Das Landratsamt des Kreises Donau-Ries habe dem Mediziner inzwischen untersagt, seine Praxis wieder zu öffnen. "Die Praxis ist bis auf Weiteres geschlossen", sagte am Dienstag Landrat Stefan Rößle (CSU). Das habe Auswirkungen auf alle Patienten des Hausarztes, deswegen habe sich der Landrat an die Kassenärztliche Vereinigung Bayerns gewandt und darum gebeten, auf eine mögliche Unterversorgung bei der hausärztlichen Versorgung schnell zu reagieren oder diese zu verhindern.

Mehrere hundert Patientinnen und Patienten seien betroffen, teilten Vertreter des Landratsamtes, der Polizei und der Staatsanwaltschaft in Donauwörth mit. Es habe Menschen gegeben, die nur für den Impfstempel in die Arztpraxis nach Wemding gekommen seien und keine Spritze erhielten. Andere jedoch hätten eine Spritze bekommen und geglaubt, gegen Corona geimpft worden zu sein.
Schon vor Durchsuchungen Gerüchte über Hausarztpraxis in Wemding
Michael Lechner von der Kriminalpolizei sagte am Dienstag, dass es schon seit längerer Zeit Gerüchte in Wemding gegeben habe. Darum hätten sich Patienten schon auf Antikörper testen lassen, bevor es zu Durchsuchungen gekommen sei. Auch seien Hinweise bei der Polizei eingegangen.
Falsche Impfnachweise: Am Anfang der Ermittlungen gegen Hausarzt
Andreas Dobler von der Staatsanwaltschaft bestätigte, dass es zu Unregelmäßigkeiten in der Praxis gekommen sei, weswegen man einen Durchsuchungsbeschluss erwirken konnte. Man befinde sich noch am Anfang der Ermittlungen, umfangreiches Material müsse ausgewertet werden. Weitere Auskünfte zu den Ermittlungen könne man deswegen nicht geben.

Der Fall war am vergangenen Freitag bekannt geworden. Die Praxis und die Wohnung des Mediziners waren durchsucht, Akten beschlagnahmt worden. Dann ging das Gesundheitsamt des Kreises Donau-Ries an die Öffentlichkeit, auch mit dem Namen des Hausarztes - mit der Begründung, Patienten der Praxis Dr. Holst zu warnen. Denn diese wähnten sich im sicheren Glauben, vor dem Coronavirus geschützt zu sein, hieß es weiter.
"Wir mussten handeln, um den Schutz der Gesundheit zu gewährleisten. In der Gesamtabwägung war für mich klar, dass in diesem speziellen Fall die Gefahr für die Öffentlichkeit und Menschen, schwer zu erkranken, höher einzustufen ist, als das Interesse des Einzelnen, dass seine persönlichen Daten nicht bekannt gegeben werden."
Seit Montag können sich Betroffene testen lassen, um zu sehen, ob sie ausreichend Antikörper gebildet haben. Mehr als 130 Männer und Frauen hätten am ersten Tag von dem Angebot des Gesundheitsamtes Gebrauch gemacht, hieß es. Weitere Termine für einen Antikörpertest gibt es am Mittwoch und am Freitag dieser Woche im ehemaligen Impfzentrum in Nördlingen.