In einer Studie haben die Universitätsklinik Ulm und die Deutsche Traumastiftung zusammen mit dem Ulmer Polizeipräsidium untersucht, wie sich belastende Situationen im Berufsalltag auf Polizistinnen und Polizisten auswirken. Am Mittwoch wurden die Ergebnisse vorgestellt. Zentrale Erkenntnis: 13 Prozent der befragten Beamtinnen und Beamten weisen Symptome einer Posttraumatischen Belastungsstörung auf.
Einer der Teilnehmenden der Studie war Thomas Prottengeier. Der 57-jährige ist Polizeioberkommissar beim Revier Ulm-West. Er beschreibt die Situationen, die ihn auch nach 35 Jahren immer noch mitnehmen, so: "Schwere Unglücksfälle, wenn man mit Toten zu tun hat, mit toten Kindern, oder Angehörigen eine Todesnachricht überbringen muss. Das sind Momente, die sehr stressig sind." Auch Gewalt gegen Polizeibeamte, ob gegen die Kollegen oder gegen sich selbst, seien sehr belastend.
Zum Job als Streifenpolizist gehört auch: Jeden Tag kann alles passieren. Auch das kann die Psyche auf Hochtouren bringen. Prottengeier wollte wissen, ob ihn all das unterbewusst belastet und hat deswegen an der Studie teilgenommen.
Nach zwei Jahren zieht Harald Gündel, Ärztlicher Direktor an der Klinik für Psychosomatik und Psychotherapie, diese Bilanz: "Das Ergebnis der Studie ist, dass ungefähr 13 Prozent der untersuchten Polizeibeamten Symptome einer Posttraumatischen Belastungsstörung haben." Manche Polizistin, mancher Polizist komme Jahre lang zu Unglücken, sehe tote Menschen, Gewalttaten, Bildmaterial von Kinderpornografie und verarbeite das soweit gut.
Es könne aber sein, dass körperliche Symptome auftauchen, ohne dass der Betroffene sie diesen Erlebnissen zuordne, so Harald Gündel. "Das erste, was oft auftritt, sind Durchschlafstörungen, innere Anspannung, Gereiztheit, körperliche Beschwerden, die ich nicht so richtig zuordnen kann, Rückenschmerzen." Dazu kommen bei Traumata dann meist Bilder, die nicht mehr aus dem Kopf verschwinden wollen. Andere dagegen reagieren emotional abgestumpft. "Wenn man immer wieder Dinge erlebt, die eben richtig weh tun."
Polizisten und Polizistinnen erzählen für die Studie aus dem Alltag
Um der eigenen psychischen Belastung auf den Grund zu gehen, mussten die Studienteilnehmenden den Forschenden von verschiedenen Situationen aus ihrem Berufsalltag erzählen. Dabei trugen sie einen Gurt, der ihren Herzschlag gemessen hat. War der Herzschlag trotz der Erzählung einer schlimmen Situation starr und nicht flexibel, deutete das auf eine Belastungsstörung hin.
Polizistinnen und Polizisten können Traumata vorbeugen
Ziel der Studie war es, dass die Teilnehmenden schneller erkennen, wenn sie betroffen sind. Dass sie aber auch lernen, was sie tun können, damit es gar nicht sowas kommt. Der Ulmer Polizeioberkommissar Thomas Prottengeier hat kürzlich sein Ergebnis bekommen: "Da ich ja doch schon sehr lange im Schicht- und Streifendienst bin, war ich schon gespannt, was die psychische Belastung ausgemacht hat. Aber dann war das Ergebnis für mich doch sehr positiv." Er war in allen Bereichen ganz gut aufgestellt. "Sodass ich eigentlich sagen konnte: Ok, so kann ich weitermachen."
Tipps: Gesunde Lebensführung und ausreichend Schlaf
Den Stress im Job verkraftet Thomas Prottengeier ganz gut. Eine Ärztin gab dem langjährigen Polizisten dennoch im Auswertungsgespräch ein paar Tipps an die Hand. Damit er auch in seinen letzten Berufsjahren noch fit und leistungsfähig bleibt: Sport, gesunde Ernährung, genug Schlaf und generell: zur Ruhe zu kommen. "Das mit dem zur Ruhe kommen habe ich dann auch versucht, mehr zu beherzigen. Nicht immer alles so Ernst zu nehmen oder an sich heran zu lassen. Wenn es geht, ein bisschen Abstand zu nehmen und sich nicht in Situationen gleich so herein zu steigern."