnen ging es darum, ein deutliches Zeichen zu setzen, um in der schwierigen Situation zusammenzustehen. Laut einem Bericht der "Schwäbischen Post" sieht der stellvertretende Juso-Kreisvorsitzender Linus Nolte in Russlands Handeln gegenüber der Ukraine "eine Bedrohung für Europa und die freie Welt". Putin habe den Weg der Eskalation gewählt. Jetzt könne man nur auf ein baldiges Ende hoffen. Zudem appellierte er an den Westen und auch die Stadt Schwäbisch Gmünd, Flüchtlinge aufzunehmen.
Ellwangen - Glockengeläut für den Frieden
In Ellwangen haben am Donnerstagabend bei einer spontanen Demonstration gegen den Krieg in der Ukraine die Kirchenglocken für Frieden und Solidarität geläutet. Rund 100 Menschen schlossen sich laut Zeitung auf dem Marktplatz der von der Mahnwache Ellwangen intiierten Aktion an. Alle Ellwanger Kirchenglocken läuteten dreieinhalb Minuten lang. Man wolle die Betroffenheit gegenüber dem ausdrücken, was sich gerade in der Ukraine abspiele und als Zeichen später Kerzen in die Fenster stellen, so Karin Böhme von der Mahnwache.
Mahnwache in Ulm
Bereits vor der Eskalation zwischen Russland und der Ukraine hatten am Mittwochabend in Ulm rund 60 Menschen ihre Solidarität mit der Ukraine begründet. Organisiert war die Mahnwache von der ukrainischen Gemeinde Ulm/Neu-Ulm und der Paneuropa-Union Baden-Württemberg. Auch Neu-Ulms Oberbürgermeisterin Katrin Albsteiger (CSU) beteiligte sich daran und sagte, sie sehe Werte wie Demokratie und freie Selbstbestimmung in Gefahr, deswegen sei es wichtig, Solidarität mit den Menschen in der Ukraine zu zeigen. Wie das Donaubüro Ulm/Neu-Ulm zudem mitteilte, hat der Großteil der Bündnispartner des "Pakts der freien Städte" einen gemeinsamen Brief an den Kiewer Bürgermeister, Vitali Klitschko, verfasst. Darin sichern sie ihm und der Ukraine ihre Unterstützung zu.
Paneuropa-Union-Vize Raab: "Da mischen sich Bilder"
Am Donnerstag, nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine, sagte der Landesvorsitzende der Paneuropa-Union, Andreas Raab, dem SWR, er fühle sich an den Bosnien-Kroatien-Krieg erinnert. Damals sei er im Rahmen einer humanitärer Hilfsaktion selbst in vielen zerstörten Dörfern und auch im belagerten Sarajevo gewesen: "Das sind die Bilder, die sich da jetzt mischen." Die Paneuropa-Union habe immer gefordert, dass die Ukraine mehr in Europa eingebunden wird. "Die Ukraine wurde in einem luftleeren Raum gelassen (...) und das rächt sich jetzt bitterlich."
Umfrage unter Ukrainern und Russen am Mittwoch in Ulm
Der aus Kiew stammende Mathematiker Vitalii Makogin sprach am Mittwoch im SWR-Interview von Machtlosigkeit: Er ist seit sechs Jahren in Deutschland und arbeitet als Mathematiker an der Universität Ulm. Derzeit wäre er gern in der Ukraine, um seiner Mutter und den Verwandten in der Heimat helfen zu können. Es sei emotional schwierig für ihn, in Deutschland zu bleiben, sagt er. Überlegungen, wie er bald dorthin kommen könnte, gebe es auch schon.
Makogin stammt aus der Region Kiew und telefoniert derzeit beinahe täglich mit seiner Mutter, die als Verkäuferin in der Ukraine arbeitet. Sie mache sich Sorgen, habe aber keine Angst. Das Leben gehe derzeit normal weiter, berichtet der 34-Jährige am Mittwoch.
Die Mutter habe beschlossen, erstmal in ihrem Haus zu bleiben, auch wenn die Situation eskaliert. Szenarien mit Strom- oder Wasserausfall wurden am Telefon schon durchgespielt. Die Kriegssituation kenne man dort aber schon seit 2014 nur allzu gut, sagt der Mathematiker.
Hoffen auf eine friedliche Lösung des Ukraine-Konfliktes
Alexander Schuhmacher aus Ulm sagte am Mittwoch, er hoffe, dass sich die Situation beruhige. Er meint aber auch, dass Russland hierzulande falsch dargestellt wird und spricht von Provokationen des Westens.
"Angst hat glaub' ich jeder, irgendwo."
"Natürlich müssen die Menschen Angst vor Krieg haben", sagt eine aus Russland stammende Frau am Mittwoch. Viele hätten vergessen, was Krieg bedeutet. Kein Essen und viele Notsituationen in der Familie. Eine andere Frau aus Russland kann die Politik derzeit schwer einschätzen, weil sie nicht weiß, was sie in den Nachrichten glauben soll. "Wir schauen deutsches Fernsehen und russisches und überall kommt was anderes", klagt sie.

Grünen-Politiker Joukov hofft auf Sanktionen
Das Problem mit den unterschiedlichen Meldungen kann der aus Russland stammende Ulmer Landtagsabgeordnete Michael Joukov (Grüne) gut verstehen. In den deutschen Medien gebe es eine Vielfalt der Darstellungen. In Russland seien gerade die Massenmedien nicht frei, das sollte einen misstrauisch machen, so Joukov am Mittwoch. Er hofft auf harte Sanktionen der EU gegen sein Heimatland.
Russland/Ukraine: Sorgen auf beiden Seiten
Den sorgenvollen Blick in die Heimat haben die befragten Russen und Ukrainer in Ulm gemeinsam. Auch der Ulmer Musiker Oleksandr Klimas, der aus einer Stadt zwischen Odessa und Kiew kommt, hofft sehr, dass nicht die ganze Ukraine angegriffen wird. Das wäre ein großer Fehler, mit vielen Opfern, sagte er am Mittwoch. Klimas will, dass sein Heimatland unabhängig bleibt.
Einen sehr emotionalen Wunsch hat Klimas' Landsmann Vitalii Makogin. In seiner Familie und seinem Bekanntenkreis bei Kiew habe es einige Corona-Opfer gegeben, so der Wissenschaftler am Mittwoch. Nun stelle er sich durch die Kriegsgefahr die Frage: "Wann bekommen wir in der Ukraine wieder gute, friedliche Zeiten."
"Erst Corona (...), dann Krieg, was für ein Schicksal ist das. Wann bekommen wir einfach ein gutes Leben".