Papiermangel bei Druck-Verlagen und Händler (Foto: SWR, Frank Wiesner)

Preissteigerungen um bis zu 70 Prozent

Weltweiter Papiermangel: Heidenheimer Unternehmer befürchtet Druckereisterben

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Rainer Schlenz

Die Druckbranche steht derzeit massiv unter Druck, denn Papier ist zur Mangelware geworden. Das ist nicht nur für Druckereien schwierig, sondern auch für Verlage und Buchhandlungen.

Matthias Kopp betreibt eine Druckerei in Heidenheim-Mergelstetten. Aber im Moment stehen seine Maschinen still. Er bekommt einfach kein Papier und muss Monate auf seine Bestellungen warten. Bis Januar hätte Kopp auf das Papier warten müssen, "den Auftrag mussten wir canceln", sagt er.

Papiermangel - und auch andere Materialien werden knapp

Lieferprobleme gebe es inzwischen nicht nur beim Papier, sondern auch beim Toner für den Digitaldruck.

"Wir können also auch im Digitaldruck nicht mehr die großen Aufträge annehmen, weil wir nicht wissen, wo wir die Verbrauchsmaterialien herkriegen."

Allein in Baden-Württemberg sind 20.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in 1.200 Betrieben betroffen, sagt der Branchenverband.

Auch der Buchhandel betroffen

Gibt sich nicht geschlagen: Der Ulmer Buchhändler Rasmus Schöll strengt in seinem Kampf gegen das Abholverbot nun ein Hauptsacheverfahren an. (Foto: SWR, Rainer Schlenz)
Kämpft mit Preissteigerungen von bis zu 70 Prozent: Der Ulmer Buchhändler Rasmus Schöll.

Die Papierkrise bekommt auch der Ulmer Buchhändler Rasmus Schöll zu spüren. Er versorgt unter anderem Schulen mit Lernmaterial. Da gebe es immer wieder mal Engpässe, aber so schlimm wie derzeit war es noch nie.

"Wir können den Schulen nicht verbindlich sagen, wenn Bücher fehlen, wann die eigentlich kommen."

So wird der Papiermangel zum Bildungsproblem. Rasmus Schöll muss aber nicht nur auf Bücher warten. Er kämpft auch als Ladenbetreiber, der ja selbst Papier braucht, mit Engpässen und steigenden Papierpreisen mit Aufschlägen von bis zu 70 Prozent.

Weltweite Papierkrise: Finnischer Hersteller hat Produktion umgestellt

Die Frage ist, warum der Markt gerade so durchgeschüttelt wird. Der Heidenheimer Drucker Matthias Kopp sieht als Hauptursache, dass die größte Papierfabrik, die Europa beliefert - ein Unternehmen in Finnland - die Produktion von Grafikpapier auf Verpackungsmaterial umgestellt hat. Dem Markt fehlten derzeit über eine Million Tonnen Grafikpapier für normale Druckereien. Diese Menge wurde laut Kopp von keinem anderen Hersteller übernommen.

Papiermangel bei Druck-Verlagen und Händler (Foto: SWR)
Ein Drittel der Druckbetriebe werden die derzeitige Krise nicht überleben, so die Befürchtung des Heidenheimer Druckers Matthias Kopp.

Hinzu kämen, so der Unternehmer, stark gestiegene Energiepreise und die Belastungen durch die Corona-Pandemie. Die Umsätze seien um bis zu 40 Prozent zurückgegangen. Kopp erwartet, dass ein Drittel der Druckereien diese Krise nicht überleben wird.

Papierkrise betrifft auch kleine Verlage

Auch Buchhändler Rasmus Schöll wird einen Teil seiner Arbeit aufgeben: Er hat einen kleinen Verlag mitbetrieben, der vor allem auf edle Sonderformate gesetzt hat. Ohne entsprechendes Papier aber, mache der Verlagsbetrieb keinen Sinn mehr, so Schöll.

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