"Nein" sagen: Das ist ganz zentral beim Projekt "Echt Klasse". Die 4b der Rhaubuchschule in Heidenheim hat ihn schon gemacht, den Mitmachparcours für Grundschüler. An verschiedenen Stationen geht es darum, was gute und was schlechte Gefühle sind – was Erwachsene dürfen und was nicht. Das Projekt soll den Kinder auf spielerische Weise beibringen, Missbrauch zu erkennen.

Bewusstsein zum eigenen Körper stärken
Ein Beispiel für eine der Stationen: Mehrere Jungs und Mädchen stehen vor einer großen rosafarbenen Stellwand, die die Umrisse eines Kindes zeigt. In der Hand haben sie kreisrunde Magnete. Darauf stehen Begriffe wie Arm, Bauch oder Brust. Zunächst sollen die Kinder die Körperteile benennen und dann markieren, an welchen Stellen sie gerne und an welchen sie ungern berührt werden möchten.

Kinder lernen gefährliche Situationen einzuschätzen
Eine andere Station des Parcours ist ein Guckkasten mit gezeichneten Abbildungen, die die Kinder bewerten und sagen sollen, ob es sich um ein gutes oder schlechtes Geheimnis handelt: Ein Mann zieht einem Jungen die Unterhose herunter. Er legt den Finger an die Lippen. Der Junge auf der Abbildung soll nicht verraten, was hier gerade passiert. Die Antwort für die Schüler der 4b ist deutlich: Schlecht! Ihre Klassenlehrerin Christine Holzwarth findet diese Art zu Lernen genau richtig.
"Die Kinder erkunden das Thema und können sich selbst über die Situationen Gedanken machen."
Das Kieler Präventionsbüro Petze hat die Ausstellung entwickelt. Besonders hilft bei der Prävention von Kindesmissbrauch ein offenes, vertrauensvolles Verhältnis zu den Eltern, so die Kieler Experten. Doch auch immer wieder kommt es vor, dass Pädagogen eingreifen müssen, wenn sich Schüler ihnen anvertrauen.
"Wir gehen sehr einfühlsam auf die Kinder ein, wir stellen Fragen, auf die sie antworten können, aber nicht müssen. Manchmal sind wir dann auch alarmiert."

Laut aktueller Kriminalitätsstatistik für Baden-Württemberg sind Sexualstraftaten im öffentlichen Raum 2021 im Vergleich zum Vorjahr um knapp acht Prozent angestiegen.
Unkontrolliertes Surfen im Internet für Kinder schädlich
Kinder müssten mehr vor schädlichen Inhalten im Internet geschützt werden fordert die erfahrene Lehrerin. Durch soziale Medien und auch Inhalte im Internet würden Kinder mit Material konfrontiert, dass "absolut ungeeignet" sei.
Ausstellung führt zu Reaktionen bei Kindern
Bei einigen Stationen öffnen sich die Kinder, sagt die Projektleiterin, Tatjana Lässig immer wieder. Prinzipiell geht es darum, zu enttabuisieren. Das große Ziel der Ausstellung sei auch mehr Selbstbewusstsein für die Kinder.
"Wenn ich mir Hilfe hole, und ein schlechtes Erlebnis weitererzähle, ist es nicht petzen."
Alle drei Tage wechselt der Mitmachparcours an eine andere Schule. In den nächsten Wochen sollen ihn alle Dritt- und Viertklässler in Heidenheim durchlaufen. Die Ausstellung ist noch bis zum 3. Juni in Heidenheim.