Die Kriminalpolizei hat ihre Ermittlungen im Morphin-Fall an der Ulmer Kinderklinik abgeschlossen. (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance/dpa / Christoph Schmidt)

Personalmangel führt zu Engpässen

Kinderklinik Ulm: Jede fünfte Stelle in der Intensivmedizin unbesetzt

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An der Kinderklinik Ulm sind aktuell 20 Prozent der Stellen in der Kinderpflege nicht besetzt. Vor kurzem hatten Ärzteverbände bundesweit wegen des Personalmangels an Kinderkliniken Alarm geschlagen.

Vor allem wegen der Personalnot können von den 18 Intensivbetten in der Ulmer Kinderklinik nicht alle belegt werden. Das hat das Uniklinikum auf Anfrage des SWR mitgeteilt. Planbare Operationen mussten in Einzelfällen bereits verschoben werden. 13 von 69 Stellen sind derzeit in der Kinderintensivmedizin in Ulm nicht besetzt.

Personalmangel in der Kinderklinik in Ulm (Foto: Pressestelle, Uniklinikum Ulm)
Personalmangel an der Kinderklinik: Im Bereich Neonatologie und Pädiatrische Intensivmedizin in Ulm sind aktuell 20 Prozent der Stellen in der Pflege nicht besetzt.

Die Kapazität der Intensivbetten sei stark beansprucht. Neben Personalnot kämen auch Isolationsmaßnahmen erschwerend hinzu, die die Kapazitäten zusätzlich begrenzen. Auch umliegende Kliniken seien hochgradig ausgelastet. Eine Verlegung von Patientinnen und Patienten sei daher nahezu unmöglich.

Dass Schwestern und Pfleger fehlen, merke man an der Ulmer Uniklinik bei jeder Schicht, sagte der ärztliche Direktor der Kinderklinik, Prof. Michael Debatin, dem SWR. "Die Schicht ist jeweils mit einer Kraft weniger besetzt, als wie es möglich wäre, wenn wir die volle Kapazität hätten." Dadurch leide auch die Betreuung der Patientinnen und Patienten. Denn diese sei nicht so "intensiv", wie wenn alle Stellen besetzt wären.

Deutschlandweite Lage laut DIVI noch dramatischer

Nach Angaben der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) können in vielen deutschen Kinderkliniken ein Drittel der Betten wegen Personalmangels nicht genutzt werden - in manchen sogar die Hälfte.

Bei Infektionswellen, wie sie im Herbst in der Regel vorkommen, habe man keine Chance mehr, alle Kinder zu versorgen. Die DIVI warnt davor, dass viele Kinderkliniken diesen Herbst in die Knie gehen werden. Eine weitere Corona-Welle im Herbst könnte auch die Kapazitäten der Kindermedizin in Ulm noch stärker beanspruchen. Auf das Szenario sei die Uniklinik jedoch vorbereitet.

Weniger Personalmangen an den Kinderkliniken auf der Ostalb

Auch in den Kinderkliniken in Aalen und Mutlangen sei die Lage permanent angespannt. "Allerdings sind die Probleme bei uns etwas geringer. Und wir können auch die Intensivstationen noch gut fahren", sagte der Chefarzt der beiden Abteilungen der Ostalb-Kliniken, Dr. Jochen Riedel, dem SWR. In Mutlangen und Aalen gibt es demnach jeweils zehn Intensivbetten. Man könne diese alle belegen, sofern keine allzu schweren Fälle darunter seien.

Grundsätzlich ist die Situation in den Kinderkliniken auf der Ostalb noch relativ gut. "Aber wenn einige Pflegekräfte ausfallen, kann es morgen schon wieder anders sein", sagt der Chefarzt. Früher habe man jedenfalls öfter Kinder von der Ostalb nach Ulm verlegt. "Heute geht es eher anders herum und die Ulmer Kollegen fragen, ob wir in Aalen oder Mutlangen noch Kapazitäten haben", berichtet Riedel.

Baden-Württemberg

Kundgebungen, Kampagnen und Co. Tag der Pflege in BW: Pflegekräfte machen mit Aktionen auf Personalmangel aufmerksam

Am 12. Mai ist der internationale Tag der Pflege. Pflegekräfte in Baden-Württemberg nutzen den Tag vor allem dazu, um auf den Personalmangel in ihrer Branche aufmerksam zu machen.

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SWR